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Dass der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi kein all zu gutes
Verhältnis zu Richtern hat, war zu erwarten. Wie tief
seine Abneigung tatsächlich ist, offenbart seine jüngste Entgleisung
in einem Interview das in Italien einen Eclat ausgelöst hatte.
Berlusconi hatte
im Interview mit dem britischen konservativen Wochenmagazin "The Spectator",
das von der italienischen Tageszeitung "La Voce di Rimini" veröffentlicht wird,
alle Richter als geistesgestört bezeichnet. In dem Gespräch mit dem
britischen Magazin "Spectator" sagte Berlusconi über den Richterstand:
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"Um diesen Beruf auszuüben, muss man geistig verwirrt sein, man braucht
psychische Störungen."
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Der Präsident des Berufungsgerichts von Palermo,
Salvatore Scaduti, sagte, er sei völlig entgeistert über
die Äußerungen Berlusconis:
"Diese Bemerkungen stellen eine Bedrohung des Prinzips der
Gewaltentrennung und der Freiheit der Justiz dar und gleiten zudem ins
Vulgäre ab."
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Auch zahlreiche Oppositionspolitiker verurteilten die Äußerungen
Berlusconis als inakzeptabel und forderten ihn auf, die Äußerungen
zurückzunehmen.
Gegen Berlusconi wird wegen Richterbestechung ermittelt. Berlusconi hatte
die Vorwürfe stets bestritten. Der Regierungschef sagte in dem Interview
über Richter:
"Wenn sie diesen Beruf ausüben, dann deshalb, weil sie
anthropologisch anders als der Rest der menschlichen Rasse sind."
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Ein Sprecher Berlusconis sagte, bei dem Interview habe es sich
"um einen kleinen Sommerplausch"
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mit einem konservativen Freund Berlusconis gehandelt. Der "Spectator"
wird von dem konservativen Parlamentarier Boris Johnson herausgegeben.
Berlusconi hatte in diesem Jahr auch im Europa-Parlament einen
Eklat ausgelöst, als er
den Europa-Abgeordneten Martin Schulz in
einer Debatte geraten hatte, in einem Film die Rolle des Aufsehers in
einem Nazi-Konzentrationslager anzunehmen. Die Sache hatte zu
Verstimmungen zwischen den beiden Ländern geführt.
Bei einem Auftritt im italienischen Staatsfernsehen im Mai dieses Jahres
hatte Berlusconi erneut seine Vorstellungen von Rechtsstaatlichkeit formuliert:
Richter seien Krebsgeschwüre, die herausgerissen werden müssten.
Mittlerweile ist Berlusconi etwas zurückgerudert. Nie hätte er
Richter generell gemeint, liess der Politiker über einen Sprecher
verlauten.
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Berlusconis Interview im Wortlaut nach Tagesschau.de:
"Diese Richter sind in doppeltem Sinne wahnsinnig. Erstens sind sie es politisch.
Und zudem sind sie überhaupt verrückt. Um diesen Beruf auszuüben, müssen sie geistesgestört
sein und psychische Probleme haben. Sie machen diesen Beruf, weil sie anthropologisch
andersartig sind als der Rest der menschlichen Rasse."
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