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www.rhetorik.ch aktuell: (18. Mai, 2004)

Zum Verhalten von Alt-Bundesrätin Metzler

1) 18. Mai: Zum Verhalten von Alt-Bundesrätin Metzler 2) 6. Juni: Schweigen kann Gold sein 3) 13. Juni: Zum Fall Metzler


Erstmals seit dem 10. Dezember äusserte sich Alt-Bundesrätin Ruth Metzler in einem NZZ Interview zu ihrem Ausscheiden aus dem Bundesrat. Sie meinte darin, es sei "offensichtlich", dass sie nicht die gleichen Chancen wie Deiss gehabt habe. Das erste Interview nach dem Rücktritt mit den konkreten Schuldzuweisungen an der CVP und deren Exponenten schlug wie ein Bombe ein.

Die CVP reagierte schnell: Wie Interimspräsidentin Doris Leuthard nach einer anderthalbstündigen Diskussion in der Fraktion bekannt gab, gebe es jedoch keinen Anlass anzunehmen, dass es in der CVP-Führung ein Komplott gegen Metzler gegeben habe, wie ein jüngst erschienenes Buch des "Facts"-Redaktors Marc Comina behauptet. Bei allen Strategiediskussionen zur letzten Bundesratwahl, sei Metzler damit einverstanden gewesen, dass die CVP trotz der Niederlage bei den Nationalratswahlen ihre beiden Sitze im Bundesrat verteidigen wolle und dass Metzler und Deiss nicht gegeneinander antreten sollten. Die CVP-Fraktion stehe voll und ganz hinter ihrem Chef Jean-Michel Cina, sagte Leuthard. Metzler und Deiss hätten die Strategie der Fraktion ausdrücklich gebilligt. Cina wies alle Vorwürfe Metzlers zurück, dass Deiss in der Fraktion bevorzugt worden sei. Er bedaure, dass die Strategie der CVP knapp nicht aufgegangen sei, sagte Cina. Er habe sich für Metzler und Deiss gleichermassen eingesetzt. Sollte er Metzler im Bundeshaus begegnen, würde er sich freuen. Er sei allerdings mit der Fraktionsführung bei der Debatte um das Asylgesetz stark gefordert.

Dies ist nicht das erste mal, dass Ruth Metzler in die Offensive geht. Schon vor der Abwahl fiel Metzler durch eine hektische Überaktivität und Medienpäsenz auf. Nach einer Ruhepause zeichnet sie sich nun auch die abgewählte Bundesrätin durch gezielte Aktionen aus. Metzler suchte bewusst die Publizität und nutzte bewusst die Medien.

Alt-Bundesrätin Metzler reservierte am Montag - als Gastdozentin der Hochschule St. Gallen - mit ihren Studentinnen und Studenten 55 Tribühneplätze. Sie führt in St. Gallen ein Seminar über "Gestaltungsmöglichkeiten in der Politik" durch. Sie wusste genau, dass ihr die Medienpräsenz gewiss war. Ihr Buch über ihre Bundesratszeit soll am 10. Juni erscheinen.
Besuch im Parlament
In der Öffentlichkeitsarbeit verunsichert die Ex-Bundesrätin Ruth Metzler die Öffentlichkeit wiederholt. Zuerst erlebten wir das totale Schweigen. Dann das Exklusiv-Interview mit den Beschuldigungen. Nach dieser "Abrechnung" kam der kalkulierte Auftritt als Zuschauerin im Bundeshaus, sowie die Lancierung einer Webseite im Februar. Hierauf die Ankündigung des Buches. Gerüchte folgten. Es fehlte stets die Koordination der Informationen. Falls Metzler tatsächlich ihr Buch auf der Insel Elba geschrieben hat, wo Napoleon sein Comeback vorbereitet hatte, so wäre dies kein gutes Omen: Napoleons Comeback endete im Fiasko von Waterloo.
Metzlers Buch
Der "Sonntagsblick" vom 9. Mai teilt unsere Befürchtungen: Es fehle an einem professionellen Beraterstab und:

"Schön wäre es, wenn Ruth Metzler ein offenen Ohr für einen guten Rat hätte. Auch ausserhalb des Kreises der internen Vertrauten."


Nachtrag vom 21. Mai 04: Wieder in den Schlagzeilen.

Die junge Alt-Bundesrätin schaffte es wieder, in die Schlagzeilen der Boulevardpresse zu gelangen. "Blick" Titel:

Metzler: Neue Pneus auf Staatskosten.


Trotz einer Jahresrente von 202'000 Franken soll Metzler für ihren 100'000 Fränkigen "Touareg" Wagen im Armeefahrzeugpark Pneus für über 2000.-- bezogen haben. Nach "Aide-Mémoire" wird für einen zurücktretenden Bundesrat noch vier Monate unterhalten. Damit kann sich die Alt-Bundesrätin auf ein Reglement abstützen und alles scheint in Ordnung. Klug ist das Verhalten in der jetzigen Situation nicht. Dieser Bezug war zwar reglementsgetreu, aber ungeschickt. Zumal es Bundesräte gibt, die ihr Privatauto nicht auf Staatskosten finanzieren lassen und Ruth Metzler nicht armengenössig ist. Gewisse Nationalräte sind empört über Metzlers Schnäppchen-Jagd. Hat sie doch den Luxuswagen kurz vor der Abwahl bestellt und konnte den Wagen zum Eurotaxtarif übernehmen. Obschon alles nach Reglement lief, möchte Nationalrat Giezendanner, dass die Bestimmungen sofort geändert werden.




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