http://www.jobwinner.ch/(k4ribqahjkicdpuidijr1inx)/alpha/ArticleDetail.aspx?id=2538 Die Macht des Teams Gigathlon und Teamfähigkeit Zwischen der Teamarbeit im Beruf und bei Teamsportarten gibt es Unterschiede, die es zu beachten gilt. Eine Analyse über den Teamsport und dessen Einfluss auf die Berufswelt. Von Marcus Knill, k-k@bluewin.ch, 22.05.2004 Mannschaftssportarten wie Segeln, Rudern oder Bergsteigen wirken sich positiv auf die Teamfähigkeit aus. Anderseits florieren kostspielige Outdoor-Seminare, bei denen Manager ihre soziale Kompetenz optimieren lernen. In speziellen Übungen müssen Teams Probleme lösen, sei es in einem Steinbruch, im Gebirge, in der Wüste oder auf einem Segelschiff. Gefragt sind ausgefallene Seminare mit Tiefseetauchen. Transfer nachweisen Im Rahmen des verstärkten "Kosten-Nutzen-Denkens" sind Firmen bei der Bezahlung dieser teuren Anlässe zurückhaltender geworden. Vor allem, weil der Transfer in den Beruf nicht gut nachgewiesen werden kann und sich der Event in erster Linie "nur" für die Teilnehmenden (als Persönlichkeitsschulung) positiv auswirkt. Falls nun mit der Ausübung einer Teamsportart die Teamfähigkeit im Beruf gezielter gefördert werden könnte, ist die Frage berechtigt: Wäre die Ausübung einer Teamsportart nicht einfacher und kostengünstiger als eine verhältnismässig kurze, teure Ausbildungssequenz in einem "Ausbildungslabor"? Gigathlon und Teamfähigkeit Wer Tausende von Franken in die Förderung der Teamfähigkeit investiert, darf mit konkreten nachhaltigen Auswirkungen auf die berufliche Tätigkeit rechnen. Wie bei allen anderen Ausbildungsangeboten stellen sich die Verantwortlichen bei diesen Veranstaltungen nachträglich die Gretchenfrage: Erfolgte tatsächlich ein positiver Transfer auf die Alltagssituation? Die spannendsten Seminare nützen nichts, wenn das Gelernte nicht umgesetzt wird oder nicht umgesetzt werden kann. Die Qualitätskontrolle bei der Weiterbildung wird deshalb heute in den meisten Betrieben gross geschrieben. In diesem Beitrag möchte ich der Frage nachgehen, ob Gigathlon die Teamfähigkeit einer Führungspersönlichkeit positiv beeinflusst. Gigathlon ist keine neue Team-Sportart. Es ist ein international geschütztes Veranstaltungskonzept, in welchem die fünf populären Sportarten Schwimmen, Velofahren, Laufen, Inlineskating, Mountainbiking zu einem Ausdauersport-Event verbunden werden. Powerteams haben meist fünf Mitglieder. Teamarbeit ist beim Gigathlon gross geschrieben. Mit Ressourcen umgehen Ich erkundigte mich bei verschiedenen Gigathlon-Teammitgliedern, ob sie auch im Beruf von ihrer sportlichen Tätigkeit profitieren konnten. Eine Gigathletin, die in einer Führungsposition arbeitet, versicherte mir, dass sich die Ausübung des Mannschaftsportes positiv auf die Tätigkeit am Arbeitsplatz auswir-ke. Sie habe ein überdurchschnittliches Aktivitäts- und Energiepotenzial entwickelt. Die Frage, ob aus ihrer Sicht der Gigathlon die Teamfähigkeit im Beruf merkbar verbessert habe, bejahte die Sportlerin ohne Wenn und Aber. Sie könne heute viel besser mit ihren Ressourcen umgehen. Im Teamsport habe sie gelernt, die Kapazitäten zu planen. Das gelinge ihr nun in der Geschäftswelt ebenfalls besser. Es falle ihr leichter, mit den Ressourcen effizienter umzugehen. Die Firma