Die "Verwöhnungsfalle"
Die Angst vor Konflikten, vor dem Nein sagen, wird in der Erziehung
oft zum Bumerang. Dies verdeutlicht Peter Angst in seinem Buch
"Verwöhnte Kinder fallen nicht vom Himmel" vom Zytglogge Verlag.
Die Praxis bestätigt, dass Eltern, Lehrpersonen und Erzieher
sehr schnell in die sogenannte "Verwöhnungsfalle" tappen können.
Dies erfolgt meist in kleinen unmerklichen Schritten. Doch die Summe dieser
Schritte führt in eine Sackgasse, aus der oft nur noch externe Hilfe oder
drastische Massnahmen (siehe unten) helfen kann.
Von der Schwierigkeit, Nein zu sagen
Die meisten Menschen sind harmoniebedürftig. Wer Kindern Paroli bietet,
setzt sich einem rauen Wind aus, denn Nein sagen kann Tränen hervorrufen. Kinder
verstehen es, Druck auszuüben und viele Eltern haben Respekt vor diesem Druck.
Bei Interessenkonflikten droht manches Kind verständlicherweise mit
Liebesentzug. Erfahrene Eltern wissen aber, dass Kinder in der Regel leicht
abgeschlagene Wünsche verzeihen.
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Längerfristig grösserer Aufwand
Nach Peter Angst geht es nicht darum, ständig Nein zu sagen, ständig
Konflikte auszutragen, ständig stundenlang zu argumentieren.
Kinder dürfen durchaus mal verwöhnt werden. Dies muss aber eine Ausnahme
sein wie ein Geburtstag, Ferien oder ein besonderes Ereignis.
Erfahrende Eltern haben erlebt, dass der Aufwand für verwöhnte Kinder
längerfristig grösser wird. Wer konsequent erzieht, hat es zwar am Anfang
schwieriger, später aber erleichtern Regeln und Rituale das
Zusammenleben. Die Verhaltensregeln werden zur Selbstverständlichkeit.
Verwöhnung als Bumerang
Jedes Kind wünscht sich im Grunde genommen starke Eltern.
Wer Kinder verwöhnt schwächt die Kinder. Es besteht die Gefahr
der Lebensuntüchtigkeit. Jeder Mensch muss lernen, mit Grenzen
Frust, Widerständen, Problemen, Stress, Interessendifferenzen
und Konflikten umzugehen. Der Aufwand für Auseinandersetzungen,
für Konfrontationen macht sich langfristig bezahlt.
Durch Verwöhnung werden Kinder zur Lebensuntüchtigkeit
verurteilt.
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Verwöhnen ist eine Art der Vernachlässigung
Wer verwöhnt geht den Weg des geringsten Widerstandes.
Auf der einen Seite gibt es die emotionale Vernachlässigung. Man hat keine
Zeit und versucht das Defizit mit Konsumgütern zu kompensieren.
Andererseits gibt es auch die Überbetreuung.
Kinder dürfen durchaus auch mal der Langeweile überlassen werden.
Tote Punkte geben Kindern Raum für eigene Kreativität. Jugendliche
brauchen nicht immer ein pausenloses "Unterhaltungsprogramm".
Auch Eltern haben Rechte
Es ist gut, dass heute Kindsmisshandlungen geahndet werden.
Wie steht es jedoch mit Elternmisshandlungen durch verwöhnte
Kinder? Jeder hat wohl Szenen auf der Strasse oder im Warenhaus
mitverfolgen müssen, bei denen eine Mutter von Kindern
geschlagen wird oder mit Fusstritten getreten wird, oder Eltern
sich verbale Erniedrigungen gefallen lassen.
Obwohl Eltern ein Anrecht auf Ruhe und menschenwürdige
Behandlung haben dreht sich bei vielen Elternpaaren alles nur
noch ums Kind.
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Fragwürdige Auswege
Dass viele Eltern mit der Erziehung nicht mehr zu Rande kommen,
sieht man zum Beispiel darin, dass in den USA Disziplin Akademien boomen.
In der Caribik gibt es zum Beispiel die "Tranquility Bay",
die älteste und härteste aller Erziehungsanstalten in den USA.
Nach einem New York Times Artikel vom 17. Juni 2003 sind
in den letzten zwei Jahren die Anzahl der Jugendlichen in
Tranquility von 140 auf 300 angewachsen. Die Methoden in den Erziehungsanstalten
sind hart, körperliche Strafen drakonisch, "Absolventen" sagen, dass
sie zum Teil Wochen für 13 Stunden am Tag im Isolationsraum leben
mussten. Es wird geschätzt, dass in den USA jährlich 2'300 Kinder von Eltern
in solche Camps geschickt werden. Die meisten kommen mit der Erziehung der
Kinder nicht mehr zu Rande. Zwei solcher Anstalten gibt es in Mexiko und
mindestens acht in den USA. Eltern zahlen bis zu 30'000 Dollar pro Jahr.
Im Mai 2003 wurde ein Betreiber einer solchen Akademie in Utah
on Haft genommen. Ein Grund, weshalb die Akademien vermehrt im
Ausland betrieben werden.
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Fazit
Kinder können auch aus negativen Emotionen lernen
und ein "Nein"
ohne stundenlanges Debattieren akzeptieren.
Es ist tröstlich zu wissen, dass Erziehung Fehler
verträgt, ohne dass Kinder Schaden erleiden müssen.
Für Peter Angst ist etwas vom Wichtigsten, dass in der
Erziehung Aussagen und Handlungen möglichst
übereinstimmen. |
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