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Der Personalchef fragt den angehenden
Sektionschef beim Vorstellungsgespräch
"Was ist ihre Hauptstärke?"
Der Bewerber - welcher diese Frage zu Hause auf Anraten des Coach
antizipiert hatte - antwortet:
"Ich bin flexibel. Ich kann mich dem Adressaten anpassen und ich werde
somit viel besser verstanden."
Im Glauben, gut geantwortet zu haben, lehnt sich der Bewerber mit guten
Gefühlen im Sessel zurück. Nun erwidert der Personalchef im
freundlichen Ton:
"Haben sie nicht Probleme damit, im Alltag als Windfähnchen
abgestempelt zu werden? Als ein Chef, der keine eigenen Meinung hat?"
Nun steht der Bewerber an der Wand - schluckt leer und weiss nicht mehr
weiter. Der angehende Sektionschef hat zwar gelernt, beim Vorstellungsgespräch Fragen zu antizipieren, die Antworten vorzubereiten und die persönliche Stärke "flexibel" zu konkretisieren. Er hat keine weiteren Stärken aufgezählt, da er nach der Hauptstärke gefragt. Bei der Vorbereitung hat er aber unterlassen, den Begriff "Flexibilität" für sich selbst zu definieren. Durch diese Klärung wäre es ihm möglich gewesen, die zweite provokative Frage des Personalchefs zu durchschauen, den Begriff richtig einzuordnen und abzugrenzen: zum Beispiel "Fexibilität bedeutet, eine Meinung nicht zu verleugnen. Ich verstehe beispielsweise darunter, dass ich die harte Kritik eines Untergebenen entgegennehme - schweige - ihn ruhig anhöre und für seinen Aerger Verständnis zeige. Verstehen heisst für mich nie, einverstanden zu sein." Flexibilität bei Kommunikationsprozessen ist im Allgemeinen wichtig. Die ehemalige Volksbank hatte einmal "Flexibilität" als Jahresmotto in einer Broschüre "Orientierung" ausführlich beschrieben. Das Motto wurde mit einem Schilfrohr visualisiert. Dieses Bild des Schilfroher blieb in Erinnerung. Ein Schilfrohr biegt sich im Sturm und kann sich nachher wieder unbeschadet aufrichten. Eine starre Eiche hingeben gibt im Sturm nicht nach und der sperrige Ast bricht ab. Stures Verharren ist somit in stürmischen Situationen nie gut. Auch im Job nicht oder bei zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen lohnt sich flexibles Verhalten in stürmischen Situationen. |
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La Fontaine Die Eiche und das Schilfrohr Die Eiche sprach zum Schilf: "Du hast, so scheint mir, guten Grund, mit der Natur zu grollen: Zaunkönige sind dir schon eine schwere Last; der Windhauch, der in leisem Schmollen kräuselt des Baches Stirn unmerklich fast, zwingt dich, den Kopf zu neigen, indes mein Scheitel trotz der Sonne Glut wie hoher Alpenfirn und auch des Sturmes Wut es nicht vermag, mein stolzes Haupt zu beugen. Was dir schon rauher Nord, scheint linder Zephir mir. Ja, ständst du wenigstens, gedeckt von meinem Laube, in meiner Nachbarschaft! O glaube, meinen Schutz gewährt' ich gerne dir; du würdest nicht den Sturm zum Raube. So aber steht am feuchten Saum des Reichs der Winde du in preisgegebnem Raum. An dir hat die Natur sehr ungerecht gehandelt!" "Das Mitleid", sagt das Rohr, "das dich anwandelt, von gutem Herzen zeugt's, doch sorge nicht um mich! ich beug' mich, doch ich breche nicht. Zwar hieltst du dich und standst, wie furchtbar sie auch schnoben, fest, ungebeugt bis heut an deinem Ort. Doch warten wir!" Kaum sprach das Rohr dies Wort, da, sieh, am Horizont in schwarzer Wolke zeigt sich und rast heran, ein Sturmessausen; des Nordens schlimmsten Wind hört man da brausen. Fest steht der Baum, das Schilfrohr aber neigt sich, Der Sturm verdoppelt seine Wut und tobt, bis er den fällt, des stolzes Haupt dem Himmel sich gesellt und dessen Fuss ganz nah dem Reich der Toten ruht. |
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