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www.rhetorik.ch aktuell: (27. Februar, 2002)


Lärm um ein Wort


Sonja Nef, Bronze Medalliengewinnerin in Salt Lake City Bei jedem Coaching weisen wir darauf hin, dass Antworten immer gut zu bedenken sind.
Das folgende Beispiel zeigt, dass es bei Medienauftritten immer wieder zu heiklen Situationen kommen kann und ein einziges Wort Folgen haben kann. Am 24, Februar kam die Schweizer Skifahrerin Sonja Nef im Sonntagsblick in die Schlagzeilen:
Sonja trat in Fettnapf: Kroatische Hymne ist "ein bisschen gruusig".
Bei einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen nach der Preisverleihung erklärte die Appenzellerin etwas trotzig:

"Ich würde lieber die Schweizer Hymne hören. Die Kroatische ist ein bisschen gruusig."

Siegerehrung mit Sonja Nef Wahrscheinlich mussten die Schweizer Skifahrer und Skifahrerinnen die Kroatische Hymne zu oft hören. Doch diese verbale Beleidigung der Kroaten-Hymne wurde immerhin als verbaler Ausrutscher bezeichnet. Sonja Nef wurde nach dem Interview später nochmals gefragt, was sie unter "gruusig" gemeint habe. Leider konnte sie dies zu diesem Zeitpunkt nicht mehr erläutern. Gewiss: Uns fehlen alle Hintergrundinformationen. Trotzdem verdeutlicht diese Geschichte einmal mehr die zentrale Erkenntnis:

Das bedachtsame Reden lohnt sich immer.
Hören-denken-vordenken-reden-nachdenken!
Wir müssen immer wissen, was wir mit unseren Worten gemeint haben.

Es bleibt zu hoffen, dass Sonja Nef später doch noch klären kann, was sie unter "gruusig" gemeint hat. Sicherlich führt diese unbedachte Bemerkung zu keiner Staatskrise. Sehr wahrscheinlich ist alles nur eine Problem der unpräzisen Umschreibung. Trotzdem veranschaulicht uns die Geschichte sehr gut: Es braucht oft nur ein Wort, um in die Schlagzeilen zu gelangen.
Schade, dass die Spitzensportlerin beim Nachfragen die bewährte Erkenntnis nicht genutzt hat:

"Jeder Auftritt ist immer eine Chance!"


Auf die Frage, wie sie das "gruusig" gemeint habe, hätten beispielsweise folgende Antworten helfen können:
  • Mit "gruusig" meinte ich nur den Farbklang.
  • "Gruusig" darf nicht wortwörtlich genommen werden. Es hat nichts mit dem Land zu tun.
  • Das war meine subjektive Empfindung und ist als Begriff übertrieben.
  • Die Antwort war spontan und villeicht zu wenig überlegt. Im Nachhinein würde ich diese Bemerkung in dieser Form nicht mehr machen.

usw., es gibt bestimmt noch andere Varianten. Wir behaupten, dass mit einer nachträglichen Präzisierung die Mediengeschichte schneller vom Tisch gewesen wäre.
sonja nef in aktion Fazit: Wenn wir die Chance haben, eine heikle Äusserung nachträglich zu kommentieren, sollten wir nicht schweigen, sondern diese Chance proaktiv nutzen.
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