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Angst vor Fragen


Vor Interviews, Präsentationen, Vorstellungsgesprächen oder Meetings haben viele grosse Angst vor Fragen. Die Furcht davor, keine Antworten geben zu können, verstärkt solche Ängste. Durch das Ueben von Fragen und Antworten können wir unsere Einsstellung positiv beeinflussen. Schlechte Verteidigungsstrategien verstärken jedoch das Unbehagen vor Fragen.


Fragwürdiges Verhalten

Der Hinauszögerer
Zu Beginn sagt er: "Meine Damen und Herren, bitte sparen Sie sich die Fragen bis zum Schluss auf." Der Verzögerer rechnet damit, dass er keinen Schluss finden wird und hofft dadurch keine Fragen beantworten zu müssen. Oder Fragen werden mit der Bemerkung "Darauf gehe ich später ein" aufs Eis gelegt. Der Redner hofft auch hier, dass sich später niemand mehr an die Fragen erinnert. Mit dieser Verzögerungstaktik geben wir den Zuhörern zu verstehen, dass die eigenen Ausführungen wichtiger sind als die Klärung des Gesagten. Mir wurde erzählt, dass bei einem Vortrag ein Manager nach einer derartigen Abfuhr den Raum verlassen hatte mit der Bemerkung, er werde in seinem Büro warten, bis er einen Anruf erhalte, wann der Zeitpunkt gekommen sei, an dem der Referent auf die Frage einzugehen gedenke.


Der Angsthase
Er verlangt die Fragen schriftlich, um sie am nächsten Abend beantworten zu können. Ich hatte als Präsident der Volkshochschule einmal einen Psychiater als Redner. Er war belesen und intelligent. Doch fürchtete er sich vor Fragen, die er nicht beantworten konnte. Deshalb bat er mich, auf eine Fragerunde zu verzichten oder die Fragen auf Zettel schreiben zu lassen und einzusammeln. Da er kein zweites Referat hatte, nahm er die Blätter mit und wählte zur Beantwortung die Fragen aus, die ihm genehm waren.


Der Sprudler
Er spricht wie ein Maschinengewehr ohne Punkt und Komma. Die Worte gehen ihm nie aus. So haben die Zuhörer gar keine Gelegenheit, in einer Pause eine Zwischenfrage zu stellen Der Herausforderer Er füllt seine Charts mit allen notwendigen Informationen. Alle Fussnoten, Vorbehalte, Quellenangaben usw. sind aufgeführt. Die Zuhörer werden herausgefordert Fragen zu stellen. Falls sie fragen, stellen sie sich bloss, weil die Frage in einer unleserlichen Fussnote schon beantwortet ist. Der Dunkelmann Er arbeitet mit einem Beamer und verdunkelt den Raum - mehr als notwendig. Ihm ist egal, dass die Zuhörer einschlafen können. Er möchte lediglich nicht bemerken, wenn jemand die Hand hebt. Bei Wortmeldungen kann er immer so tun, als habe er nichts gesehen.


Der Blickvermeider
Er dreht dem Publikum den Rücken zu und liest vor, was auf der Leinwand steht. Wer den Blickkontakt missachtet kann übersehen, dass Zuhörer etwas fragen möchten. #endtext
Die Einstellung ist ausschlaggebend.

Fragen aus der Welt zu schaffen, ist der falsche Ansatz. Wir müssen unsere Einstellung den Fragen gegenüber ändern! Die Zuhörer wollen uns nicht in eine heikle Situation bringen, um auszuloten, ob wir keine Antwort mehr wissen. Sie wollen Informationen oder es geht um Klärungsfragen. Wir müssen das Frage- und Antwortspiel kennen lernen. Etwas vom Wichtigsten: Können wir eine Frage nicht beantworten, fällt uns kein Stein aus der Krone, wenn wir zugeben, dass wir diese Frage zu diesem Zeitpunkt nicht beantworten können. Die Kompetenz eines Redners zeigt sich daran, wie er mit offenen Fragen umgeht, die er nicht beantworten kann. Grundsätzliches beim Beantworten von Fragen: warten - innehalten - nachdenken, bevor man antwortet! Beginnen wir immer nach einer kurzen Pause zu antworten. Diese Pause hat viele Vorteile: 1. Der Fragsteller hat das Gefühl, dass sein Frage ernst genommen wird 2. Der Antwortende kann überlegen, d.h. die Antwort ordnen 3. Die Frage kann geklärt werden. Habe ich richtig verstanden...? 4. Die Anwesenden werden zum Mitdenken animiert Das ANHOEREN der ganzen Frage ist enorm wichtig Wird eine Frage gestellt, beginnen viele mit der Vorformulierung der Antwort, anstatt die Frage bis zum letzten Wort anzuhören. Bei Interviews können durch Weghören beispielsweise Unterstellungen überhört und damit nicht sofort zurückgewiesen werden. Werden wir etwas gefragt, beginnen wir in der Regel unverzüglich zu überlegen: "Kann ich darauf antworten?- Weiss ich eine Antwort? - Weiss ich keine Antwort? - Ja ich könnte antworten!" Dann ist die Freude so gross, dass wir den Fragesteller unterbrechen, bevor er seine Frage beendet hat.

