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www.rhetorik.ch aktuell: (25. September, 2003)

Kalifornische Komödie



Gray Davies An einer Diskussionsrunde am 24. September in Kalifornien rangen Schwarzenegger, Bustamante, Huffington Camejo und McClintock um die Gunst des Publikums. Der Event wurde von den Medien die am meisten beachtete politische Debatte in der Geschichte Kaliforniens genannt. 500 Leute waren live dabei, und mehr als 400 Journalisten waren anwesend. Am 7. Oktober geht es in Kalifornien an den Urnen um die Frage, ob der jetzige Governeur Gray Davis abgesetzt wird und wenn ja, durch wen. Die Diskussionsrunde war chaotisch und genzte an eine Komödie. Der Moderator Stan Statham rief an einer Stelle resigniert aus:

Stan Statham "Dies ist nicht die "Comedie Central" Show, Ehrenwort!"


Schwarzenegger (zum Teil von Bustamante unterbrochen): "Sie geben aus, geben aus und geben aus. Und dann, wenn sie merken, dass sie Geld ausgeben, dass sie nicht haben, dann gehen sie und erheben Steuern, Steuern, Steuern. Das ist die Antwort auf die Probleme. Sie müssen eine Ausgabenlimite zu erheben. Diese Leute haben ein Suchtproblem, sie müssen zu einem Entzugsanstalt gehen. Sie können nicht aufhören, Geld auszugeben. Dann, das ist was possiert, wenn man ausgibt, ausgibt, ausgibt, dann gibt es Steuern, Steuern, Steuern. " Huffington: "Lassen Sie mich fertigreden, lassen Sie mich fertigreden. Das ist völlig unanständig - Das sieht man, wie Sie Frauen behandeln, wir wissen das. (Cheer und Buh)." Moderator: "Entschuldigung, Entschuldigung! Kandidaten, Kandidaten. Ich werde hier die Kontrolle übernehmen. Ich werde Entscheiden, das ist das Previleg des Moderators, dass das eine direkte Attacke gegen Herr Schwarzenegger war. Was ist ihre Antwort (zu Schwarzeneggger): Schwarzenegger: "Ich habe eine perfekte Rolle für sie in Terminator 4". "Meine Damen und Herren, das ist nicht Komedie Central, ich schwörs" Schwarzenegger: "Falls sie gegen Bush ankämpfen wollen, dann sind sie im falschen Staat, gehen sie nach New Hampture." Huffington: "Das ist hypokritisch, das ist hypokritisch". Schwarzenegger: "Und dann vielleicht ein bisschen mehr "Koffeinfrei".


  1. Die Diskussionsrunde in Kalifornien wurde auch deshalb ein Hit, weil eine Star (Schwarzenegger) mitwirkte und es um Aussergewöhnliches ging:
    • Ein Filmstar will Politiker werden
    • ein gewählter Governeur (Gray Davis) abgesetzt werden soll
    • weil bekannte Persönlichkeiten mitdiskutierten (analog Christiansen).
    Damit war das Medieninteresse gross und der Multiplikationseffekt garantiert.
  2. Die Debatte selbst war gespickt mit rhetorischen Rosinen.
  3. Kernaussagen wuden veranschaulicht.
    • Der Staat gibt zu viel aus
    • Ich will die Steuern für die armen Leute senken (Camejo)
    • Es wurde bildhaft geredet. (Ihr habt zweimal wolle über die Augen der Leute gezogen, sagte Schwarzenegger)
  4. Dann fehlte es auch nicht an der notwendigen Dramaturgie.
    • Unterbrechungstaktik
    • Moderator muss sich rechtfertigen und eingreifen, wenn Leute attackiert wurden.


