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www.rhetorik.ch aktuell: (25. Juni, 2003)

Lebendige Fackel: Schockbild oder Informationsdokument?



Als Aktuellbeitrag zum Thema Bildwirkung geht es hier um die Frage, wie weit die Redaktion einer grossen Zeitschrift mit der Publikation von Bildern gehen darf.


Ein Bild eines brennenden Mannes erhitzte bei der "Tagesanzeiger" Redaktion die Gemüter. Die Redaktion musste sich rechtfertigen.

Peter Hardmeier Chefredaktor Peter Hartmeier schreibt:

"Wir versuchen mit Text und Bild die Wirklichkeit wiederzugeben und damit notgedrungen auch die Brutalität der Welt."


Der "Tagesanzeiger" hatte die Foto auf der ersten Seite. Die Sendung "10 vor 10" und der Lokalsender "Telebärn" präsentierte die lebende Fackel ebenfalls.


Der "Blick" blieb diesmal zurückhaltender und brachte die Foto nur klein. Der "Bund" und die "Berner-Zeitung", vor deren Türe die Selbstverbrennung passierte, verzichteten auf das Bild. Die Fragen bleiben offen:

Dürfen sich Journalisten in einem Fall, bei dem es um Leben und Tod geht, instrumentalisieren lassen?


Geht es in diesem Fall tatsächlich um den dokumentarischen Wert des Bildes oder lediglich um eine Auflagesteigerung? Gemäss Schweizer Presserat wäre ein Grossaufnahme des verbrennenden Gesichtes eindeutig zu verurteilen.


Auch die Chefredaktoren von grossen Zeitungen müssen sich Sorgen machen. Hartmeier, der seit November 2002 der neuer Chefredaktor des Tagesanzeigers weiss, dass um die schwierige Zeiten für der Printmedien. Auch im Jahre 2002 liess sich der Abwärtstrend nicht aufhalten: die Werbeaufträge im Printbereich sind in den letzten Jahren zurückgegangen, der Konkurenzdruck hat zugenommen.

Peter Knechtli schreibt in einem Artikel "Die Druckmaschinen am Portal zum Cyberspace" in www.onlinereports.ch:
"Die Schweizer Medienhäuser stehen angesichts der wachsenden Bedeutung 'Online-Nutzung' und 'E-Commerce' vor der grössten Herausforderung ihrer Geschichte. Zum einen droht mittelfristig - nach amerikanischem Vorbild - eine massive Umschichtung der Besitz- und Einflussverhältnisse. Zum andern werden agile Internet-Medien das klassische Verständnis des Print-Journalismus in seinen Grundfesten erschüttern. Nicht nur sind Internet-Informationsdienste schneller als Fernsehen und Radio, sie erfüllen auch "gewisse Funktionen wie Nachschlagen, Resultatdienste, Kleinanzeigen oder Börsenkurse besser an die gedruckte Presse" (so Beat Lauber). Verlegerverbands-Chef Hartmeier:

"Immer stärker gefragt ist die Fähigkeit der Medienunternehmen, multimediale Bedürfnisse zu jeder Tages- und Nachtzeit zu stillen."




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