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www.rhetorik.ch aktuell: (6. Oktober, 2004)

Zur Mirage-Infopanne





Bundesrat Samuel Schmid hat im Fall der radioaktiven Mirage-Abfälle im Ständerat eine Informationspanne zugegeben. Er räumte ein, dass man nicht bei allen Stellen die nötige Sensibilität gezeigt habe. Soweit dies im VBS passiert sein sollte, möchte er sich entschuldigen, es sei aber keinesfalls absichtlich passiert. Auch bestehe keine Gefahr für Mensch und Umwelt.

Hansruedi Stadler In den Medien war publik geworden, dass die Armee Abfälle aus den Jets in einem Stollen bei Amsteg in Uri zwischenlagern möchte. Ständerat Hansruedi Stadler von der CVP Uri bemängelte, dass das VBS den Kanton nicht informiert hatte. Die lokale Bevölkerung reagierte empört. Sie hatte erst über die Medien erfahren, dass in Amsteg radioaktive Abfälle gelagert werden.




Was wir bei Schmids Verhalten schätzten: Er hat den Fehler sofort zugegeben und hat damit aus unserer Sicht die Glaubwürdigkeit wahren können.






Mirage Schweiz "10 vor 10" hatte gemeldet, dass die zu verschottenden Mirage Flugzeuge der Schweizer Luftwaffe rund 25 Tonnen radioaktiv strahlende Teile beinhalte und dass der Müll in Uri in einem Geheimbunker gelagert werden soll. Das VBS meinte dazu, dass die Strahlung unbedenklich sei, wie auch SUVA Messungen bestätigt hätten. Nach Blick soll die Urner Regierung nichts davon wissen, dass der Lagerort Amsteg sei.




Medienschelte

Am 6. Oktober äusserte sich Bundesrat Schmid über die Medien. Wie er in der Sendung "Galerie des Alpes" von SF DRS sagte, spielen die Medien eine nicht unwesentliche Rolle im Zusammenhang mit den Problemen im Bundesrat. Die Medien neigten dazu, alles zu personifizieren. Dadurch werde es im Bundesrat schwierig, zu "kollegialisieren". Die Stimmung im Rat sei aber nicht so schlecht, wie immer wieder behauptet werde. Weiter wollte der SVP-Bundesrat die Diskussion um seinen Partei und Bundesratskollegen Blocher nicht kommentieren. Er verwies auf seine eigene Praxis in Sachen Kollegialität und die Äusserungen von Bundespräsident Deiss.

Es ist tatsächlich so, dass in der heutigen Medienlandschaft die Personifizierung von Managern und Politikern diese dazu zwingt, damit umgehen zu lernen.


Personifizierungsbeispiel

Der "Blick" personifizierte übrigens am gleichen Tag, dem 6. Oktober jeden einzelnen Magistraten. Er veranschaulichte damit, wie Politiker willkürlich typisiert werden können:

  • Christoph Blocher wird als "der Aussenseiter" dargestellt. Sein Einfluss werde zunehmend sichtbarer. Er bleibe sich treu.
  • Pascal Couchepin ist für Blick "der Solist". Er liebe die Geige und wolle immer die erste Geige spielen. Er greife ohne Rückendeckung an.
  • Micheline Calmy-Rey ist "die Heimatlose". Obschon sie Couchpins Attacke unterschreiben könnte, sind sich die beiden Walliser Dickköpfe angeblich spinnefeind. Als Quereinsteigerin habe sie im Bundesrat keine Wurzeln. Sie sei dafür in der Bevölkerung beliebt.
  • Samuel Schmid ist "der Zerrissene". Er sei zwischen "Blocher" und Amboss. Er wolle nicht mit seinem Parteikollegen im Bundesrat marschieren, wolle anderseits keinen Konflikt riskieren.
  • Josef Deiss ist "der Aussitzer". Auch er werde hin und her gerissen. Er habe die SVP kritisiert und als Bundespräsident gleichzeitig Couchepin gerüffelt, weil er die interne Meinungsdifferenz öffentlich ausgetragen habe. Deiss wolle den Deckel über die Konflikte halten.
  • Moritz Leuenberger ist "der Provokateur". Er wird als Schlüsselfigur bezeichnet. Er leide unter dem rüden Umgangston. Mit geistreichen Sticheleien verstehe er es immer wieder, zu provozieren.
  • Hans-Rudolf Merz schliesslich ist "der Unsichtbare". Er könne sich nicht profilieren. Er sei zu wenig präsent. Doch sei er auf Erfolg bedacht und könne er sich deshalb mit Blocher nicht anlegen.




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