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Die Macht des Teams 
Gigathlon und Teamfähigkeit

Zwischen der Teamarbeit im Beruf und bei Teamsportarten gibt es
Unterschiede, die es zu beachten gilt. Eine Analyse über den
Teamsport und dessen Einfluss auf die Berufswelt.  

Von Marcus Knill,
k-k@bluewin.ch, 22.05.2004

Mannschaftssportarten wie Segeln, Rudern oder Bergsteigen wirken sich
positiv auf die Teamfähigkeit aus. Anderseits florieren kostspielige
Outdoor-Seminare, bei denen Manager ihre soziale Kompetenz optimieren
lernen. In speziellen Übungen müssen Teams Probleme lösen,
sei es in einem Steinbruch, im Gebirge, in der Wüste oder auf
einem Segelschiff.  Gefragt sind ausgefallene Seminare mit Tiefseetauchen.

Transfer nachweisen Im Rahmen des verstärkten "Kosten-Nutzen-Denkens"
sind Firmen bei der Bezahlung dieser teuren Anlässe
zurückhaltender geworden. Vor allem, weil der Transfer in den Beruf
nicht gut nachgewiesen werden kann und sich der Event in erster Linie
"nur" für die Teilnehmenden (als Persönlichkeitsschulung)
positiv auswirkt. Falls nun mit der Ausübung einer Teamsportart
die Teamfähigkeit im Beruf gezielter gefördert werden
könnte, ist die Frage berechtigt: Wäre die Ausübung
einer Teamsportart nicht einfacher und kostengünstiger als eine
verhältnismässig kurze, teure Ausbildungssequenz in einem
"Ausbildungslabor"?

Gigathlon und Teamfähigkeit Wer Tausende von Franken in
die Förderung der Teamfähigkeit investiert, darf mit
konkreten nachhaltigen Auswirkungen auf die berufliche Tätigkeit
rechnen. Wie bei allen anderen Ausbildungsangeboten stellen sich die
Verantwortlichen bei diesen Veranstaltungen nachträglich die
Gretchenfrage: Erfolgte tatsächlich ein positiver Transfer auf
die Alltagssituation? Die spannendsten Seminare nützen nichts,
wenn das Gelernte nicht umgesetzt wird oder nicht umgesetzt werden
kann. Die Qualitätskontrolle bei der Weiterbildung wird deshalb
heute in den meisten Betrieben gross geschrieben.  In diesem Beitrag
möchte ich der Frage nachgehen, ob Gigathlon die Teamfähigkeit
einer Führungspersönlichkeit positiv beeinflusst.  Gigathlon
ist keine neue Team-Sportart. Es ist ein international geschütztes
Veranstaltungskonzept, in welchem die fünf populären Sportarten
Schwimmen, Velofahren, Laufen, Inlineskating, Mountainbiking zu einem
Ausdauersport-Event verbunden werden. Powerteams haben meist fünf
Mitglieder. Teamarbeit ist beim Gigathlon gross geschrieben.

Mit Ressourcen umgehen Ich erkundigte mich bei verschiedenen
Gigathlon-Teammitgliedern, ob sie auch im Beruf von ihrer sportlichen
Tätigkeit profitieren konnten. Eine Gigathletin, die in einer
Führungsposition arbeitet, versicherte mir, dass sich die
Ausübung des Mannschaftsportes positiv auf die Tätigkeit
am Arbeitsplatz auswir-ke. Sie habe ein überdurchschnittliches
Aktivitäts- und Energiepotenzial entwickelt. Die Frage, ob aus ihrer
Sicht der Gigathlon die Teamfähigkeit im Beruf merkbar verbessert
habe, bejahte die Sportlerin ohne Wenn und Aber. Sie könne heute viel
besser mit ihren Ressourcen umgehen. Im Teamsport habe sie gelernt, die
Kapazitäten zu planen. Das gelinge ihr nun in der Geschäftswelt
ebenfalls besser. Es falle ihr leichter, mit den Ressourcen effizienter
umzugehen. Die Firma habe von der sportlichen Tätigkeit enorm
profitiert.

