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www.rhetorik.ch aktuell: (23. Oktober, 2004)

Horrorbilder gegen das Rauchen.



"Wer nicht hören will, muss sehen"


findet EU - Kommissar David Burne. Er glaubt an die positive Wirkung von brutalen Bildern. Es gibt jedoch Stimmen, die finden, dass sich ein Gewohnheitsraucher mit Schockbildern nicht mehr von der Sucht abgehalten lässt. EU-Kommissar Byrne will trotz solcher Bedenken nicht ruhen, bis auch die letzte Zigarette für immer verglimmt ist. Die heilsame Schockwirkung soll von Bildern mit Kinder mit Atemmasken, deformierte Embryos, von Teer verfärbte Lungenflügel und eklige Wucherungen am Kehlkopf kommen. Byrne gehen die Warnhinweise auf den Packungen nicht weit genug:


"Ich entschuldige mich nicht für die Bilder, die wir einsetzen. Das wahre Gesicht des Rauchens sind Krankheit, Tod und Schrecken - nicht Glanz und grosse weite Welt, wie die Werbung der Tabakindustrie uns weismachen will".


Die Kampagne kostet 110 Millionen Franken. Laut Byrne können die EU-Staaten selbst entscheiden, ob sie die Fotos nutzen wollen oder nicht. Die Kommission verweist auf positive Erfahrungen in Kanada hin. Dort werden solch drastische Warnhinweise in Bildformseite einigen Jahren eingesetzt. In Kanada habe sich gezeigt, dass schockierende Motive tatsächlich im Kampf gegen das Rauchen helfen könnten.



Wir vertraten immer die Meinung, dass Bilder nachhaltiger wirken als Worte. So gesehen wäre der Versuch mit Horrorbildchen gewiss lohnend. Anderseits zeigt sich in der Praxis, dass die übelsten Bilder von Süchtigen gleichsam ausgeblendet werden. Sie wollen den Tatsachen nicht mehr ins Auge schauen. Es soll auch schon schachtelähnliche Behälter geben, mit denen die Raucher die üblen Bilder überdecken können. Die Zigarettenschachtel wird einfach in die Maske geschoben.


Übrigens: Es wurde auch versucht, mit Unfall-Horrorbildern am Armaturenbrett das Fahrverhalten von Autofahrern positiv zu beeinflussen. Es zeigte sich jedoch, dass die Wirkung ähnlich war wie beim Betrachten einer echten Unfallstelle. Die Bilder wirken nur kurzfristig. Nach wenigen Stunden kehrte das alte Fahrverhalten zurück. Es müssten ständig neue Bilder gezeigt werden und dies könnte vom Fahren ablenken.

Ich lernte einen Chefarzt kennen, der ebenfalls an die Wirkung von Horrorbildern zweifelte. Er erzählte von seinen Kollegen, die starke Raucher waren:

"Wenn einer dieser Ärzte im Operationssaal ein Raucherbein abgesägt hatte, so war dies gewiss eindrücklich, denn die Bilder wirkten dreidimensional. Dieses Erlebnis - so sollte man meinen - müsste nachhaltiger wirken als ein farbiges Dia. Doch erlebte ich immer wieder, wie der rauchsüchtige Kollege nach der Operation hinaus ging ... und sofort ein Zigarette rauchte! Wenn ein Raucher sich trotz der scheusslichen Bilder (schwarze Raucherlunge, Zungenkrebs usw.) nicht von seiner Sucht abhalten lässt, was nützen dann kostspielige Schockaktionen?"


Der Arzt vertrat hierauf die Meinung, es lohne sich schon, etwas zu tun, vor allem dann, bevor jemand süchtig geworden ist. Nachher sei es zu spät. Diese Geschichte müsste eigentlich Eltern, Lehrkräften und sonstigen Erziehungsverantwortlichen zu denken geben.


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