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www.rhetorik.ch aktuell: (18. September, 2004)

Blocher und Schröder über die Presse





Blocher und Schröder - beides mediengewandte Politiker - äusserten sich beim 'Jahreskongress in Lausanne der Schweizer Presse' über die Presse.








Blocher

Christoph Blocher beherrscht das Spiel mit der Presse wie kein anderer. Als Bundesrat fand er wenig lobende Worte für die Schweizer Zeitungslndschaft. In der Schweiz gebe es zwar eine "beeindruckende Titelvielfalt - aber keine Pressevielfalt." Er warf den Schweizer Medien fehlende Meinungsvielfalt und übertriebene Staatsnähe vor. Dabei sei gerade die Freiheit der Presse gegenüber dem Staat eine Grundvoraussetzung für jede Demokratie. Die Stellungnahmen in der Schweizer Presse seien von einer "beelendenden Eintönigkeit". Bei den Tabuthemen hätten sich die Redaktionen auf einen imaginären politischen Knigge verständigt.

"Wer ausschert, wird geköpft; vor allem, wenn es sich um einen Bürgerlichen handelt. Linke würden hingegen als "interessante Querdenker" gefeiert. Gerade in den wichtigsten Fragen herrsche in der Schweizer Medienlandschaft "ein grosser Einheitsbrei".


Als Beispiel für ein Tabuthema nannte Blocher die Staatsverschuldung von 150 Milliarden Franken, die "die Lebensgrundlage unseres Volkes zunehmend in Frage" stelle. Wer eine Ausgabenreduktion vorschlage, werde von den Medien fast unisono als "neoliberaler Zukunftsverhinderer" oder "Staatsdemontierer" verunglimpft. Dass die Ausgaben bis 2008 um weitere zehn Prozent anstiegen, komme kaum zur Sprache.
Eine "feige Einheitsmeinung, diktiert von einer totalitär verstandenen 'Political Correctness'" machte Blocher auch im Umgang mit Themen wie der nationalen Eigenständigkeit und Unabhängigkeit sowie Fragen der Ausländer- und Asylpolitik aus. Besonders kritisiert wurden die Inseratesperren durch einzelne Verlage: "Ich halte solche Zensuren für völlig falsch. Damit werden bloss andere Meinungen kriminalisiert."

Die NZZ meinte in ihrem Leitartikel vom 18. September unter dem Titel "Verleger in Verlegenheit":

Der Verband Schweizer Presse konnte an seinem Kongress mit Bundeskanzler Schröder und Bundesrat Blocher gleich zwei Referenten begrüssen, die als Regenten die multimediale Klaviatur virtuos beherrschen. Doch der gouvernementale Glamour des Kongresses täuscht: Die Institution der Tagespresse steht selbst im Zeitungsland Schweiz unter Druck wie seit Jahrzehnten nicht mehr, wirtschaftlich, politisch wie juristisch.






Schröder



Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder, der als Ehrengast zum Kongress eingeladen worden war, respektierte Blochers Meinung: Dessen Lagebeschreibung entspreche jener eines Papstes vor einer neuen Reformation. Der Bundesrat mache aus seinem Herzen keine Mördergrube.


Schröder stimmte mit Blocher darin überein, dass das Verständnis in der Gesellschaft für die anstehenden sozialpolitischen Herausforderungen wachsen müsse. Reformen seien nötig, um den Sozialstaat umzubauen. Es sei eine permanente Veränderungsbereitschaft nötig.

Schröder äusserte sich auch kurz zur Rolle der Presse. Er sprach sich dafür aus, die Privatsphäre auch von Politikern zu achten und zu beachten.






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