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Seminaritis


von Marcus Knill

Weiterbildung wird heute in den meisten Betrieben gross geschrieben. Wer sich nicht weiterbildet, bleibt stehen. Lebenslanges Lernen ist und bleibt ein Muss. Firmen buchen Seminare. Schulungskonzepte werden erstellt. Dies ist erfreulich. Doch: Ernüchternd ist die Feststellung, dass viele Seminare keine langfristigen Erfolge bringen. Die Teilnehmenden erleben zwar viel, nach dem Seminar bleibt der einzelne aber mit den vielen Erkenntnissen allein. Im Alltag kann dann die Fülle von Informationen nicht umgesetzt werden.


Schönmalerei und fehlende Zielsetzung

Zu oft werden in Eintagsfliegen-Seminaren negative Denkmuster nur überlagert. Was unter dem Teppich liegt, bleibt zugedeckt. Schönmalerei ist kein tauglicher Weg zum Erfolg. Nur wer selbst etwas zur Veränderung und Verbesserung beiträgt, merkt, dass gute Seminare keine Wunder versprechen können. Prüfen Sie deshalb immer den Bezug zur Alltagsrealität. Leider gibt es auch Seminare, bei denen die Zielsetzung fehlt oder deren Inhalte während des Seminars beliebig geändert werden. Wenn Äpfel in der Ausschreibung angepriesen werden, dürfen später nicht plötzlich Birnen angeboten werden.


Gefühlsdynamik

In Seminaren kommt es gerne zum Gefühlsorgasmus. In jeder Gruppe entsteht eine Dynamik, die sich von der im trockenen Alltag unterscheidet. Der Gedankenaustausch während des Seminars bewirkt einiges und kann hilfreich sein. Man kann sich austauschen (Pausen, Essen, während der Gruppenarbeit oder am Abend).

Im Seminar erkennen wir, dass wir nicht allein sind mit unseren Problemen. Das darf aber nicht das Hauptziel eines Seminars sein. Es ist gewiss schön, neue und sympathische Leute kennen zu lernen. Bei jedem Seminar zeigt sich, dass Seminare eine gute Basis für ein glückliches "Wir-Gefühl" sind. Es entstehen Gefühle, die im Alltag, bei der eigenen Familie oder am Arbeitsplatz kaum so offen ausgelebt werden können.


Suchtgefahr

Es gibt Seminarteilnehmer, die werden gleichsam süchtig nach diesem gemeinsamen Gefühlserlebnis im Labor "Seminar". Das Seminar wird zu einer Gefühlsoase. Zurückgekehrt in den tristen Alltag, wird dann sofort as nächste Seminar gebucht. Denn: Man möchte wieder Leute finden, die so viel Verständnis zeigen für die eigenen Probleme. "Seminaritis" kann zur Sucht werden, wenn das Seminarerlebnis zum Selbstzweck geworden ist und das Gelernte nicht in den Alltag transferiert werden kann. Seminare, die keine konkreten tauglichen Werkzeuge für den Alltag vermitteln, sind nach unserem Dafürhalten eine schlechte Investition.


Längerfristiger Nutzen

Gute Schulungen und Seminare zeigen ihren Nutzen erst nach Monaten in der Praxis. Obschon viele Anwendungen einen raschen Erfolg versprechen und sich viele Menschen komplizierte (je komplizierter umso teurer?) Methoden wünschen, zählt letztlich nur der Transfer zum Alltag. Wunder dürfen nie erwartet werden. Doch dürfen wir davon ausgehen, dass ein gutes Seminar konkrete individuelle Werkzeuge vermittelt, die sich in der Praxis bewähren.


Messbarer Nutzen

Der Erfolg bei der Weiterbildung beruht auf mehreren Säulen: Dem Inhalt, dem Coach und dem Weiterbildungskonzept. Gemeinsam beeinflussen sie die Wirkung. Der Inhalt muss einen Bezug zu den Teilnehmenden, aber auch zur Tätigkeit im Alltag haben. Ausbilder müssen nicht nur lernpychologisch und didaktisch geschult sein. Die Leitung soll den Teilnehmenden während der Schulung nur einen Schritt voraus sein, nicht kilometerweit. Gurus sind nicht gefragt. Man braucht Ausbilder, die einen Bezug zur Realität haben und die Teilnehmer individuell befähigen können, sich im Alltag selbst weiterzuhelfen. Seminare basieren auf einem Zwei-Komponenten-System: Zuerst muss das Bild der momentanen Situation (Ist-Zustand) erarbeitet werden. Dann gilt es, konkrete Werkzeuge (sogenannte "Tools") mitzugeben, die helfen, die entsprechenden Situationen zu verbessern. Die Ziele müssen stets so formuliert sein, dass sie mess- und überprüfbar sind.


Umsetzbarkeit

Wer von der "Seminaritis" angesteckt ist, wird sich in der Praxis keine Zeit mehr nehmen, das Gelernte umzusetzen. Er bucht sofort das nächste Seminar. Es kommt zu einer zusätzlichen Reizüberflutung. Das neuste Seminar, der neue Guru und die neuste Methode lockt. Anstatt das Gelernte erst einmal umzusetzen, folgt die Flucht aus dem Alltagsgeschäft. Durch das unablässige Eilen von Seminar zu Seminar, kann ein Treten am Ort passieren: Trotz ihrer Aktivität kommt es zu keiner konkreten Verbesserung. Anstatt das Alltagsklima zu verbessern, wird in die heile Seminarwelt geflüchtet, in einen geschützten Raum, wo sich alle so gut verstehen.


Fazit

Weiterbildung ist ein Muss. Doch die schönsten Seminarunterlagen nützen nichts, wenn sie zu Hause verstauben und kein einziger Lernpunkt konkret umgesetzt werden kann. Der Seminarort darf gewiss schön und die Teilnehmenden sympathisch sein. Doch zählt nur der Erfolg im harten Alltag. Müssten die Seminaranbieter die Kosten zurückzahlen, falls der vermittelte Lernpunkt nicht in die Praxis umgesetzt werden kann, würden viele Seminare neu konzipiert. Das Erworbene muss im Alltag anwendbar sein. K+ K verspricht Ihnen ein individuelles Coaching, dessen Erfolg nachträglich im Alltag überprüft werden kann.
Gute Seminare:
  • haben messbare Ziele (werden ausformuliert und eingehalten)
  • wirken nachhaltig (führen konkret zu Verbesserungen)
  • werden von erfahrenen Leitern durchgeführt (Leistungsnachweis)
  • es wird praxisbezogen, lösungs- und ressourcenorientiert gearbeitet
  • Teilnehmerzahl ist begrenzt
  • haben transparente Kosten


Online: 22. Juli, 2005




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