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www.rhetorik.ch aktuell: (29. Oktober, 2004)

Rhetorik um eine Ohrfeige






Palmer und Pfeiffer im Juni, Foto: Stuttgarter Zeitung.
Eine Ohrfeige musste der CDU-Bundestagsabgeordnete Joachim Pfeiffer am 24. Oktober auf einer Wahlparty einkassieren. Die CDU hatte am Sonntagabend zahlreiche Gäste anlässlich des neuen Oberbürgermeisters der Stadt Stuttgart, Wolfgang Schuster, eingeladen. Staatsminister Christoph Palmer Pfeiffer bewerben sich beide um den zukünftigen Posten als Chef des Bundeslandes.


Auf der Wahlparty griff Palmer zuerst den Bundestagsabgeordneten in einem Wortgefecht an und betitelte seinen Unionskollegen als Verräter. Die Auseinandersetzung gipfelte später auf der Party, als Pfeiffer zwei Ohrfeigen vom Staatsminister einstecken musste.

"Bild" schilderten die Szene so: Palmer lehnte seinen Kopf bei Pfeiffer an, so als wolle er ihn in den Arm nehmen. Plötzlich packte Palmer Pfeiffer mit der rechten Hand am Kragen, schrie: "Du bist ein Verräter, ein Rädelsführer! Mit dir hat alles angefangen!" Dann drehte sich der Minister wutschnaubend weg, schoss anschliessend wieder auf den CDU-Abgeordneten zu, holte mit der rechten Hand aus. Palmer knallte Pfeiffer eine, dann noch mal und noch mal. So laut, dass es alle hörten. Palmer schrie: "Du Drecksau!" Pfeiffer duckte sich, sagte leise: "Das stimmt alles nicht, was du sagst!" Palmer drohte Pfeiffer: "Das kannst du mir glauben, deine politische Karriere ist am Ende!" Parteifreunde versuchten, den aufgebrachten Minister zu beruhigen: "Mach keinen Quatsch!" Dann verliess der offenbar nicht mehr ganz nüchterne Minister den Saal, kehrte eine Dreiviertelstunde später aber wieder zurück. Bei Weisswein entschuldigte sich Palmer bei seinem Parteifreund.


Die SPD und die Grünen forderten Palmer zum Rücktritt auf.

"Ein Minister, der sich so wenig im Griff hat, sollte die Konsequenz ziehen und von sich aus gehen."


sagte SPD-Fraktionschef Wolfgang Drexler. Es sei ein unglaublicher Skandal, dass ein amtierender Minister einen Bundestagsabgeordneten ohrfeige und übel beschimpfe. Von Palmer gab es zunächst keine Stellungnahme zu dem Vorfall. Die stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende, Brigitte Lösch, sagte in Stuttgart:

"Ein Minister hat eine Vorbildfunktion - die ist bei Christoph Palmer nicht mehr gegeben".


Es sei ein Zeichen großer persönlicher Schwäche, Meinungsverschiedenheiten mit den Fäusten auszutragen. Pfeiffer bezeichnete die Auseinandersetzung mit Palmer als persönliche Angelegenheit. Pfeiffer:

"Unter Freunden streitet man sich auch einmal".




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