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Diskutieren - aber wie?

von Marcus Knill

Diskussion

"Die Diskussion ist eine Sonderform des Gesprächs. Sie umspannt ein weites Feld vom alltäglichen Zwiegespräch bis hin zur grossen Auseinandersetzungen, z.B. im Anschluss an einen Vortrag. Diskutieren heisst auch erörtern. Das Wort kommt vom lateinischen discutere, das auch die Bedeutungen zerschlagen, auseinandersetzen, zerlegen hat. Rudolf Steiger definiert in seinem Lehrbuch der Diskussionstechnik "Diskussion" wie folgt:
"Diskussion ist eine häufig lebhafte Auseinandersetzung über ein bestimmtes Thema, wobei das Diskussionsziel im hohem Masse die Diskussionsform, die Diskussionstechniken sowie die Anzahl und Zusammensetzung des Teilnehmerkreises bestimmt."


Hinweise für erfolgreiches Diskutieren

Viele Diskussionen scheitern, weil
  • nicht gesagt wurde, um was es geht
  • die Podiumsteilnehmer nicht vorgestellt werden
  • keine Spielregeln (Zeitplan) festgelegt worden sind
  • die Diskussionsergebnisse nicht zusammengefasst werden
  • Fragen nicht beantwortet werden
Wollen Sie,
  • dass eine Diskussion mehr ist als eine Sitzung, an der viele reden und wenig herausschaut?
  • dass die Diskussionteilnahme nicht zum Sieg, sondern zum Gewinn wird?
  • eine Diskussion leiten können?
Dann beherzigen Sie folgende methodischen Hinweise:
  • Diskussion auf das Wesentliche beschränken. (Priorität kommt vor Vollständigkeit).
  • Veranschaulichen Sie und sorgen Sie für Verständlichkeit
  • Geben Sie immer wieder eine Übersicht (Traktanden/Wo stehen wir?)


Diskussionsformen



Diskussion nach einem Vortrag

  • Es können Verständigungsfragen gestellt werden
  • Referent gibt Zusatzinformationen
  • Ausführungen werden relativiert, ergänzt




Gruppen- oder Rundgespräch

  • Informations- und Meinungsaustausch
  • Entscheidungsfindung
  • Verständnisförderung für andere Standpunkte




Podiumsdiskussion

  • Meinungsaustausch
  • Erarbeitung interdisziplinärer Aspekte




Forumsdiskussion

  • Wissenslücken schliessen
  • Zusätzliche Informationen erhalten
  • Klare Stellungsnahmen verlangen
  • Meinungsaustausch fördern




Streitgespräch

  • Meinungsbildung fördern
  • Gegenseitige offene Kritik
  • Darlegung extremer Standpunkte
  • Entscheidungsfindung vorbereiten




Brainstorming

  • Gedanken spontan zusammentragen
  • Vielseitige Ideensammlung
  • Kreative Lösungsansätze sammeln




Panelgespräch

  • Eine Gruppe von Fachpersonen werden innerhalb eines bestimmtes Zeitraumes mehrfach befragt
  • Themenkreis von verschiedenen Seiten beleuchten


Vorbereitung



Vorbereitung auf die Teilnehmenden

  • Wer diskutiert?
  • Wer hört zu?
  • Vorkenntnisse?
  • Erfahrungen?
  • Grundeinstellung?
  • Interessen?
  • Mit welchen Verhaltensweisen muss ich rechnen?
  • Was tun, bei aggressivem Verhalten (bei Provokationen)?




Inhaltliche Vorbereitung

  • lesen
  • Internet
  • Materialsuche
  • Stoff sammeln
  • Stichworte
  • Fachzeitschriften
  • Fakten, Zahlen
  • Mind map erstellen
  • Karteikarten
  • Argumente PRO und CONTRA sammeln (Argumentationskatalog)
  • Spielen Sie bewusst den "Advocatus Diaboli" (Anwalt des Teufels) Die Sicht aus der Gegenseite erweitert den Horizont.




Themenwahl uud Themenformulierung

  • Auf Interessenlage des Zuhörerkreises zuschneiden
  • Auf Aktualität ausrichten
  • Zukuftsfragen behandeln
  • Titel als Frage
  • Leicht provozierende Behauptung
  • Appell
  • These/Antithese
Das Thema muss Aufmerksamkeit wecken. (Ähnlich bei einem Titel zu einem Buch oder Zeitungsartikel).