Bustamante Camejo Huffington McClintock Schwarzenegger
Bustamante Camejo Huffington McClintock Schwarzenegger
Cruz Bustamante (Democrat) "Wir haben ganz klar zuviel ausgegeben ... Wir haben als Regierung mehr ausgegeben, als eingenommen wurde. Das braucht keine grosse Wissenschaft, um das zu sehen. Wir wussten ganz klar, was reinkam, und haben mehr ausgegeben. Aber wenn ich beschlossen habe, zu kandidieren, habe ich mir vorgenommen, das realistisch anzugehen ... Wir haben die leichten Dinge gemacht, nun kommen die schwierigen Sachen." Peter Camejo (Green) "Es ist erstaunlich, dass Sie nie sagen, dass die reichsten Leute zumindest soviel Steuern bezahlen sollten, wie eine durchschnittliche Person. Sie werden nie solche Worte sagen. Und tatsächlich, Sie haben die Steuern für die ärmsten Leute erhöt, die die grösste Steuernrate haben. Ich bin der einzige Kandidat der sagt: senkt die Steuern für die Leute, die zuviel bezahlen. Ich bin der einzige, der das sagt. Ich will, dass die Vermögenden den fairen Teil bezahlen." Arianna Huffington (Independent) "Ich finde es erstaunlich, dass die Republikaner wirklich nicht einsehen, dass Moral auch im Geschäft etwas gilt. Moral ist für sie nur sexuelle Moral und ich denke es ist Zeit dafür-- Arnold hat das "3 Strikes und Du bist raus" Gesetzt erwähnt". Ich möchte ein solches Gesetz, wenn es um Geschäftsbetrug geht". Tom McClintock (Republican) "Denken Sie, dass eine 8 Milliarden Steuererhöhung etwas anderes bewirkt als die 7 Milliarden Steuererhöhung von Pete Wilson im Jahre 1991? Diese Steuern haben den Rückgrat der Wirtschaft gebrochen und die Rezession in eine Depression verwandelt. Wir haben schlussendlich eine Milliard weniger eingenommen, als wir vorher eingeonommen haben." Arnold Schwarzenegger (Republican) "Ich denke es ist lächerlich für Cruz und Arianna zu sagen, dass alles gut und schönt und perfekt ist. Es ist nicht ... Wir haben ehrlich mit den Leuten zu sein. Vergessen wir eines nicht, in Kalifornien haben wir das "3 Strikes und Du bist raus" Gesetz genannt. Ihr habt zweimal Wolle über die Augen der Leute gezogen und das dritte mal seid ihr raus. Am 7. Oktober, seid ihr raus."




Nachtrag vom 2. Oktober 2003: Schlammschlacht in der Endphase:
Schwarzenegger musste sich diese Woche gegen Vorwürfe verteidigen, er habe vor 25 Jahren Adolf Hitler bewundert. Schwarzenegger wies den Vorwurf zurück und meinte, er könne sich an keinen dieser Kommentare erinnern.. "Ich verachte alles, was die Nazis oder Hitler repräsentieren."
Die US-Medien berufen sich auf George Butler, einem Freund von Schwarzenegger, der den Bodybuilder im Dokumentarfilm "Pumping Iron" bekannt gemacht hatte. Einem Manuskript zufolge soll Schwarzenegger 1975 gesagt haben: "Ich habe Hitler beispielsweise bewundert, weil er es als kleiner Mann fast ohne Ausbildung an die Macht geschafft hatte. Und ich bewundere ihn, weil er so ein guter öffentlicher Redner war und für das, was er damit gemacht hat." Schwarzenegger wies aber darauf hin, dass er Millionen für das Wiesental Center gespendet habe, einer Organisation, das Antisemitismus bekä[ft.
Schwarzenegger musste sich auch für früheres Verhalten gegenüber Frauen entschuldigen. Die "Los Angeles Times" hatte berichtet, dass er habe mehrere Frauen sexuell belästigt habe. Schwarzenegger: "Ich habe mich daneben benommen", die Einstellung in Hollywood habe sich in den vergangenen Jahren in diesem Punkt verändert.
Schwarzenegger wusste, was auf ihn zukommt:

"Anfang der Woche sind viele führende Politiker auf mich zugekommen und haben gesagt, 'Arnold, pass' auf, in dieser Woche werden sie alles auf dich abladen ... das passiert jedem Politiker'".




