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Pause als Baustein der Rhetorik


von Marcus Knill


Die wenigsten Redner sind sich bewusst, wie wirkungsvoll und hilfreich gezieltes Warten und Innehalten vor und während des Sprechens ist. Es gibt nicht nur die Startpause. Die Pause hilft auch nach einer Irritation oder bei Überraschungen. Das ruhige Warten kann zudem hilfreich sein, wenn man den Faden verloren hat.



Im Lehrbuch "Natürlich - zuhörerorientiert - aussagezentriert reden" Hölstein, 1991) wird die Bedeutung der Pause als wirkungsvoller Gegensatz zum Reden unterstrichen. Es listet die verschiedenen Funktionen der Pause auf:


Beispiel: Bei unzähligen Beratungen habe ich gesehen, dass die wenigsten Menschen, auch bei Personen, die im Beruf viel reden müssen (wie Juristen, Lehrer, Aerzte, Politiker) sich bewusst sind, wie wichtig Pausen sind. Ich habe oft das Gefühl, dass sie nie gelernt hatten, mit Pausen umzugehen.




Pausenloses Sprechen tötet die Dynamik, erschwert das Mitdenken und damit auch das Verstehen.

Beispiel: Hätte sich zum Beispiel Edmund Stoiber richtig coachen lassen, hätte man ihm beigebracht, Punkte zu setzen (sprich: Pausen zu machen). Vielleicht wären seine legendären Ähs nicht zum Stolperstein geworden.


Die Bedeutung der Pause als Denkzimmer ist mir während der letzten Jahre vor allem in der Medienrhetorik bewusst geworden. Immer wieder betonte ich, Zuhören, warten, denken, erst dann reden:




"Nur wer überlegt ist überlegen!"

Beispiel: Eine bekannte Persönlichkeit wollte im Mediensimulator von uns erfahren, welche blinden Flecken sich in den letzten Jahren eingenistet haben. (Die Person wusste: Wer nicht ständig an sich arbeitet, merkt nicht, dass sich unbemerkt Marotten einschleichen). In diesem Fall stellten wir fest: Der Profi sprach zu geschliffen, aber auch pausenlos. Er wurde dadurch schlechter verstanden. Ich schrieb diesem erfahrenen Profisprecher auf sein Feedbackblatt folgenden Text:

"Die Pause ist ein Punkt!"


Während wir einen Gedanken aussprechen, haben wir mindestens drei bis vier weitere Gedanken parallel im Kopf (Assoziationen). Im Unterbewussten switchen in unserem Gehirn abertausende von Informationsbits zwischen den Synapsen umher. Weil wir in der Regel viel schneller sprechen, als es die Zuhörer verarbeiten können, sind Pausen unumgänglich (damit die Informationen "verdaut" werden können). Die Pause ist somit ein wichtiger Verständlichkeitshelfer. Es gibt nicht nur die Strukturierungspause. Pausen sind wichtig als Vordenk- und Nachdenkpausen. Aber es sind immer Pausen. Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf das Buch "Innehalten" von Peter Heintel aus Klagenburg hin.




So wie die Kaffepause hilfreich sein kann, wenn wir nicht mehr weiter kommen, so segensreich ist auch die Sprechpause!

12. Juli, 2007




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