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www.rhetorik.ch aktuell: (1. Juni, 2003)

Gestern TV-Star - heute weg vom Bildschirm


Selbst prominente Fernsehprofis sind unverhofft "weg vom Fenster". Wer am Bildschirm nicht mehr präsent ist, hat auch als gestandener Profi einen dunklen Fleck in seiner Biografie.

Eines der jüngsten Opfer ist Jürgen von der Lippe. Er kam nach der ARD Show, dann nach dem neuen Format "Blind dinner" und zwei SAT 1 Comedyabende nicht mehr auf die notwendigen Einschaltquoten. Somit verschwand er am Bildschirm.


Auch von der Lippe's ARD Kollegin, Ulla Kock am Brinck hatte am Bildschirm kein Glück mehr, so wenig wie Andreas Türck, die RTL "Clementine" oder die einst so gefeierte Margarethe Schreinemarkers.


Eva Wannenmacher Auch die bekannte 10 vor 10 Moderatorin Eva Wannenmacher (wir hatten sie in "Hörfruchte aus der Medienlandschaft" schon erwähnt) ist kaum mehr am Bildschirm zu sehen. Als junge Frau wurde sie gleichsam ins Fernsehen "katapultiert". Nach verschiedenen journalistischen Tätigkeiten moderierte die gelernte Kauffrau länger Zeit die 10 vor 10 Sendung und schaffte sich innert Kürze einen hohen Bekanntheitsgrad. Plötzlich wechselte sie zu TV 3 und wollte sich als Moderatorin der Sendung "Big Brother" profilieren. Dies war ungeschickt, denn mit diesem Schritt wurde sie nämlich vorgängig vertragsbrüchig. Sie hatte eine Verpflichtung als Moderatorin bei der anspruchsvolleren Sendung "Gesundheit Sprechstunde" unterschrieben und löste diesen Vertrag unverhofft ohne triftigen Grund. Bei der fragwürdigen "Big Brother" Tätigkeit blieb jedoch der Erfolg aus. Die Journalistin sieht heute ein, gewisse Fehler gemacht zu haben. Eva Wannenmacher


Die Nachrufe sind meist wenig schmeichelhaft: die nächsten Zitate sind von t-movies.t-online.de der Bild-Zeitung:

  • Zu Andreas Türck: "Im letzten Jahr ist er ausgestiegen und wollte es mit einer Gesangskarriere versuchen. Das hat aber dummerweise kein Mensch mitbekommen - und so blieben die CDs in den Regalen liegen. Herr Türck ist nicht der Einzige, der sang- und klanglos vom Bildschirm verschwunden ist."
  • Auch andere Talkshow-Moderatoren konnten nach dem Ende ihrer Sendungen nicht an frühere Erfolge anknüpfen und blieben uns daher in letzter Zeit erspart: Ilona Christen, deren ruhmreicher Karrierehöhepunkt ein grauenvoller Werbespot für die Waschmittelmarke "Ariel" war, dankte schon vor Jahren ab - vermisst wurde sie kaum.
  • Auch dem Pseudo-Ami Ricky Harris, der seinem Arbeitgeber, einem Shoppingkanal, für ein Talkshow-Angebot von SAT.1 den Rücken kehrte, wurde schon nach kurzer Zeit der Strom abgedreht - anscheinend für immer.
  • Die ehemalige Talk-Queen Margarethe Schreinemakers konnte sich vor ihrem Verschwinden wenigstens durch ihre hoch dotierten Verträge über Wasser halten. Ihr Versuch, mit der RTL 2-Sendung "big diet!" wieder ins TV-Geschäft einzusteigen, scheiterte allerdings kläglich.
  • Ulla Kock am Brink ist bereits untergegangen: Zwar moderierte sie mit der "100.000 Mark Show" bei RTL vor Jahren ein erfolgreiches TV-Format, folgte aber einem Angebot von Pro7. Pech gehabt: Schon nach Kurzem gingen die Lichter aus. In die Schlagzeilen schaffte sie es vor zwei Jahren dennoch - aber nur, weil sie ihrer Kollegin Sabine Christiansen den Ehemann ausspannte.
  • Sogar der Komiker Jürgen von der Lippe verspekulierte sich bei seinem Wechsel zu SAT.1: Die Show "blind dinner" fuhr schlechte Quoten ein und wurde 2001 eingestellt. Dabei hatte Von der Lippe in der ARD jahrelang mit seinen Shows "Donnerlippchen" und "Geld oder Liebe" Erfolg gehabt.


