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www.rhetorik.ch aktuell: (15. Januar, 2002)


Horror-TV in den USA


Webseite the Chamber Die Quizsendungen in Amerika stossen neuerdings in die Szenen des realen Horrors vor. Während bei Sendungen wie die Springer show die Kandidaten in zwischenmenschlichen Zwickmühlen gemalen werden, erleben die Kandidaten bei der neuen Art von Show auch reale Schmerzen.
In der Show "The Chamber", die am Samstagabend, den 12. Januar im TV Sender FOX Premiere hatte, haben die Mitspieler unter Hitze oder Kälte, Vibrationen in Erdbebenstärke und Sturmböen zu leiden, während sie Fragen beantworten müssen.
Bekanntlich gewöhnt sich der Mensch an bestimmte Reize und will immer noch mehr. Dieses Phänomen erlebten die Fernsehmacher bereits bei der Big Brother Sendung bei Brutalofilmen oder bei Pornofilmen. Die Herausforderungen im Büroalltag fehlen; möglicherweise suchen deshalb viele Menschen den Kick in aussergewöhnlichen Sportarten oder risikoreichen Freizeitbeschäftigungen.
Wenn das Leben zu langweilig wird, muss die "Action" künstlich beschafft werden. Jedenfalls ist heute die Nachfrage nach besonderen Herausforderungen sehr gross. Es wird alles getan gegen die Langeweile.
Wenn die Fernsehmacher nun soweit gehen, dass in den "Folterkammern" auf den Schockstühlen den Kandidaten der Blutdruck und die Pulsfrequenz zur Ermittlung des individuellen "Stressquotienten" gemessen wird, so kann man eigentlich gegen dieses Gequältwerden wenig einwenden.
Ärzte kontrollieren immerhin die Kandidaten während dem Höllentrip. Wer beispielsweise den vorgeschriebenen Quotient mehr als 20 Sekunden lang überschreitet, scheidet automatisch aus. Zudem ist alles freiwillig. Konkret werden die Kandidaten durch mehrere "Ebenen der Qual" geschleust. Jede Ebene ist "höllischer" als die andere.
Wer die siebte und letzte Ebene übersteht und dabei noch zwei Fragen richtig beantwortet, dem winkt ein Gewinn von 100'000 Dollar. In der Pilotsendung schaffte dies niemand. Der erste verliess die Folterkammer erschöpft und schweissüberströmt, nachdem er Temperaturen um die 50 Grad Celsius mit geringem Sauerstoffgehalt ertragen hatte, während er in seinem Stuhl dauernd kopfüber gedreht wurde. Eine Kandidatin wurde einem eisigen Wind ausgesetzt und gleichzeitig mit kaltem Wasser besprüht. Die Temperatur wurde zuletzt auf -15 Grad gesenkt.
Webseite the Chair Der US-Sender ABC startete am 15. Januar eine ähnliche Sendung mit dem Namen "The Chair". John Mc-Enroe Die Sendung wird vom Tennis-Champion John Mc-Enroe moderiert. Die Kandidaten werden auch hier einer Schockbehandlung unterzogen Bereits sind FOX und ABC in einem Rechtsstreit um die neuen Art der Shows.
Obschon RTL noch nichts von einer Sendung in diesem Format wissen will, ist damit zu rechnen, dass europäische Sender derartige Sendungen bald nachahmen werden. Ausschlaggebend werden wohl vor allem die Einschaltquoten sein.
Wir müssen doch auch kritische Fragen zu diesen Shows stellen:
  • Sind Sendungen gut, wenn sie gute Einschaltquoten bringen?
  • Überschätzen sich nicht viele Kanditaten und schädigen sich in der Folterkammer? Der mögliche Gewinn ist oft stärker als die Vernunft.
  • Spielt nicht auch wie bei manchen Sportarten das Phänomen Schadenfreude bei dieser Sendung auch eine Rolle, wenn jemand leidet und nachher ausscheidet?
  • Ist die Unterhaltung in der Folterkammer nicht letztlich menschenverachtend und zynisch, zumal alle Tage auf unserem Planet unzählige Menschen unfreiwillig gefoltert werden?
  • Könnten die Medien nachträglich belangt werden, wenn beim "Horrortrip" eine Person physisch oder psychisch geschädigt wird?
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