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Der Bundeskanzlerkrimi setzte sich am Wahlsonntag den 22. September bis
spät in die Nacht hin fort. Stundenlang war unklar, wer die
Mehrheit hat. Die Zahlen wechselten von Stunde zu Stunde.
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Ein paar Stationen in der
spannenden Phase zwischen Schliessung der Wahllokale
um 18.00 Uhr und 20.30 Uhr: (von www.spiegel.de):
- 18.00 Uhr: Jubel bei der Union - Verhaltene Freude bei der SPD -
Niedergeschlagenheit bei der PDS - Entsetzen bei der FDP - Grenzenlose
Freude bei den Grünen
- 18.07 Uhr: SPD-Fraktionschef Ludwig Stiegler: "Wir bleiben in der
Familie ... Gerhard Schröder bleibt Bundeskanzler und Joschka Fischer
bleibt Außenminister."
- 18.27 Uhr: CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer: "Wir sind wieder da."
- 18.30 Uhr: Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU): "Wir haben
alles richtig gemacht."
- 18.32 Uhr: Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD): "Der
Wähler wollte ein besseres Handwerk."
- 18.35 Uhr: Grünen-Chefin Claudia Roth: "Wir stehen für Zukunft -
Stoiber und Co. für die Reise in die Vergangenheit."
- 18.37 Uhr: SPD-Generalsekretär Franz Müntefering:
"Mehrheit ist Mehrheit, und wenn es eine gibt, regieren wir auch."
- 18.40 Uhr: Ex-PDS-Chef Lothar Bisky: "Eine schwere Stunde für die
PDS."
- 18.45 Uhr: Grünen-Chef Fritz Kuhn: "Ich glaube, dass wir am Schluss
die Nase vorn haben."
- 18.47 Uhr: Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber: "Wir haben die Wahl
gewonnen."
- 18.55 Uhr: CDU-Vorsitzende Angela Merkel: "Eines steht fest, es ist
ein guter Abend für die Union."
- 18.59 Uhr: Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber: "Westerwelle ist für
mich ein ernst zu nehmender Partner."
- 19.06 Uhr: FDP-Chef Guido Westerwelle: "Wir haben nicht nur mehr
erwartet, wir sind auch unter unseren Möglichkeiten geblieben."
- 19.24 Uhr: Der Grüne Umweltminister Jürgen Trittin: "Das wird ein
spannender Abend."
- 19.28 Uhr: FDP-Chef Guido Westerwelle: "Es könnte noch für
schwarz-gelb reichen."
- 19.32 Uhr: Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD): "Mehrheit ist
Mehrheit und wenn wir sie haben, werden wir sie nutzen."
- 19.41 Uhr: Außenminister Joschka Fischer (Grüne): "Unser Wahlziel ist,
rot-grün mit stärkeren Grünen fortsetzen zu können."
- 20.22 Uhr: Unionskanzlerkandidat Edmund Stoiber: "Ich freue mich, dass
die CDU/CSU die Wahl gewonnen hat."
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Zuerst jubelte die CDU/CSU. Je später der Abend wurde, desto grösser
wurde aber die Gewissheit dass Schröder Kanzler bleiben wird.
Das "Bild" druckte ihre Titelseite vor Ende der Wahlnacht und kürte bereits
Stoiber als neuen Kanzler. Doch nach Mitternacht schien das dünne Ergebnis
eindeutig: Schröder wird mit Sicherheit - dank dem Erfolg der
Grünen - weiterregieren.
Es gab bei dieser spannenden Wahl zwei Sieger und drei Verlierer.
- Die Grünen fuhren dank Joschka Fischer eine gute Ernte ein
und wurden über die 8 Prozent Marke gehievt.
- Die CDU/CSU legte prozentmässig zu. Stundenlang war sie bei den ersten
Auszählungen sowie bei den Hochrechnungen die stärkste Partei.
- Die SPD verlor an Boden. Dank dem Zugpferd Schröder und dem Zugewinn der
Grünen gewann das Tamdem die Wahl mit hauchdünnem Vorsprung.
- Die Reformkommunisten PDS scheiterte an der 5 Prozent Hürde.
Der Rücktritt von Gregor Gysi
hat bestimmt das Resultat beeinflusst.
- Der Spasspartei FDP verging der Spass. Möllemann hatte
wenige Tage vor der Wahl mit einem Flugblatt (Kritik an Israel) den Absturz
eingeleitet. Die Partei verfehlte die angestrebten 18%.
Siehe dazu auch Aktuell vom 3. Juni, 2002,
"Wie Worte wirken können".
Die neue Regierung muss nun mit knapper Mehrheit regieren.
Schröders Nervosität am Bildschirm war offensichtlich.
Nun kann er aufatmen. Erleichtert sagte er: Mehrheit ist Mehrheit!
Stoiber prognostizierte nach Bekanntgabe des neuesten
Resultates, dass es in einem Jahr Neuwahlen geben wird.
Der Fall Möllemann, wie auch der Fall der Justizministerin
Däubler-Gmelin
der SPD hatten schon Folgen: Bereits am
23. September reichten beide nach internen Aussprachen den
Rücktritt ein.
Eines steht fest:
Die Wahlnacht vom 22. auf den 23. September wurde zur spannensten
"Krimi-Wahlnacht" der deutschen Geschichte.
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