Nicht nur für die Ringierpresse - welche Bundesrat Blochers
Ja-Aber Verhalten
(vgl auch
Ja-aber Rhetorik" mit zu fadem "Ja"?),
laufend gebrandmarkt hatte (weil er die Argumente
des Bundesrates ohne Engagement vertreten hatte), auch die
Öffentlichkeit verfolgte mit besonderem Interesse den Auftritt Blochers an
der Arena.
Wir stellten fest, Christoph Blocher machte lediglich, was
er machen musste, nicht mehr. Der frühere Oppositionspolitiker
war bei den Begründnungen des Bundesrates nur mit halbem Herz
dabei. Er musste öffentlich gegen seine eigene Partei antreten. Er
musste - obwohl persönlich dagegen - für die erleichtete
Einbürgerung votieren. Vor der Sendung sagte Blocher,
er habe schon früher gesagt, die Bundesräte sollten nicht in
die Arena. Doch heute müsse er gehen.
Paul Rechsteiner, Präs. Gewerkschaftsbund, Nationalrat SP/SG
Rudolf Stämpfli, Präsident Arbeitgeberverband
Es dabattierten auf der Contra-Seite:
Ueli Maurer, Präsident SVP
Jasmin Hutter, Nationalrätin SVP/SG
Bernhard Hess, Nationalrat SD/BE
Ulrich Schlüer, Nationalrat SVP/ZH
Christian Waber, Nationalrat EDU/BE
Daniel Bühlmann, stv. Gemeindepräsident Emmen LU
Tatsächlich war die Zusammensetzung eine "verkehrte Welt":
Blocher stand neben Cécile Bühlmann, der Präsidentin der
grünen Fraktion, einer vehementen Gegnerin Blochers, gemeinsam
auf der selben Seite.
In der Arena kam es so, wie wir es vermutet haben: Blocher machtes nur,
was er machen musste. Er beschrieb das, was die Vorlage will (Fakten)
und sprach eher lustlos, verständlicherweise ohne Herzblut. Er
korrigierte "Falschaussagen" auf beiden Seiten. Als er bei den
Befürwortern etwas beanstandete, führte dies zu einer
witzigen Bemerkung des Moderators. Er unterbrach Blocher und machte
ihm gleichsam klar: Sie müssen wissen: Diese Seite ist dafür
und jene dagegen. Als ob er Blocher bewusst machen müsse, wo er
steht. Das Publikum lachte.
Blocher konterte:
"Ich fühle mich als Bundesrat verpflichtet, auf beiden Seiten zu
sagen, wenn etwas nicht stimmt."
Cécile Bühlmann sagte vor der Sendung, die Konstellation
sei für sie nicht einfach. Doch werde sie an der Sendung Blocher
nicht angreifen. Nach der Sendung jedoch waren die Kameras mit dabei,
als sie Blocher frontal attackierte. Diese aussergewöhnliche Sequenz
wurde in der Tagesschauausgabe gezeigt. Cécile Bühlmann
kam in Rage und protestierte:
"Wenn Sie sich so tendenziös verhalten, so ist das unglaublich!
Unglaublich!"
Blocher versuchte seine unfreiwillige Mitstreiterin mit Humor zu
besänftigen:
"Ich habe gedacht, Sie klatschen für mich..."
Da nervte sich Bühlmann noch mehr und das "Duell" gipfelte in einem
Wortdurcheinander. Beide sprachen gleichzeitig. Dann verzichtete Blocher
auf eine verbale Auseinandersetzung. Er lachte. Bühlmann wendete
sich ab und machte sich davon.In der Tageschau beurteilte hierauf
Christian Dorer (Bundeshausredaktor vom "Blick") den Auftritt.
Dorer gehört ebenfalls zu den Blocher Kritiker der Ringierpresse.
Dorer fand den Auftritt eine Farce. Für ihn war es ein Auftritt
nach Vorschrift. (Dienst nach Vorschrift) Blocher habe sich nur auf die
juristischen Fragen beschränkt und politische Fragen ausgeklammert.
Ein Auftritt in dieser Form bringe nichts. Man könnte ebensogut
einen Fachexperten beiziehen.
Wir sind überzeugt dass der "Blick" und der Sonntagsblick" die Thematik des
"faden" Arena Auftrittes noch kommentieren werden.
Uns interessiert vor allem Blochers Auftritt bei der Schengenfrage, bei der
er nicht mehr sagen kann, er habe eine Vorlage vertreten müssen,
die ein Vorgänger ausgearbeitet hatte. Die Fortsetzungsgeschichte
der "Ja-Aber"- Problematik ist vorprogrammiert.
Es fällt schwer, eine Meinung überzeugend zu vertreten, die der eigenen Gesinnung
zuwiderläuft. Dass Blocher nur juristische argumentiert hat, trifft
nicht zu. Er hat auch politische Aussagen gemacht und die Vorteile der
vereinfachten Einbürgerungen aufgezählt. Inhaltlich unterliefen
ihm keine Fehler.
Was bei Blochers unliebsamen Pflichtübungen bewusst wird, ist die
Erkenntnis: Das "Wie Etwas gesagt wird" ist wirkungsvoller als das
"Was gesagt wird."
Übrigens: Auch das aufgebrachte, unbeherrschte Verhalten Cécile
Bühlmanns - nach der Sendung - sagte den Fernsehzuschauern viel
mehr, als das, was sie während der Sendung geäussert hat.
Wahrscheinlich war sie sich gar nicht bewusst, dass die Nachlese im
Studio in der Tagesschau gezeigt wird.