Wer gelernt zu warten gelernt hat, profitiert in mehrfacher Hinsicht: - Häufig beantwortet der Fragesteller seine Frage selbst, während wir versuchen, sie zu beantworten - Während Sie warten, folgen oft noch hilfreiche Zusatzgedanken des Fragestellers, weil er die Pause nicht erträgt




Verzichten Sie auf detailliertes, langatmiges Antworten.

Beantworten Sie nur die Frage, die gestellt wurde- nicht mehr! Viele beantworten auch Fragen, die gar nicht gestellt wurden - nach dem Motto: "Ich weiss nicht nur eine Antwort. Ich weiss noch mehr!"

Antworten Sie nicht nur dem Fragesteller

Im Gegensatz zum Interview antworten Sie in Meetings oder Fragerunden allen Zuhörern - nicht nur dem Fragsteller, damit alle Anwesenden einbezogen werden. Nehmen Sie während der Antwort Blickkontakt auf mit einzelnen Zuhörern Versichern Sie sich beim Fragesteller, ob die Frage vollständig beantwortet wurde. Damit erreichen Sie, dass Sie richtig verstanden worden sind und Ihre Antwort nicht völlig daneben lag.

Es gibt keine dummen Fragen.

Selbstverständlich gibt es ungeschickte Fragen. Doch kein Fragesteller findet seine Fragen dumm. Dies gilt vor allem bei Interviews. Sie sollten nie einem Journalisten zeigen, dass er eine falsche Frage gestellt hat. Sie dürfen hingegen die Frageart benennen Wenn Sie merken, dass eine Suggestivfrage gestellt wird, lassen Sie durchblicken , dass Sie das erkannt haben.Beispielsweise: "Obwohl dies Frage einen suggestiven Charakter hat...."

Reagieren Sie professionell

Falls jemand aggressiv fragt: Lassen Sie sich nicht anstecken. Beantworten Sie die Frage in ruhigem Ton. Antizyklisches Verhalten lohnt sich. Sarkastische, höhnische oder giftige Reaktionen werden meist zum Bumerang. Falls Sie jemand mit einem Schwall von Fragen überhäuft, ist Geduld gefraft. Ruhig und kurz antworten. Den Blickkontakt am Ende der Frage unterbrechen und eine andere Person anschauen. Wenn alles nichts nützt - auf die Zeitlimit hinweisen und den Teilnehmer bitten, am Schluss vorbeizukommen. - Falls Sie eine Fachfrage oder Fakten nicht beantworten können: Geben Sie es zu. Sie können sogar den Fragesteller loben, dass er etwas angesprochen hat, das noch bedacht werden muss. Im Team können Sie die anderen Mitglieder um eine Meinung bitten. Es gibt noch andere Möglichkeiten:

Fragen Sie die anderen Zuhörer, ob jemand diese Frage beantworten kann.

Sagen Sie, dass Sie der Sache nachgehen und die Antwort nachliefern werden. Verlangen Sie die Anschrift und halten Sie Ihr Versprechen Fragen vorwegnehmen oder nicht? Vor allem in der Vorbereitung sollten Sie alle möglichen Einwände und Fragen aufschreiben und antizipieren. Es lohnt sich jene heiklen Fragen - mit denen mit Sicherheit gerechnet werden muss - bereits in der Präsentation zu beantworten und damit den Wind aus den Segeln zu nehmen.




Warten-Nachdenken. Die Antwort präzisieren und mit einem konkreten Beispiel, einer Geschichte oder einem Erlebnis anreichern.

7. Oktober 2009




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