"Worte haben keine Energie, solange sie nicht ein Bild auslösen.
Das Wort an sich bedeutet nichts, rein gar nichts.
Etwas, was ich immer im Auge behalte, ist:
Welches sind die Worte, die bei den Menschen Bilder auslösen?
Denn: Die Menschen folgen dem Gefühl des Bildes."
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Dieser Gedanke von
Virginia Satir (1916-1988) ,
Dozentin für Familientherapie, gilt auch für alle Führungskräfte.
Die Praxis bestätigt: Nicht nur Politiker reden zu allgemein, zu abstrakt.
Auch bei Vorgesetzten fehlt bei Argumentationen meist das konkrete
Beispiel oder das passende Bild.
Dass vor allem Bilder und Beispiele Verhaltensänderungen bewirken und
Überzeugungsprozesse beschleunigen, das hat die Werbung längst
erkannt. Selbst in die Bibel wirken Gleichnisse als Verständlichkeitshelfer.
Geschichten und Beispiele sind stets eindringlicher als abstrakte Aussagen.
Bildhaftes gelangt zudem ins Langzeitgedächtnis.
Nicht nur bei der Suggestopädie, auch beim Autogenen -Training oder bei
der Hypnose spielen Bilder eine zentrale Rolle. Selbst bei Spitzensportlern
erwirkt der Mentaltrainer bei seinen Athleten dank inneren Bildern
aussergewöhnliche Leistungen.
Eine Schwimmerin in Sydney war fähig, während des Wettkampfes sich
in das Bild einer im Weltall schwebenden Person zu versetzen, welche mit
Delphinbewegungen und grosser Geschwindigkeit dem nächsten Stern
nähert.
Die Bildrhetorik machte uns erneut bewusst, dass Führungskräfte bei
Sitzungen und Gesprächen das "Spiel mit den Beispielen" verlernt haben.
Die Kunst, komplexe Sachverhalte mit einem Vergleich oder einem
passenden Beispiel zu veranschaulichen, ist schnell erlernbar. Die Technik
besteht darin, einen abstrakten Sachverhalt oder eine allgemeine
Aeusserung nur mit einem konkreten Beispiel zu veranschaulichen. Das
Abstrakte wird einfach mit dem Bild gekoppelt.
Das Reden mit einleuchtenden treffenden Vergleichen, Bildern oder
Beispielen hat immer den grossen Vorteil, dass die abstrakten, schwierigen
Sachverhalte gesehen werden können.
Weshalb? Das konkrete Bild, das vor dem geistigen Auge steht, wird dadurch auch
vorstellbar, greifbar-begreifbar, fassbar.
Die Schwierigkeit besteht nur, wenn unstimmige Bilder, Analogien oder
Metaphern benutzt werden.
Franz Hohler verstand es, unpassende
Vergleiche so zusammenzufügen, dass die Anwendung falscher Analogien
bewusst wird z.B:
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"Dann ist noch ein saurer Apfel da, dem man auf die Beine helfen müsste.
Die kalte Schulter der Exportverbände dreht unseren Produzenten eine
lange Nase. Und wer muss den Kopf herhalten? Das Schweizer Ei, das sich
ohnehin mit Händen und Füssen wehren muss, dass es nicht an die Wand
gedrückt wird." Für den Text. (Quelle: Nebelspalter 14/1969), siehe
hier.
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Beim bildhaften Reden oder bei allen Beispielen gilt es zu bedenken: Passt
der Vergleich oder das Beispiel?
Ist das Beispiel auch adressatengerecht? Wer bei Eskimos die
Mondlandschaft mit Sanddünen vergleicht (Analogie mit der Wüste), so
bringt dies dort wenig; denn die Eskimos haben noch nie eine Sandwüste
gesehen.
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