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www.rhetorik.ch aktuell: (25. Jan. 2001, Nachtrag 21. Sep. 2001)


Zur Thematik: "Macht der Bilder"


CDU Plakat, Bildquelle www.spiegel.de Dass seit je Bilder als Transportmittel von Botschaften und vor allem zur Beeinflussung genutzt wurden und werden, ist hinlänglich bekannt. Beispiele sind:
  • Bildergeschichten in Kirchen
  • Werbung (z.B. die kontroversen Benetton plakate)
  • Politik und Propaganda
  • Prognosen im Umweltschutz (z.B. bei der Waldsterbedebatte vor 10 Jahren)
Es geht an dieser Stelle nicht um eine Vertiefung der spannenden Thematik "Macht der Bilder" oder "Bildrhetorik".
(Zum Phaenomen der Bildwirkung finden Sie in www.rhetorik.ch weitere hilfreiche Beiträge: z.B. ) Vielmehr geht es an dieser Stelle um diffamierende, verletzende, beleidigende Bilder; in Bereichen, die ethische Grundsätze tangieren.
Bei den Aufnahmen Schroeders, aber auch bei anderen manipulierten Bildern, war die Absicht, anderes Gedankengut oder Menschen schlecht zu machen.
Bei der Satire beim Theater, Theater, Film und Literatur wird nun vielfach die Meinung vertreten:
Im Bereich Kultur dürfe es überhaupt keine Schranken geben.
Die Frage ist jedoch berechtigt, ob mit Wort und Bild alles erlaubt sein soll. Wenn es um die Verletzung religiöser Gefühle, oder um menschenverachtende Aussagen geht, gibt es bekanntlich bereits Stopsignale. Verbindliche Regeln, Gesetze oder Empfehlungen kennen wir bei Belangen, bei rassistischen Botschaften oder bei der Kinderpornographie oder bei "Political Correctness".
Andererseits wünscht auch gewiss niemand eine Zensur, wie wir sie aus totalitaeren Ländern kennen.
Wir dürfen erwarten, dass in den Bereichen Kommunikation und Medien die minimalsten Grundsätze der Ethik beachtet werden. Die Journalisten haben sich freiwillig einem Ehrenkodex unterworfen der auch von Parteien, Werbeagenturen und Kulturschaffenden eingehalten werden sollte.
Weshalb nicht eine Beschwerde- oder Ombudsstelle schaffen, die dafür besorgt ist, dass nicht alle Entgleisungen einfach sang und klanglos hingenommen werden müssten? Beim inzwischen zurückgerufenen CDU Plakat wurde der Fehler nachträglich eingesehen und "internen Abstimmungsproblemen" zugeschoben.



Nachtrag, 21. September 2001
Bilderstreit nach dem Terroranschlag in den USA.

Bildquelle: washingtonpost CNN brachte bekanntlich nach den Terroranschlägen von New York und Washington die Bilder von jubelnden Palästinensern. Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass Bilder nachhaltiger wirken als Worte und es vor allem Bilder sind, die beeinflussen. Deshalb überlegten wir uns, ob wir in einem Aktuell Beitrag die Bilder der feiernden Palestinenser überhaupt erwähnen sollten.
Wir wussten: Die Filmsequenzen der jubelnden Bevölkerung nach der grauenhaften Tat sind gefährlich. Sie können Hass gegen eine ganze Bevölkerungsschicht zusätzlich schüren. Auch könnte die Szene eine Ausnahmeszene gewesen sein. Man stelle sich zum Beispiel vor, dass ein Kamerateam eine Gruppe angetrunkener Leute in einem beliebigen Land X filmte, die Spässe über den Bombenanschläge machten. Das Bild der sich zuprostenden Leute mit den CNN Bildern im Hintergrund wäre mit einem Untertitel ("Reaktionen aus dem Land X über die jüngsten Anschläge") eine unglaubliche PR Katastrophe für das Land X, mit Schäden, die mit keiner offiziellen Erklärung gutzumachen wären. Palistinenserkinder, Photoquelle:washingtonpost.com Im Falle der Anschläge auf die USA liess sich Arafat beim Blutspenden abbilden und es wurden Palistinänsiche Kinder mit US Fähnchen gezeigt (siehe Bild).
Das paradoxe Verhalten einiger Leute wurde von den Newsmedien gemeldet, weil dieses unfassbare Verhalten von ein paar Fanatikern auch zur Wirklichkeit gehörte und kein Einzelfall gewesen sein soll. Die offiziellen palestinänsischen Stellen versuchten die Verbreitung der Bilder zu unterbinden und behaupteten, die Bilder zeigten eine verzerrte Wirklichkeit. Auch wurden Journalisten, die diese Bilder machten bedroht. (Quelle: Washington Post vom 15. September 2001). Unliebsames darf nicht negiert oder ausgeblendet werden, nur weil es den Dialog erschweren kann.
Nach der Veröffentlichung der Freudenschüsse und Freudentänze verbreitete ein Student einer brasilianischen Universität via E-Mail die Nachricht, dass CNN hat alte Bilder aus dem Jahre 1991 nach der US- Invasion in Kuwait gezeigt hätte und keine Palestinenser nach dem jüngsten Angriff. Der Mailschreiber behauptete damit, CNN habe die Aufnahmen am 11.9.01 getürkt. Das in deutsch gehaltene E-Mail des Studenten endete mit der Aufforderung, diese Meldung an Freunde weiterzusenden. Diese Schneeballaktion errinnert an Aktionen der psychologischen Kriegsführung. Bilder der Gegenpartei werden durch bewussste Falschmeldungen in Frage gestellt.
CNN wehrte sich umgehend gegen die kreditschädigende Unterstellungen und wies darauf hin, dass ihre Aufnahmen nicht getürkt waren. Laut CNN waren die Bilder von einem Reuters-Team am 11. September in Ost-Jerusalem gedreht worden und damit authentisch.
Der Sender wies darauf hin, dass er sich nicht so eine solch plumpe Manipulation nicht leisten könnte. Die E-Mail Aktion des Studenten hatte der Palestinensischen Sache einen Bärendienst geliefert. Der Versuch war kontraproduktiv, weil die Leser durch die Behauptung und die anschliessende Berichtigung erneut auf die unschönen Bilder zu sprechen kamen (und z.B. auch hier in diesem Beitrag wieder reflektiert wird). Unwahrscheinlich aber nicht auszuschliessen ist auch, dass die ganze Emailaktion darauf zielte, nochmals auf die Bilder hinzuweisen, denn eine Dementierung auf diese Provokation des Newsgiganten musste ja kommen.

Wir finden generell, dass es keine Bildzensur geben darf. Die Öffentlichkeit hat immer ein Anrecht auf angemessene Informationen. Andererseits müssen sich die Medien ihrer Verantwortung im Umgang mit Bildern stets bewusst bleiben.
Bei einer gewalttätigen Demonstration dürfen beispielsweise Journalisten nicht nur die Bilder der verletzten Demonstranten oder nur die Bilder der verletzten Polizisten veröffentlichen, wenn beide Seiten dreingeschlagen haben. Ausgewogener Journalismus ist und bleibt eine Kunst, die nicht einfach ist. Weil Journalisten auch eine eigene Meinung haben, besteht immer die Gefahr der subjektiven Gewichtung. Es heisst so schön: Die Medien sind stets der Wahrheit verpflichtet. Dies ist alles andere als einfach. Zumal alle Interessengruppen in erster Linie die Bild-Journalisten für ihre eigenen Interessen instrumentalisieren möchten.


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