Nachtrag vom 27. Mai, 2004: Schelte für Anke.
Anke Engelke kriegt auch heftige Kritik für ihre "Late Night" show:
Rudi Carrell forderte sie erneut zum Aufhören auf.
Einige Wochen vor dem Start hatte Rudi Carrell bereits in der ARD-Sendung
"Beckmann", deren Studio eigens auf Wunsch von Comedy-Diva Carrell mit
Publikum gefüllt wurde, 10'000 Euro darauf gewettet, dass Anke
Engelke mit ihrer neuen Show scheitert. Die Äusserung sorgte
damals für Wirbel und auch jetzt noch finden viele Carrells
Vorverurteilung total daneben. "Superstar"-Juror und Radiomoderator
Thomas Bug äusserte in einem DWDL-Interview auch Unverständnis
für Carrell:
"Bei so einer Aussage verliert ein Rudi Carrell für mich
mehr als Anke überhaupt verlieren kann."
|
Jetzt ist "Anke Late Night" gestartet und die Quotenentwicklung
scheint der Wette von Rudi Carrell entgegenzukommen.
Laut Bild-Zeitung hat sich Carrell jetzt erstmals nach dem Start von
"Anke Late Night" zu Wort gemeldet. Dass dies so lange gedauert hat,
liegt wohl u.a. daran, dass er die erste Ausgabe gleich erst einmal
verpasst hat. Sagt er jedenfalls. Und zeigte damit schon letzte Woche
Anke Engelke die kalte Schulter.
Sein erster Eindruck von Anke Engelkes neuem Job:
"Sie steht da wie ein Streichholz in der Olympia-Halle,
Riesendekoration, kleine Frau."
|
|
Laut Bild-Zeitung analysiert Carrell weiter:
"Sobald ein Sketch kommt,
ist sie wieder Weltklasse und sobald sie einen Witz erzählt
oder Talk macht, ist sie keine Weltklasse."
|
|
Ob er nun einfach seiner Linie treu bleiben will, die richtigen
Schlüsse zieht oder nur an seine Wette denkt -
jedenfalls antwortet er auf die Frage was sich man an "Anke Late Night"
ändern könnte: "Sie soll aufhören. Es war von Anfang an
falsch, es zu machen."
Die "taz" verfolgte ebenfalls "Anke Late Night" und lässt
taz-Mitarbeiter die entscheidenden Fragen stellen.
Frauen moderieren unser Land. Anke Engelke ist eine Frau. Was
liegt näher, als sie zur Chefin der deutschen Late Night zu
machen? Das Ergebnis ist dementsprechend optimal: Es herrscht nicht
die unangenehm-aggressive Stimmung früherer Late Night-Formate,
in denen Mitarbeiter von einem männlichen Chef gnadenlos
ausgebeutet, verhöhnt und weggeworfen wurden. Bei Engelke:
flache Hierarchien, Mitverantwortung, kollegial-kuscheliger Umgang
mit Gästen und Personal; speziell auch mit ihrem subalternen
Lebensgefährten. Ein weiterer zivilisatorischer Fortschritt: Keine
Lechz- und Hechel-Atmosphäre, nein, auch Frauen in weißen
Fickstiefeln werden nicht darauf reduziert. Eigentlich stört nur
der Mann, am Mittwoch ist das der Publizist Roger Willemsen, der mit
bürgerlichem Wertegrinsen von Esel-Erektionen schwärmt und
von einer Kuh berichtet, die von hinten penetriert worden sei. Chefin
Engelke schimpft ihn freilich nicht aus, sondern moderiert ihn mit einem
milden Lächeln nett ab. Das alles sollte man bedenken, bevor man
kleinlich daran rummäkelt, dass die Sendung selbstverständlich
(Qualität, Quote) zu nichts führt.
|
Ebenfalls in der "taz" gefunden:
Harald Schmidt war der Typ für die Typen. Im Büro warteten
sie morgens gleich mit einem Harald-Schmidt-Witz vom Vorabend auf und
die Frauen gähnten leise - nein, stimmt nicht. Die Frauen fanden
ihn auch toll, oh, echt. Und damit ist das Thema Frauen auch schon zu
Ende. Frauen können über Männer UND Frauen lachen. Und
Männer, das ist die News: können das auch! Wenns was zu
lachen gibt. Jetzt haben leider gerade alle Phantomschmerzen. Deshalb
können die Gagschreiber keinen Gag schreiben, sondern nur was
über Krötenwanderung. Und Anke Engelke wird noch eine Weile
brauchen, bis man nicht mehr besorgt sein muss, ob sie nicht doch vor
Nervosität mal beim Studio-Jogging durch die Pappkulisse ausbricht
und nie, nie wieder gesehen wird. Ansonsten bietet Anke endlich mal was
für Kinder, die nicht schlafen können: einen Clown und echte
Löwen, ist parodistisch unschlagbar wie immer und könnte so
schöne Witze über die EM machen, wenn nicht die Gagschreiber,
siehe oben. Wenn wir das hinter uns haben, kommt vielleicht auch raus,
dass das umfragemäßige Überrumpeln von schwerhörigen
oder schlecht deutsch verstehenden Passanten nur aus Kummer mit Humor
verwechselt wurde. Und dann, juhu, wird "Anke Late Night" ungefähr
so mittellustig werden, wie Harald Schmidt auch meistens war.
|
|