habe von der sportlichen Tätigkeit enorm profitiert. Die Freude am Tun Gigathlet Thomas Gasser ist überzeugt, dass bei jedem Mitglied eines Teams Teamfähigkeit vorausgesetzt werden müsse. Beim eigenen Team mit zum Teil unbekannten Mitgliedern lohne sich die Klärung der Kernfragen: "Was wollen wir?" und "Passen wir zusammen?" In seinem Team wünschten alle ein gutes Erlebnis. Der Rang oder Sieg sei sekundär. Diese Fragen gelten übrigens auch bei Arbeitsteams. Thomas Gasser wurde dank der Teamarbeit beim Gigathlon bewusst: Die Freude am Tun ist etwas sehr wichtiges. Diese Erfolgsformel wirkte sich für Thomas Gasser beim Transfer in den Alltag am nachhaltigsten aus. Beiträge von Profisportlern konnte ich für diese Abklärung nicht verwenden, da bei allen Profisportlern kein Transfer in eine sportfremde Berufswelt nachgewiesen werden konnte. Brigitte Röllin-Küpfer, eine bekannte "Einzelkämpferin" im Gigathlon, hat folgende Erfahrung gemacht: "Am Trans Swiss-Triathlon (Gigathlon) steht das Team im Vordergrund. Das Durchkommen hat Priorität. Dies habe ich im Vergleich zu Kurztriathlons und auch zum "normalen" Ironman mit Rangliste deutlich gespürt." Auswirkung auf die Berufswelt Eigene Recherchen haben ergeben, dass verschiedene Universitäten in Amerika - bei den Studierenden - grossen Wert darauf legen, dass sie Teamsportarten betreiben. Vermutlich erhoffen sie sich dadurch einen positiven Einfluss auf die künftige Tätigkeit. Unsere Befragungen haben bestätigt, dass auch bei anderen Teamsportlern (Ruderer, Segler, Bergsteiger) alle Sportlerinnen und Sportler davon überzeugt waren, dass sich der Teamsport positiv auf die Teamfähigkeit in der Berufswelt ausgewirkt hatte. Grundsätze für Teamentwicklung Bei der Teamentwicklung gibt es wichtige Grundsätze: Teamfähigkeit fördern heisst konkret, mit Kritik umgehen können und folgende Gegensätze beachten: * Individuelle Identität versus Gruppenidentität * Macht des Einzelnen versus Macht des Teams * Bedürfnis nach Stabilität versus Bedürfnis nach Veränderung * Kräfte, die den Zusammenhalt fördern versus Leistungserfüllung des Teams Die Praxis bestätigt, dass sich Teammitglieder mit der Zeit so gut mögen, dass sie sich gegenseitig schonen; aber auch, dass Einzelne sich zurücklehnen, weil sie mit dem Einsatz der anderen Teammitglieder rechnen. Zwischen der Teamarbeit im Beruf und bei Teamsportarten gibt es gewisse Unterschiede. Gute Arbeitsteams bestehen aus unterschiedlichsten Typen, z.B. einem Informatiker, der den Sitzungen fernbleiben kann, einem Querdenker oder einem genauen Buchhalter. Beim Gigathlon setzen jedoch alle Teams voraus, dass die einzelnen Teilnehmer sportlich auf der Höhe sind. Kontrapunkt notwendig Die Aussagen in den Interviews mit Gigathleten sind eindeutig: Der Teamsport beeinflusst die Teamfähigkeit auch ausserhalb der Sportwelt. Nach der Überbewertung der solitären "Ich-Linge" und den Tendenzen zur Egomanie ist ein Kontrapunkt notwendig. Beides ist wichtig. Die sinnvolle Ich-Bezogenheit wie auch die Fähigkeit des Sich-Einbindens gehören in ein Team. Marcus Knill ist Kommunikationsberater und Medienpädagoge. Er coachte im Auftrag von "Swiss olympic" Spitzensportler für die Olympiaden im Umgang mit Medien. (www.rhetorik.ch, www.knill.com, k-k@bluewin.ch)