Heute greifen die Programmanbieter auf wenige Moderatorenfiguren zurück, wie Günther Jauch bei RTL oder den ARD Mann Jürg Pitawa. Innerhalb des Genre Unterhaltung herrscht grosses Gedränge. Junge rücken nach. Selbst die Werte-Ikone Verona Feldbusch hat seit längerem kein TV Format mehr präsent. Wer sich nicht rechtzeitig bewusst wird, dass auch ein Profi plötzlich zur "Nichtperson" werden kann, falls er sich in erster Linie über seinen Beruf als Moderator definiert, der ist früher oder später weg vom Fenster. Thomas Gottschalk, einer der erfolgreichsten TV-Moderatorn Europas ist ein Beispiel, dass zeigt, dass Moderatoren auch Jahrzehnte überleben können.


Wer einmal so erfolgreich war und plötzlich nicht mehr gefragt ist, verlässt ungern den Platz an der Sonne. Es gab TV-Moderatoren, die sich der "Mediengeilheit"-Krankheit gar nie richtig bewusst waren und alles tun, um bei irgend einer Gelegenheit wieder vor eine Kamera stehen zu dürfen.

Medienpräsenz wurde bei ihnen zur Sucht. Nach dem Entzug führen die Entzugserscheinungen zu peinlichsten Situationen, lassen sich zum Beispiel im Krankenbett filmen oder stellen sich für die banalsten Gags zur Verfügung.

Die Geschichte des deutschen Fernsehens ist voll von Auf und Absteigern. Es gibt auch Beispiele, wo Moderatoren für Jahrzehnte überleben.

25. Dez. 1952 Offizieller Beginn des Deutschen Fernsehens NWDR
1953 Erstes Fernsehbild in der Schweiz
1957 Estmals 1 Mio Fernsehzuschauer in Deutschland.
1. April 1963 Einführung des zweiten Programms
1964 Dritte Programme (Bildung und Minderheitenprogramme) wie "Telekolleg".
1969 Vollversorgung mit Fernsehprogrammen.
1970 Idee des "Millionenspiel" als TV-Utopie. Verfolgt von Killern und Kameras rennt ein fiktiver Showkandidat für eine Million um sein Leben. Unter Beschuss von Tötungskommandos muss er ins Fernsehstudio gelangen. Einige Zuschauer sind empört. Die Show nimmt viel vom heutigen Realitätsfernsehen voraus.
1971 Wibke Bruhns, die erste Nachrichtensprecherin in der TV Geschichte
1970-1980 aufkommende Satelliten und Kabeltechnik
1977 Thomas Gottschalks "Telespiele" im dritten des BR, dann bundesweit im ARD.
1980 Start der Satiresendung "Scheibenwischer" bis 2002. Dieter Hildbrandt bestritt über 50 Jahre politisches Kabarett, davon über 20 Jahre im TV.
1981 Privates Fersehen wird legalisiert
2. Januar 1984 RTL plus das erste deutsche Privatfernsehen startet in Luxenburg
1987 Gottschalk hat mit "Na sowas" Erfolg im ZDF, dann mit "Wetten das...?", die bis heute weiterexistiert.
1990 "Tutti Frutti" Strip Show in RTL. Feuilletons kritisieren die totale Sinnentleerung des Fernsehens.
1992 Talkshows: Hans Meiser, Ilona Christen, Bärbel Schäfer etc.
November 1996 Margarethe Schreinemakers wurde vor laufender Kamera abgechaltet, als sie über ihre Steueraffaire plauderte.
1998 Das Angebot an Talksendungen hat sich verzehnfacht: Arabella, Sonja, Vera, Sabrina, Birte, Ricky, Nicole, Andreas usw.
1999 Die RTL Sendung "Wie Bitte" vom Fernsehpioner Geert Müller Geres wird von einem Tag auf den anderen abgestellt.
März,2000 Realitätsfernsehen startet mit "Big Brother Container" "Expedition Robinson", "Girlscamp", "House of Love". Doku Soaps: "Die Fahrschule", "Big Diet". Seifenopern sind ein Format, die längerfristig überlebt haben.
April 2003 Auch Quizshows wie die RTL-Quiz "Wer wird Millionär" mit Günther Jauch sehen über 7 Millionen Zusachauer. RTL ist momentan Quotenkönig, gefolgt von ARD und ZDF. "Spiegel": Ein altes Konzept bricht Zuschauerrekorde. 50 Jahre Schweizer Fernsehen.


Quellen:


Nachtrag vom 7. September 2003: Seite von "Bild am Sonntag"
Bild am Sonntag Zusammenstellung von Moderatoren
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