Heinrich Kreibich,
der Geschäftsführer der Stiftung Lesen:
"Die Zahlen sind erschreckend, wenn man um die hohe Bedeutung des
Vorlesens bei der Entwicklung von Kreativität, Phantasie und
Sprachvermögen weiß",
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Dies bestätigte auch Christoph Schäfer, Pressereferent der
Stiftung Lesen. Das liege zum einen an der Konkurrenz durch andere Medien,
zum anderen aber auch an Veränderungen innerhalb der Familien.
"Lesen wird immer mehr zu einer Nischentätigkeit. Das
gilt auch für das Vorlesen"
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sagte Schäfer. Wichtig für Kinder seien eben auch das Gefühl
von Nähe und die Aufmerksamkeit. Der Einsatz von Märchenkassetten
könne Vorlesen nicht vollständig ersetzen,
"zum Beispiel schon deswegen, weil die Kinder nicht nachfragen können."
Die Wissenschaftlerin hatte für die so genannten Zeitbudgetstudien
des Statistischen Bundesamtes Vorlesezeit gemessen und dazu 5400 Haushalte
befragt. Vorgelesen wird demnach in 35 Prozent der Haushalte mit Kindern
bis zu zehn Jahren, bei Alleinerziehenden sind es 32 Prozent. Bezogen auf
alle Familienhaushalte mit Kindern bis zum 18. Lebensjahr liegt der Anteil
der Vorleser oder Erzähler bei 17 Prozent. Bei Alleinerziehenden
liegt der Anteil sogar nur bei zwölf Prozent.
Wir vertreten nicht die Meinung, der Staat sei nun zum Handeln
verpflichtet. Es gibt zwar Parteien, die rufen bei alle ungelösten
Zeitprobleme nach staatlichen Massnahmen. Viel wichtiger ist nach unserem
Dafürhalten das Bewusstmachen der Eltern der Zusammenhänge
"Förderung der Sprachkompetenz und Gutnachtgeschichte". Viele Eltern
wissen nicht, dass sie mit ein wenig mehr Zuwendung die Kosten für
nachträgliche Sprachförderungsmasnahmen sparen könnten.
Selbstverständlich werden in guten Schulen in allen Fächern
die Bausteine der Rhetorik auch noch vermittelt und in vielen Staaten
gibt es später sogar
"Debattierclubs".
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