Nachtrag vom 6. Oktober: Letzte Versuche, den Terminator zu stoppen.
Eine Schmuddelaffäre jagt die nächste - und einen Tag vor der Gouverneurswahl in Kalifornien gibt's für ihn jetzt auch noch eine "Kinder-Überraschung" der besonderen Art: Schwarzenegger soll nach "National Enquirer" Vater eines unehelichen Sohnes sein. Die angebliche Mutter des Kindes:Tammy Baker-Tousignant soll eine ehemalige Stewardess sein. Sie selbst wollte der Zeitschrift zwar kein Interview geben:"Dazu sage ich nichts". Dafür zitiert das Blatt aber eine nicht genannte Quelle, die die Liebelei ganz genau mitbekommen haben will. "Sie war Mitte 20, als sie Arnold das erste Mal traf", so der angebliche Zeuge zum "National Enquirer". "Sie arbeitete als Flugbegleiterin einer Privatmaschine, die Arnold Schwarzenegger oft charterte. Er war damals zwar schon verheiratet - aber er war hingerissen von ihrer quirligen Art. Und sie war genauso hingerissen - von Arnold, dem großen Hollywood-Star."
Der Zeuge weiter: "Einer von Tammys Kumpels sagte mir, dass es nicht nur eine Affäre war - sondern, dass Tammy auch behauptete, Arnold sei der Vater ihres Sohnes." Direkt darauf angesprochen, habe sie zwar geleugnet. Doch dann habe der Bekannte die Geburtsurkunde gesehen. "Und die Spalte 'Vater des Kindes' war leer...!", so der Zeuge ganz bedeutungsvoll in der Zeitung. Und allen ihren Bekannten sei die Ähnlichkeit des Juniors mit dem Hollywood-Star aufgefallen.
Der "Gouvernator" - vor seiner Kandidatur der Mustergatte und liebevolle Papi von vier Kindern ein notorischer Frauenheld? Wie glaubwürdig ist die angebliche Mama? Fotos der früheren Stewardess und ihres angeblichen Sohnes - Fehlanzeige. Noch nicht mal Namen und Alter des Jungen kann das Blatt nennen. Die Endlos-Schlammschlacht um den "Gouvernator" - ist der Baby-Vorwurf jetzt der schmuddelige Höhepunkt? Fast täglich mussten wir neue Schmuddel-Geschichten hören: Nazi-Vorwürfe gegen seinen Vater. Das Sex-Interview, für das Arnie sich entschuldigte ("ein Gag"). Es folgten: angebliche Homo-Fotos und seine (angebliche) Bewunderung für Hitler. Der Gipfel der Anti-Arnie Kampagne: 15 Frauen, die behaupten: Er ist ein Grabscher. Frauenrechtlerinnen wollen Schwarzenegger stoppen, Noch-Senator Davis spricht von "Verbrechen", die der Terminator begangen haben könnte. och haben die Schmuddelgeschichten Schwarzenegger nicht ausgeknockt. Noch führt er in Umfragen. Kann er den Vorsprung in den nächsten Stunden halten?
Nachtrag vom 7. Oktober: Schwarzenegger gewinnt.
Arnold Schwarzenegger ist als neuer Gouverneur des bevölkerungsreichsten Staates der USA gewählt. Die Skandalierungsversuche am Schluss der Kampagne konnten den Terminator nicht stoppen. Auch 47 Prozent der weiblichen Wähler haben für Schwarzenegger gestimmt. Der amtierende Gouverneur Davies ist seit 1921 der erste Gouverneur, der während der Amtszeit abgewählt wird. 72 Prozent der Wähler waren unzufrieden mit seiner Regierung.
Nachtrag vom 11. Oktober: Der noch amtierende Gouverneur Davis erschien in der "Late Show with David Letterman" im Fernsehsender CBS' und präsentierte eine Liste "Ratschläge von Gray Davis an Arnold Schwarzenegger." Schwarzenegger war in der Konkurenzshow "Tonight Show with Jay Leno" vom Sender NBC zweimal aufgetreten. Hier sind die Ratschläge vom sonst eher trockenen Davies:


10. Governeur, wenn Du merkst, dass Du nicht mehr weist, was Du tust, ruf mich an.
9. Bodybuilder Öl hinterlässt Flecken auf dem Italienschen Seidensofa.
8. Hör auf Deine Berater - ausser Michael Jackson.
7. Sorry, der Witz in Nummer 7 wurde abberufen.
6. Geh zu Leno, um Deine Popularitätsrate raufzubringen - wenn Du dann rausgeworfen wirst, geh zu Letterman.
5. Lerne vom Chef - George W. Bush."
4. Du könntest das Defizit mit dem Salär für Terminator 3 lösen.
3. Wenn die Sache schlecht geht, ruf nur "Rette uns, Supermann".
2. In einer Rede, sag nie "Santa Cruz, Santa Barbara ... ist doch einerlei".
1. Es wird "California" ausgesprochen.


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