Mehr als 4 Millionen TV-Zuschauer waren Zeuge, wie der ehemalige
US-Präsident Bill Clinton in der ARD Talkshow "Sabine Christiansen"
aus der Haut fuhr. Tatsächlich reagierte der frühere US-Präsident
während dem Gespräch plötzlich recht ungehalten.
Er schüttelte energisch den Kopf und zeigt sich verärgert.
("Sie liegen total daneben"), entgegnete er der entgeisterten
Sabine Christiansen.
Uns fiel auf, dass die Moderatorin den Ex-Präsidenten
abwertete:
"Sie wurden ja nie vor die ganz grossen Herausforderungen
gestellt."
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Wir verglichen das Interview mit unserer
Analyse. Ähnlich wie damals, überzeugte Clinton
mit Überlegenheit, Gelassenheit und konkreten antizipierten
Antworten. Clinton hatte jedoch nicht mit einer "harten" Befragung
gerechnet. Als ihm Christiansen mit erhobenem Zeigefinger
"...Sie hätten über den Charakter dieser Beziehung
gelogen..."
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die Affären während seiner Präsidentschaft vorwarf:
"Letztendlich, die Tatsache an sich, das waren Sie. Und es war
natürlich auch so, dass es viele Dinge gab, viele Halbwahrheiten,
die nicht gerade dazu beigetragen haben, Ihre Glaubwürdigkeit
zu stärken..."
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Und erst noch Bilder von Clinton und seiner Geliebten Monica Lewinsky
unterlegte - mit dem Beatles-Song
"Sexy Sadie"
("...was hast du getan, du hast alle zum Narren gehalten"),
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da reagierte Clinton verärgert. Ein Beobachter im TV-Studio sagte:
"Ich habe gedacht, gleich steht Clinton auf und geht."
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Nach der Sendung sprach Clinton nur noch kurz mit Christiansen. Im
Gästebuch trug er sich lediglich mit Namen, aber ohne Widmung ein.
Seinen Berlin-Besuch brach Clinton vorzeitig ab und flog im
Privatjet direkt nach London. Clintons PR-Berater Claus Carlsberg
von "Carlsberg Communication":
"Eigentlich war vorgesehen, noch eine Nacht in Berlin zu verbringen."
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Sabine Christiansen äusserte sich persönlich nicht zu dieser
Show. Wir teilen die Meinung ihrer Sprecherin Steffi Hagelüken:
"Journalistische Nachfragen sind das Geschäft und werden von einer
Moderatorin erwartet."
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Als Hillary Clinton vor einem Jahr als Stargast kam, war Sabine
Christiansen sehr nett.
Wir vermuten, dass Bill Clinton damit gerechnet hatte, dass Sabine
Christiansen auch ein nettes Gespräch führt und auf hartes
Nachfragen verzichtet und unangenehmen Geschichten höchstens
streift.
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Erkenntnis:
Wer sich den Medien zu einem Gespäch zur Verfügung stellt
muss mit allem rechnen. Mit Freundlichkeit, Hartnäckigkeit,
mit Überraschungen, Vorwürfen. Journalisten dürfen irritieren,
destabilsieren, suggestiv fragen, unterstellen, vermuten. Dar ist ihr Job.
Clinton war darauf nicht vorbereitet und wurde dadurch überrascht.
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Wir haben verschiedentlich Sabine Christiansens Moderation analysiert:
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Ihre trockene, spitzige Art löst bei Gästen vielfach eine
Abwehrhaltung ein. Vor allem, wenn sie mit dem Zeigefinger taktiert und
dazu noch drauf los "schnattert" oder die Redner unterbricht.
(Es gibt Fernsehzuschauer, die Mühe haben, den Gedanken der
Schnellprecherin zu folgen, zumal sie die Artikulation vernachlässigt).
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Sabine Christiansen erntete böse Kritik
Für das Exklusivinterview vom 11. Juli 2004 in der ARD mit Ex- Präsident
Clinton erntete sie nicht nur Kritik vom Gast selbst. Clintons Sprecher
Jim Kennedy sagte nach dem Gespräch:
"Ich liebe Deutschland, ich liebe die Menschen und sie haben mir
überschwänglich die Zuneigung gezeigt. Schade, wenn dann ein
einem so wichtigen Interview mein politisches Leben auf eine private
"Affaire" reduziert wird."
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Wir haben das Gespräch auch gesehen und verstehen, dass Bill
Clinton das Studio nach dem Interview mit Christiansen verärgert
verlassen hatte. Denn die Moderatorin kam immer wieder auf das Thema
Monika Lewinski zurück.
