Boris Becker ist seit April dieses Jahres Talkmaster beim
Deutschen Sportfernsehen DSF.
Kaum jemand will jedoch diese Sendung sehen. Sponsoren fehlen.
Für uns sind die Gründe klar: Journalismus ist ein Beruf,
wie das Tennisspielen. Ein guter Sportler ist nicht automatisch ein
guter Talkmaster. Ein guter Journalist lässt sich zuerst auch
gründlich ausbilden, so wie ein Sportler. Das Studio 10 des
DSF ist eben nicht mehr der Centrecourt von Wimbledon.
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Es gibt zwar positive Beispiele von Sportlern, die als Co-Moderatoren
gut ankamen. Sie unterstützten die Sportjournalisten mit guten
Hintergrundinformationen, basierend auf den eigenen Erfahrung. Dies wurde
vom Publikum geschätzt. Wir erinnern an Bernhard Russi oder
Marc Surer. Diese Sportler überschätzten sich nicht. Sie glaubten
nicht, dank den Sproterfolgen auch ausgebildete Talkmaster zu sein.
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Nicht alle Sportlerinnen und Sportler sind gute Kommunikatoren. Wer
erinnert sich nicht an das eintönige, unverständliche,
farblose Gerede einer Martina Hinggis. (Erstaunlicherweise konnte die
Tennisspielerin für den Werbespot einer Waschmaschine plötzlich
besser sprechen. Wir gehen davon aus, dass sie nun für die paar
Sätze eingehend geschult wurde. Wir fragen uns aber: Weshalb
nicht früher?) In verschiedenen Analysen haben wir dargelegt,
dass bei Medienauftritten jene Sportler viel mehr überzeugten, die
den Umgang mit Medien gelernt hatten. Weil der Auftritt vor Mikrofon und
Kamera stresst, gilt es, im Mediensimulator diese Situationen kennen zu
lernen, damit die Sportler dann bei echten Auftritten natürlich und
überzeugend reden. Im Umgang mit Medien ist eben das Einfache nicht
mehr so einfach. Wir haben dies beim Coaching von Spitzensportler gesehen:
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Simone Niggli-Luder,
Sportlerin des Jahres 2003
hat uns bei allen Auftritten überzeugt. Sie wirkte stets
natürlich und kam beim Publikum ganz gut an. Im Radiogespräch
"Musik für einen Gast" vom 31. Oktober 2004 im Schweizer Radio
DRS 2 mit der Journalistin Ellinor von Kauffungen
machte die Sportlerin erwähnenswerte Aussagen im Hinblick
Sportlerin und Umgang mit Medien:
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Ellinor von Kauffungen:
"Sie sind in Rapperswil über Nacht ins Rampenlicht katapultiert
worden. OL - wie gesagt eine Randsportart - über die man sonst
nicht so viel spricht. Plötzlich waren alle Zeitungen voll. Alle
wollten etwas von Ihnen. Waren Sie darauf vorbereitet oder wurden sie
darauf vorbereitet?"
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Simone Niggli-Luder:
"In den letzten Jahren hat sich das immer mehr gesteigert. Von da
her hatte ich meine ersten Erfahrungen gemacht. Es ist so: Nach der
Weltmeisterschaft in der Schweiz war das Interesse enorm. Wir hatten
mit dem Schweizer Kader ein
Medientraining.
Wie wir mit den Medien umzugehen haben. Das hat sicher geholfen.
Gerade mit dem Fernsehen ist das immer eine spezielle Sache und ist es
immer noch. Da ist es eine Nervosität, die da ist. Aber vielleicht
eine etwas andere Nervosität, wie vor dem OL Start."
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Ellinor von Kauffungen:
"Aber ich meine auch Triage. Was mache ich mit? Was wollen die Medien
alles von mir? Was lasse ich alles nicht mit mir machen? Das ist auch
eine schwierige Entscheidung in solchen Momenten."
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Simone Niggli-Luder:
"Das ist sicher ein Punkt, den man gut überlegen muss. Ich bin froh,
dass mir hier auch mein Mann Matthias etwas hilft. Er ist mein Puffer. Ich
lasse ihn die Telefone abnehmen."
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Ellinor von Kauffungen:
"Und dann kommen immer die selben Fragen - auf die man immer die selben
Antworten geben muss. Die man vielleicht nicht weiss: - Wie gehen Sie
mit dem Druck um? - Was sind Ihre Zielsetzungen? Ect.
Nervt einem das zwischendurch auch mal wieder?"
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Simone Niggli-Luder:
"Manchmal habe ich schon das Gefühl. Das habe ich doch schon
X Mal gesagt. Man muss dennoch probieren, immer eine frische gute
Antwort zu geben. Das ist ja für mit auch gut und für
den Orientierungslauf - wenn ich mich präsentieren kann und der
Orientierungslauf publiker wird."
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Simone Niggli Luder hat nach unserem Dafürhalten das Wichtigste im
Umgang mit Medien hervorragend zusammengefasst:
- Es braucht ein fachgerechtes Training.
- Vor Auftritten braucht es stets eine Überlegungspause.
- Die "immer gleichen" Fragen können wir antizipieren
Wenn etwas 50 Mal gesagt werden muss, so gilt jedes
Mal: volle Konzentration. Nervosität muss sein, denn
es ist immer wieder "Das erste Mal".
Niggli betont: Ich muss immer eine frische gute
Antwort geben!
- Jeder Auftritt ist ein Chance. Für die Sportlerin,
die Sponsoren sowie für die Sportart!
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Zurück zu Boris Beckers -Absturz in sieben Sätzen:
Seine Quotenbilanz liest sich wie eine Doppelfehlersstrategie. Nur 200'000
Zuschauer im Durchschnitt wollten Becker mit seinen Gästen sehen.
Am 21. September 04 waren nur noch 40'000 Zuschauer. Der Marktanteil
war zu dürftig. 0.9 statt 1.2 %. Beckers Show wurde vom
"Samthandschuhformat" zur Chefsache erklärt. Bei jeder Sendung
gab es ein Defizit in geschätzte fünfstelliger Höhe.
Es ist verständlich, dass selbst die persönlichen Becker-Sponsoren
als Geldgeber abwinkten.
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