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TTT-Formel als Lenkungstechnik

von Marcus Knill

Die TTT - Formel lautet:

Touch -Turn - Talk.

Wird eine Frage gestellt, muss zuerst die Frage berührt werden (Touch). d.h. sie ist anzusprechen, ist kurz zu beantworten, evt. mit einem Nein abzulehnen oder zu stoppen. Dann wird zum Argument gelenkt (Turn). Dieser Teil wird ausführlich, detaillierter, farbiger geschildert, mit einem Beispiel, einer Erzählung oder einer Geschichte (Talk).

Wir haben bei Ueli Maurer und Hansjörg Fehr verschiedentlich festgestellt, dass beide in Interviews die TTT - Formel geschickt anwenden. Beispiel:

Touch: (Bewertung): Die Frage hat nichts mit dem Thema zu tun.
Turn: (Rückführung): Wir reden heute von der Jugendkriminalität und
Talk: (Vertiefung der eigenen Argumentation): Gestern hat mir eine Lehrerin erzählt ... (Es folgt nun das Erlebnis einer Lehrerin, die unterstreicht, dass Grenzen gesetzt werden müssen)


Bei der TTT-Formel sollte im ersten Teil (Touch) die Frage - wenn möglich - kurz beantwortet werden. Ein Nein als Stopsignal kann schon genügen. Ein zu plumpes Lenken wird jedoch als plumpes Ablenkungsmanöver gewertet. Und Journalisten schätzen eines nicht: Wenn ausgewichen wird und Fragen nicht beantwortet werden. Wenn jemand gefragt wird: "Wie viel Uhr ist es?" Und er antwortet: "Draussen ist schönes Wetter", so stört dies. Die TTT-Formel ermöglicht es, zuerst auf die Frage kurz einzugehen und dann die Brücke zu bauen zur eigentlichen Botschaft. Diese wird dann im Talk ausführlich formuliert.

Einige Touch-Muster:
  • Stimmt nicht ... So ist es
  • Haben wir auch schon gehört. Doch ...
  • Die Frage basiert auf einer Vermutung ...
  • Wir beschäftigen uns mit einer anderen Frage ...
  • Das ist Ihre Meinung ...
  • Diese Frage beleuchtet einen anderen Aspekt. Wir...
  • Drüber müssen wir später auch reden. Jetzt ...
  • Das haben wir auch schon gelesen. Wer den Sachverhalt kennt, weiss, dass...
  • Aufgepasst. Sind Sie nicht einer Fehlinformation aufgesessen? Wir...
  • Die Bevölkerung interessiert vielmehr zu erfahren ...
Vorteile der TTT- Formel:
  • Sie lernen gut zuzuhören
  • Sie gehen auf die Fragen ein, fokussieren die Fragen und können sie auch einordnen oder bewerten
  • Sie übernehmen die Gesprächsführung, indem Sie zum Thema zurückführen
  • Sie unterbinden verbale Spielchen
  • Sie bleiben beim Gesprächsthema und können sich positionieren
  • Sie akzeptieren keine Unterstellungen, Vermutungen
  • Sie verunmöglichen, dass negative Begriffe durch Wiederholung geankert werden
  • Sie nehmen zwar die Frage auf, ohne dass Sie sich auf ein Nebenthema einlassen


Grundsätzliches:
  1. Formulieren Sie immer positiv.

    Anstatt: Das ist nicht das heutige Thema
    Positiv: Wir reden heute über die Bilanz.
    Anstatt: Das stimmt nicht. Wir haben keine Leichen im Keller!
    Positiv: Stimmt nicht! Unsere Revisoren haben eindeutig festgestellt.


  2. Reden Sie stets prägnant, knapp, einfach und verständlich
  3. Verzichten Sie auf Weichspüler


Achten Sie im Alltag, bei Interviews oder Diskussionen, wer wie lenkt. Wir können auch beobachtend lernen. Lenkungstechniken müssen trainiert werden. Das Lesen dieses Beitrages allein genügt noch nicht. Wir sind gerne bereit, Sie im Simulator individuell so zu schulen, sodass sie die TTT-Formel im Alltag überzeugend anwenden können.


Die TTT Formel war ursprünglich nur für Präsentationen vorgesehen:

  1. Zuerst die "Folie" (Chart) ansprechen, sich dann
  2. dem Publikum zuwenden um nachher
  3. über die Kernbotschaft des Chart zu reden.
Dieses TTT Prinzip des Didaktikzentrums der ETH bezieht sich nur auf Präsentationen. Man findet die Formel auch für die Presentation auf dem Flipchart oder Wandtafel: zuerst Schreiben (touch), dann sich dem Publikum zuwenden (turn) und erst dann sprechen (talk). Wir setzten nun diese "klassische" Formel auf die Dialogik, Argumention und das Antworten um.


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28. Juli 2007




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