Die Freude am Tun Gigathlet Thomas Gasser ist überzeugt, dass bei
jedem Mitglied eines Teams Teamfähigkeit vorausgesetzt werden
müsse. Beim eigenen Team mit zum Teil unbekannten Mitgliedern
lohne sich die Klärung der Kernfragen: "Was wollen wir?" und
"Passen wir zusammen?" In seinem Team wünschten alle ein gutes
Erlebnis. Der Rang oder Sieg sei sekundär. Diese Fragen gelten
übrigens auch bei Arbeitsteams. Thomas Gasser wurde dank der
Teamarbeit beim Gigathlon bewusst: Die Freude am Tun ist etwas sehr
wichtiges. Diese Erfolgsformel wirkte sich für Thomas Gasser
beim Transfer in den Alltag am nachhaltigsten aus.  Beiträge von
Profisportlern konnte ich für diese Abklärung nicht verwenden,
da bei allen Profisportlern kein Transfer in eine sportfremde Berufswelt
nachgewiesen werden konnte. Brigitte Röllin-Küpfer, eine
bekannte "Einzelkämpferin" im Gigathlon, hat folgende Erfahrung
gemacht: "Am Trans Swiss-Triathlon (Gigathlon) steht das Team im
Vordergrund. Das Durchkommen hat Priorität. Dies habe ich im
Vergleich zu Kurztriathlons und auch zum "normalen" Ironman mit Rangliste
deutlich gespürt."

Auswirkung auf die Berufswelt Eigene Recherchen haben ergeben, dass
verschiedene Universitäten in Amerika - bei den Studierenden -
grossen Wert darauf legen, dass sie Teamsportarten betreiben. Vermutlich
erhoffen sie sich dadurch einen positiven Einfluss auf die künftige
Tätigkeit. Unsere Befragungen haben bestätigt, dass auch bei
anderen Teamsportlern (Ruderer, Segler, Bergsteiger) alle Sportlerinnen
und Sportler davon überzeugt waren, dass sich der Teamsport positiv
auf die Teamfähigkeit in der Berufswelt ausgewirkt hatte.

Grundsätze für Teamentwicklung Bei der Teamentwicklung gibt es
wichtige Grundsätze: Teamfähigkeit fördern heisst konkret,
mit Kritik umgehen können und folgende Gegensätze beachten:

* Individuelle Identität versus Gruppenidentität 
* Macht des Einzelnen versus Macht des Teams 
* Bedürfnis nach Stabilität versus Bedürfnis nach Veränderung 
* Kräfte, die den Zusammenhalt fördern versus Leistungserfüllung des Teams

Die Praxis bestätigt, dass sich Teammitglieder mit der Zeit
so gut mögen, dass sie sich gegenseitig schonen; aber auch,
dass Einzelne sich zurücklehnen, weil sie mit dem Einsatz der
anderen Teammitglieder rechnen. Zwischen der Teamarbeit im Beruf und bei
Teamsportarten gibt es gewisse Unterschiede. Gute Arbeitsteams bestehen
aus unterschiedlichsten Typen, z.B. einem Informatiker, der den Sitzungen
fernbleiben kann, einem Querdenker oder einem genauen Buchhalter. Beim
Gigathlon setzen jedoch alle Teams voraus, dass die einzelnen Teilnehmer
sportlich auf der Höhe sind.

Kontrapunkt notwendig Die Aussagen in den Interviews mit Gigathleten
sind eindeutig: Der Teamsport beeinflusst die Teamfähigkeit
auch ausserhalb der Sportwelt.  Nach der Überbewertung der
solitären "Ich-Linge" und den Tendenzen zur Egomanie ist ein
Kontrapunkt notwendig. Beides ist wichtig. Die sinnvolle Ich-Bezogenheit
wie auch die Fähigkeit des Sich-Einbindens gehören in ein Team.

Marcus Knill ist Kommunikationsberater und Medienpädagoge. Er coachte
im Auftrag von "Swiss olympic" Spitzensportler für die Olympiaden
im Umgang mit Medien. (www.rhetorik.ch, www.knill.com, k-k@bluewin.ch)