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Jetzt wurde bekannt, dass auch der PDS Bundestabgeordnete und Berlins Wirtschaftssenator Gregor Gysi Fluggutschriften für private Zwecke genutzt hatte. Gysi ist einer der eloquentesten Redner und ein messerscharfer Dialektiker. Wir waren schon oft beeindruckt von seinen rhetorischen Fähigkeiten. Nach Bekanntwerden der Ungereimtheiten outete sich Gysi sofort:
Gysi beschönigte nichts und gab den Fehler sofort zu.
Er habe geglaubt, die Nutzung sei vor dem Verfall für private Zwecke zulässig, ergänzte er noch. Als Sofortmassnahme liess Gysi den Kostenvorteil der Flüge für seine Frau und seine Tochter (ein Ticket sollte übrigens ein Weihnachtsgeschenk gewesen sein) umgehend "Amnesty International" zukommen. Einmal machte er sogar mit den Gutschriften Familienferien nach Kuba. Gysi, der selbst eine Pilotenlizenz hat, weiss wie man ein Flugzeug aus einer Windböe hinausmanöveriert. Als Rhetoriker, weiss er, wie ein Fehlverhalten begründet werden muss. Nun zeigt sich ob die Methode des "Schuld auf sich nehmen" in diesem Fall den gewieften Politiker retten kann. Das Eingestehen eines Fehlers ("mea culpa") ist oft ein tauglicher Befreiungsschlag. Ist es möglich, dass Gysi mit seinem geschickten Schachzug den Kopf noch aus der Schlinge ziehen kann? | |||||
Nachtrag vom 1. August. Gysi tritt zurück.
Gysi tritt wegen der Bonusmeilen Affäre
überraschend zurück:
Er bezeichnete die Nutzung der Bonusmeilen als einen Fehler, "den ich mir nicht verzeihen will". Er nannte sein Fehlverhalten jedoch weder dramatisch noch strafbar. Sommer Skandälchen sind immer auch ein Thema für die Medien, um das Sommerloch zu füllen. Diese Geschichte macht aber bewusst, wie stark Politiker unter dem Vergrösserungsglas der Öffentlichkeit stehen. Gysi stolperte über seinen eigenen Massstab. Es ist anzunehmen, dass noch einige Politiker solche kleinen Leichen im Keller haben. |
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