Organisatorische Vorbereitung

  • Termin
  • Tageszeit
  • Ort/Raum
  • Diskutanten orientieren
  • Werbung
  • Persönliche Briefe
  • Absprachen (Infrastruktur)
  • Orientierung der Helfer
  • Letzte Kontrollen


Durchführung



Erfolgreich diskutieren

  • Wer fragt, führt
  • Bringen sie Ihre Beiträge in der "ICH form"
  • Weisen Sie unfaire Dialektik zurück
  • Lenken: Zum Thema zurückkommen




Vermeiden Sie:

  • Fallen sie nicht ins Wort
  • Lassen Sie sich aber auch nicht unterbrechen
  • Kleben Sie nicht an den Unterlagen
  • Weichen Sie nicht vom Thema ab
  • Stellen Sie keine Suggestivfragen
  • Lassen Sie keine Behauptungen oder Unterstellungen im Raum stehen
  • Reden Sie nicht zu lange
  • Antworten sie nicht mit Killerphrasen




Fair diskutieren

  • Gegner zu verstehen versuchen - aber nicht mit Inhalt einverstanden sein
  • Freundlich bleiben
  • Die Sache angreifen, nicht die Person (Harvard Prinzip)
  • Machen Sie den Gegner zum Partner
  • Suchen Sie Uebereinstimmungen




Setzen Sie sich mit den unfairen Mitteln auseinander, die oft Erfolg haben

  • Es werden Ihnen unehrenhafte Motive unterstellt
  • Sie werden über die Unschärfe Ihrer Sprache angegriffen
  • Ihre Argumente werden zergliedert und die Teile neu zusammengefügt
  • Ihre Argumente werden auf eine andere Ebene verlagert
  • Wie werden gereizt und werden zu unvorsichtigen Aeusserungen verführt
  • Sie werden mit einer "Ja-sage-kette" in eine Falle gelockt




So können Sie stoppen (blockieren)

  • Zurückfragen. Wie kann ich dies verstehen? Können Sie mir Ihre Ansicht noch einmal mit anderen Worten wiederholen?
  • Entschuldigen Sie, aber ich kann mit Ihrem Argument noch nichts anfangen! Würden Sie mir dies bitte näher erläutern?
  • Ihre persönliche Beleidigung muss ich zurückweisen. In dieser Form kommen wir nicht weiter!
  • Ich nehme diese Argumentation zur Kenntnis. Anschliessen kann ich mich jedoch nicht. Vielleicht kommen wir später noch einmal darauf zurück.




So ziehen Sie die Aufmerksamkeit auf sich

  • Atizyklisches Verhalten
  • Bewusst schweigen
  • Sich anders verhalten (Auftehen und etwas am "Flip chart" erläutern)
  • Andere Präsentationsmittel verwenden (evt. Gegenstand zeigen)




So entziehen Sie sich der Manipulation

  • Hören Sie sehr gut zu.
  • Klären Sie, ob es nicht Suggetivelemente in der Frage hat.
  • Werden Begriffe, die Sie gebraucht haben, leicht abgeändert?
  • Vorsichtig, wenn der Gegner zuerst lobt.
  • Überprüfen Sie, ob nicht das wichtigste Element der Beweisfühung ausgeklammert wird.
  • Wenn es der Gegenseite gelingt, Sie zu emotionalisieren, distanzieren Sie sich sofort von den Emotionen (bewusstes Distanzieren).
  • Unterscheiden Sie zwischen Wahrnehmung und Interpretationen.
  • Verlangen Sie Quellenangaben (Fakten)
  • Falls Sie unglaubwürdig gemacht werden: Sich nicht rechtfertigen. Fakten aufzeigen. Stellen Sie die Aussagen des Gegeners in die Reihe anderer Falschinterpretationen.
  • Bewusstes Überraschen, Irritieren, Destabilisieren müssen Sie registrieren. Sie dürfen aber nicht den roten Faden verlieren.


Zusatzinformation

Folgende Beiträge in www.rhetorik.ch sind beim Diskutieren relevant. Literatur.
  • Steiger, Rudolf. Lehrbuch der Diskussionstechnik. Huber Frauenfeld 1983/7-2000.




Dieses theoretische Wissen alleine genügt nicht. Diskutieren lernen Sie nur durch Diskutieren. Deshalb: Viel Lernerfolg beim Tun!





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