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www.rhetorik.ch aktuell: (25. September, 2002)

"Rot-Grün nach Zitterpartie im Ziel"

Links zu älteren Beiträgen:
Sep 11, 2002: Vor dem zweiten TV Duell Sep 1, 2002: Vor dem zweiten TV Duell Aug 27, 2002: Das erste Duell im Scheinwerferlicht
Aug 10, 2002: Vor den zwei TV Duellen Jul 7, 2002: Das Print-Duell Jan 30, 2002: Wer wird Bundeskanzler?

Der Bundeskanzlerkrimi setzte sich am Wahlsonntag den 22. September bis spät in die Nacht hin fort. Stundenlang war unklar, wer die Mehrheit hat. Die Zahlen wechselten von Stunde zu Stunde.
Ein paar Stationen in der spannenden Phase zwischen Schliessung der Wahllokale um 18.00 Uhr und 20.30 Uhr: (von www.spiegel.de):
  • 18.00 Uhr: Jubel bei der Union - Verhaltene Freude bei der SPD - Niedergeschlagenheit bei der PDS - Entsetzen bei der FDP - Grenzenlose Freude bei den Grünen
  • 18.07 Uhr: SPD-Fraktionschef Ludwig Stiegler: "Wir bleiben in der Familie ... Gerhard Schröder bleibt Bundeskanzler und Joschka Fischer bleibt Außenminister."
  • 18.27 Uhr: CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer: "Wir sind wieder da."
  • 18.30 Uhr: Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU): "Wir haben alles richtig gemacht."
  • 18.32 Uhr: Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD): "Der Wähler wollte ein besseres Handwerk."
  • 18.35 Uhr: Grünen-Chefin Claudia Roth: "Wir stehen für Zukunft - Stoiber und Co. für die Reise in die Vergangenheit."
  • 18.37 Uhr: SPD-Generalsekretär Franz Müntefering: "Mehrheit ist Mehrheit, und wenn es eine gibt, regieren wir auch."
  • 18.40 Uhr: Ex-PDS-Chef Lothar Bisky: "Eine schwere Stunde für die PDS."
  • 18.45 Uhr: Grünen-Chef Fritz Kuhn: "Ich glaube, dass wir am Schluss die Nase vorn haben."
  • 18.47 Uhr: Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber: "Wir haben die Wahl gewonnen."
  • 18.55 Uhr: CDU-Vorsitzende Angela Merkel: "Eines steht fest, es ist ein guter Abend für die Union."
  • 18.59 Uhr: Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber: "Westerwelle ist für mich ein ernst zu nehmender Partner."
  • 19.06 Uhr: FDP-Chef Guido Westerwelle: "Wir haben nicht nur mehr erwartet, wir sind auch unter unseren Möglichkeiten geblieben."
  • 19.24 Uhr: Der Grüne Umweltminister Jürgen Trittin: "Das wird ein spannender Abend."
  • 19.28 Uhr: FDP-Chef Guido Westerwelle: "Es könnte noch für schwarz-gelb reichen."
  • 19.32 Uhr: Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD): "Mehrheit ist Mehrheit und wenn wir sie haben, werden wir sie nutzen."
  • 19.41 Uhr: Außenminister Joschka Fischer (Grüne): "Unser Wahlziel ist, rot-grün mit stärkeren Grünen fortsetzen zu können."
  • 20.22 Uhr: Unionskanzlerkandidat Edmund Stoiber: "Ich freue mich, dass die CDU/CSU die Wahl gewonnen hat."
Zuerst jubelte die CDU/CSU. Je später der Abend wurde, desto grösser wurde aber die Gewissheit dass Schröder Kanzler bleiben wird. Das "Bild" druckte ihre Titelseite vor Ende der Wahlnacht und kürte bereits Stoiber als neuen Kanzler. Doch nach Mitternacht schien das dünne Ergebnis eindeutig: Schröder wird mit Sicherheit - dank dem Erfolg der Grünen - weiterregieren. Es gab bei dieser spannenden Wahl zwei Sieger und drei Verlierer.
  • Die Grünen fuhren dank Joschka Fischer eine gute Ernte ein und wurden über die 8 Prozent Marke gehievt.
  • Die CDU/CSU legte prozentmässig zu. Stundenlang war sie bei den ersten Auszählungen sowie bei den Hochrechnungen die stärkste Partei.
  • Die SPD verlor an Boden. Dank dem Zugpferd Schröder und dem Zugewinn der Grünen gewann das Tamdem die Wahl mit hauchdünnem Vorsprung.
  • Die Reformkommunisten PDS scheiterte an der 5 Prozent Hürde. Der Rücktritt von Gregor Gysi hat bestimmt das Resultat beeinflusst.
  • Der Spasspartei FDP verging der Spass. Möllemann hatte wenige Tage vor der Wahl mit einem Flugblatt (Kritik an Israel) den Absturz eingeleitet. Die Partei verfehlte die angestrebten 18%. Siehe dazu auch Aktuell vom 3. Juni, 2002, "Wie Worte wirken können".
Die neue Regierung muss nun mit knapper Mehrheit regieren. Schröders Nervosität am Bildschirm war offensichtlich. Nun kann er aufatmen. Erleichtert sagte er: Mehrheit ist Mehrheit!
Stoiber prognostizierte nach Bekanntgabe des neuesten Resultates, dass es in einem Jahr Neuwahlen geben wird. Der Fall Möllemann, wie auch der Fall der Justizministerin Däubler-Gmelin der SPD hatten schon Folgen: Bereits am 23. September reichten beide nach internen Aussprachen den Rücktritt ein.
Eines steht fest:
Die Wahlnacht vom 22. auf den 23. September wurde zur spannensten "Krimi-Wahlnacht" der deutschen Geschichte.


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