Tatsächlich war Sabine Christiansen recht hartnäckig und
griff immer wieder penetrant nach, als Clinton ausweichen wollte. Nach
unserer Sicht hätte Clinton gewiss das Interview ohne weiteres
selbst lenken können, anstatt auf die gleiche Frage immer wieder
einzugehen. Journalisten dürfen und müssen nachhaken!
Die Medienkritik war vernichtend
Die ziemlich unangefochtende Profifrau Christiansen erntete in den
meisten Blättern böse Worte:
"Ein Markenmonopol bröckelt. Das ist viel schief gegangen, ja
man kann von Bruchschaden reden. Ein Star des Gewerbes hat sich zum
Jubiläum relativiert." (Süddeutsche Zeitung)
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"Christiansen beleidigt Bill Clinton"
"Warum vergrätzte sie Bill Clinton?" "Bild"
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"So verkrampft wie sie dasass und pseudoinvestigativ nach
Schlüpfrigkeiten fragte, die zudem platt bebildert wurden, blieb
dem ehemaligen Präsidenten kaum etwas anderes übrig, als
sich körperlich von ihr ab- und in seiner Ansprache dem Publikum
zuzuwenden." (FAZ)
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Auch Zuhörer schrieben negativ über Sabine Christiansen. Hier
ein Beispiel:
"Nun kann man über die einzelnen Gäste von Sabine Christiansen
denken, was man will. Eines sollte jedoch feststehen: Man muss jedem
Gast Respekt entgegen bringen, ihn ausreden lassen und die Grundregeln
des Anstandes (Privatsphäre) wahren.
Frau Christiansen hat in der Vergangenheit schon des öftern ihre
Gesprächspartner nicht ausreden lassen und ist ihnen - quasi -
über den Mund gefahren.
Nun waren dies in der Regel grössere Runden und man kann
vielleicht noch gelten lassen, dass sie sonst keinen "roten Faden"
durchsetzen hätte können. Aber Bill Clinton ins Wort zu fallen,
der exclusiv zur ihr in die Sendung kommt, ist unglaublich. Er - so mein
Eindruck - stellt sich auch unangenehmen Fragen, meine Hochachtung,
das hätte er nicht nötig (eine Promotion für sein Buch
hätte er gefahrloser bekommen können).
Bedauerlich, dass ein Staatsmann von Format durch eine solche Sendung
und durch so eine ignorante Gesprächsführung, ein Bild von
Deutschland erhält, für das ich nicht stehe.
Man sollte Frau Christiansen mal sagen, dass die Welt nicht nur schwarz
oder weiss ist...und die latente Verurteilung des Bill Clinton durch Frau
Christiansen steht ihr nicht zu!! Wie kann man sich so über einen
anderen schwingen? Das hat nichts mehr mit seriösem Journalismus
zu tun. Das war mit das Peinlichste, was ich je im ARD gesehen habe."
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Umgang mit Kritik
Uns erstaunte, dass die Quotenfrau nach der Woge an Kritik ein Interview
mit der Bunte verweigerte und nach Mallorca abtauchte, ohne die Fragen
zu beantworteten. Später faxte sie lediglich ein paar Zeilen,
ohne auf die Fragen einzugehen:
Christiansen schrieb lediglich im Fax:
Der Präsident hat in diesem Interview spannende und
überzeugende Antworten gegeben. Das Einzelinterview hatte die
höchste Quote und lobt am Schluss noch den sympathischen Staatsmann
und sein Buch.
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Das Urteil des Medienexperten Klaus Kocks, der die
Glaubwürdigkeit der deutschen TV-Schaffenden laufend erforscht,
war für uns beachtenswert, zumal wir in unseren früheren
Analysen zu ähnlichen Schlussfolgerungen kamen.
Wir schrieben schon vor Monaten von dem zu schnellen Geschnatter der
Moderatorin und dem zu langen eigenen meist undeutlichen hektischen
Geschwafel der kalt und steif wirkenden Medienfrau.
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Kocks urteilte:
"Es gibt einen Scheitelpunkt, von dem an es bergab
geht. Wir sind noch nicht sicher, aber der
Stern Christiansens scheint zu sinken. Sie hat sich in die Beliebigkeit
geschwafelt, was zwar Bekanntheit bringt, aber Glaubwürdigkeit
kostet."
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Ob diese Breitseite an Kritik an der Moderatorin abprallt wie bisher?
Nach unserem Dafürhalten ist dies nicht mehr ganz so sicher.
Wir haben schön früher darauf hingewiesen:
Sabine Christiansen müsste endlich lernen,
zuhörerorientierter zu moderieren, langsamer und deutlicher zu
sprechen und vor allem nicht mehr so viel zu "schnattern".
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