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Wir haben die Fragen:
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Das Beispiel eines Videos, das eine Hinrichtung eines in Irak gefangenen Zivilisten zeigt, gehört in diese Kategorie. Die Medien hielten sich an Selbstzensur, denn die eigentliche Hinrichtung wurde nicht gezeigt. Der Bedarf am Sehen der Bilder war jedoch da: die Webseite mit den Originalaufnahmen in Malaysia musste aber wegen zu vielen Hits abgeschaltet werden. | |
Das Beispiel ist auch Anschauungsmaterial zum Thema Kommunikation und Propaganda mittels Video. Eine Bemerkung zum Multiplikationseffekt findet sich weiter unten. Die Geschichte zeigt, dass eine Kontrolle solcher Bilder, falls sie einmal veröffentlicht sind, fast nicht mehr möglich ist. | |
Das Beispiel zeigt ferner, dass Krieg und Propaganda heute nicht nur mit Waffen, sondern vermehrt auch mit Bildern geführt wird. Das wurde durch moderne elektronische Foto und Filmausrüstungen möglich. |
Auf einer islamistischen Website wurde ein bestialisches Video
veröffentlicht. Es zeigt, wie fünf maskierte Männer einem
gefesselten Amerikaner bei lebendigem Leib den Kopf abschneiden. Die
Hinrichtung wurde als Vergeltung für die Misshandlungen von
irakischen Gefangenen durch US-Soldaten bezeichnet. Gekleidet wie ein Gefangener im Todestrakt musste Nick Berg seinem eigenen Tod ins Auge blicken. Er wurde geköpft - und alles wird auf Video aufgenommen und via Internet verbreitet. In seinen letzten Minuten trug Nick Berg einen orangen Overall. Er sitzt auf dem Boden hinter ihm fünf maskierte Männer und muss seine letzten Worte sagen: "Mein Name ist Nick Berg, der Name meines Vaters ist Michael", sagt er gemäss "Spiegel Online". "Ich habe einen Bruder und eine Schwester, David und Sarah." Dann schneiden ihm die Männer mit einem langen Messer den Kopf ab und halten ihn in die Höhe. Ein Sprecher sagt: "An die Mütter und Frauen amerikanischer Soldaten: Wir sagen euch, dass wir der US-Verwaltung diese Geisel im Austausch für einige Gefangene in Abu Ghraib angeboten haben, was sie aber abgelehnt hat."
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Nachtrag vom 12. Mai, 2004: Multiplikationseffekt in den
Medien: Die öffentliche Hinrichtung im Internet führte dazu, dass die Szene auf dem ganzen Planet unzählige Male gezeigt werden konnte. Nicht nur im Internet auch in den meisten TV- Stationen. Im Mittelalter gab es ebenfalls öffentliche Hinrichtungen, bei der die Bevölkerung mit den Kindern anwesend waren. Die Bilder waren real. Konnten aber nicht gespeichert und damit auch nicht unablässig wiederholt werden. Die neue Inszenierung über alle Medien via Internet ist etwas völlig Neues. Bereits am 11. September instrumentalisierten die Terroristen die Medien. Sie hofften, dass die Horrorszene (Demütigung der USA) unablässig wiederholt werden. Damals ging den Terroristen die Rechnung auf. Auch bei der jüngsten gefilmten Hinrichtung. Die Frage ist demnach berechtigt: Sollten die Medien in derartigen Fällen auf eine Veröffentlichung verzichten? Die meisten Sender waren zurückhaltend und zeigten lediglich den ersten Teil der Inszenierung. Der Köpfungsakt wurde nicht mehr 1:1 gezeigt. Amerikanische Senatoren haben sich heute dafür ausgesprochen, auf die Veröffentlichung weiterer Bilder von Folter zu verzichten. Grund: die Bilder könnten die Untersuchung der betroffenen Soldaten stören und weitere Spannungen im Irak verursachen. |
Nachtrag vom 13. Mai, 2004: Al Zarqawi: CIA meint, dass der Mann, der Nicholas Berg im Video ermordet hat, das Al Qaeda Mitglied Abu Musab al-Zarqawi ist, auf den 10 Millionen Dollar Kopfgeld ausgesetzt sind. | |
Links zum Thema: |
Nachtrag 24. Mai Hinrichtungsvideo:
Haben sich die Medien missbrauchen lassen? Das Video der Hinrichtung von Nick Berg wurde innert Tagen zu einer der meistgesuchten Datei bei Tauschbörsen. Der Videoserver brach sogar zeitweise zusammen. Kein Wunder. Die Ausschnitte waren in den meisten Zeitungen und beinahe allen Kanälen zu sehen. Die Botschaft von Terroristen fand damit eine ungeahnt schnelle Verbreitung. Bei den Reden Osama bin Ladens kam es noch zu wochenlangen Diskussionen, ob man überhaupt den Terroristen die Medien - Plattform bieten solle. Beim Hinrichtungsvideo kam es zu keinen Diskussionen: 40 Minuten nachdem die Schweizerische Depechenagentur am 11. Mai 21 Uhr 11 den Link zum Download des Videos frei gab, zeigte 10 vor 10 die Ausschnitte. Einige prominente Stimmen:
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Nachtrag vom 23. Juni 2004: Wieder eine Enthauptung gefilmt Entführer haben im Irak einen Koreaner getötet. Zuvor hatten die Extremisten verlangt, dass Südkorea innerhalb von einem Tag ihren Plan zur Entsendung von 3000 Truppenangehörigen in den Irak widerruft. Jetzt ist der 33-jährige Dolmetscher Kim Sun-Il tot. Ein Sprecher des südkoreanischen Aussenministeriums in Seoul bestätigte, dass die Leiche des Mannes im Irak entdeckt worden sei. Der arabische TV-Sender zeigte ein Video, auf dem die Geiselnehmer sagten, sie hätten die südkoreanische Regierung gewarnt, diese habe jedoch nicht reagiert. Auf dem Video waren fünf maskierte, bewaffnete Männer zu sehen. Auf dem Boden vor ihnen kniete mit verbundenen Augen die Geisel. Die Enthauptung des Mannes, der auf einem früheren Video verzweifelt um sein Leben gefleht hatte, zeigte der Sender nicht. Bei den Tätern handle es sich um Mitglieder der Gruppe Monotheismus und Dschihad. Als Führer dieser Organisation gilt der Jordanier Abu Mussab Al-Zarkawi, der mit dem Terrornetzwerk Al-Qaida in Verbindung stehen soll. |
Nachtrag vom 25. Juni 2004: drei Türken entführt Kurz vor der Übergabe der Souveränität an eine Irakische Interimsregiergung und nach mehreren Bombenanschlägen im Land hat der Al-Jazeera Fernsehsender gemeldet, dass drei Türken als Geiseln genommen worden sind. US Präsident Bush fliegt zum Zeitpunkt in die Türkein zu einem NATO Gipfel. |
Nachtrag vom 10. Juli 2004: Entführung eines Philippinen führt zu
Abzug der Philippinen Die Philippinen ziehen die Truppen aus Irak ab, um das Leben einer Geisel zu retten. Der Sender al-Jazeera zeigte am 9. Juli ein Video, auf dem der Mann seine Regierung bittet, die Soldaten aus Irak abzuziehen. Bisher hatte sich niemand von den Geiselnehmern erpressen lassen. Das philippinische Soldaten-Kontingent umfasst nur 50 Soldaten und Polizisten. Daneben sind rund 4100 philippinische Zivilisten auf US-Stützpunkten tätig. |
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