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www.rhetorik.ch aktuell: (17. Feb. 2003)

Massenrhetorik für und gegen den Krieg


Es ist nicht nur Schröders Rhetorik zu verdanken, dass auf der ganzen Welt am 16./17. Febr, die Volksmassen mit Worten, Bildern, Transparenten, Slogans und unzähligen Aktionen gleichsam eine Kuturrevolution ausgelöst wurde.



10 Millionen Menschen protestierten weltweit gegen den Irak-Krieg. Nirgend kam es zu nennenswerten Zwischenfällen. Linke und Rechte, Liberale und Sozialisten, Junge und Alte, Reiche und Arme, Moslems und Christen, Juden und Hindus gingen im Melbourne, London, Tokio, Johannesburg, Berlin, Rom, Madrid, Bukarest, Brüssel, Damaskus, Bagdad, New York und Bern auf die Strasse. Seit dem Vietnamkrieg ging nie mehr so ein Ruck durch die Welt.



Selbstverständlich spielte dabei die Psychologie der Massen auch eine Rolle, doch muss bei so einer grossen Bewegung eine innere Bereitschaft vorhanden sein, um einem vorhandenen Unmut Luft zu verschaffen. Beim ersten Golfkrieg beim dem der Vater von Bush Präsident war, hatten die Friedensbewegungen Mühe, die Bevölkerung zu mobilisieren. Damals leuchtete es der Masse ein, dass ein Diktator, der einen anderen Staat überfällt, die Stirne geboten werden muss - auch mit Waffen. Die besten Werbekampagnen gegen den Krieg nützten damals nichts. Bei nun prognostiziertem Waffengang fehlt bei der Bevölkerung die Einsicht für einen Waffengang ohne Rückendeckung der UNO. Die Argumentation wird dabei einfach gehalten:

  • Bush will auch ohne Einverständnis des Sicherheitsrates den Krieg führen.
  • Er kann mit den Truppen nicht mehr zurück, weil es sonst das Gesicht verliert.
  • Bush will mit dem Krieg von internen wirtschaftlichen Problemen ablenken.
  • Es geht ihm nur um Herrschaftsansprüche - vor allem ums Öl.
  • Solange keine akute Bedrohung besteht, darf nicht mit einer Lunte in einem Pulverfass gespielt werden.
  • Die Untersuchungsbehörden haben bis heute keine Massenvernichtungsmittel gefunden.




Ohne Argumentationsketten der Massenrhetorik wäre es nie zu so einem überwältigenden Aufmarsch gekommen.

Massenrhetorik lebt von
  • Einfachheit
  • Wiederholung
  • Bildern
  • Emotionen
  • Ängsten
  • Nachvollziehbare Begründungen
Differenzierungen fehlen, damit alle hinter den Argumenten stehen können.


Auch die Rhetorik der US Regierung zur Begründung des Waffenganges brauchte diese Massenrhetorik Regeln. Sie ist damit erfolgreich in den USA, wo die meisten Befragten einen Waffengang befürworten.

  • Der Kampf gegen Hussein ist Krieg gegen den Terror.
  • Hussein müsse weg, weil er Massenvernichtungsmittel hat.
  • Es gäbe Verbindung von Irak zu Al Quaeda.
  • Die Ängste werden durch Terrorwarnungen des neu gegründeten "Heimatssicherheitsdepartements" warmgehalten.


Gewiss gibt es auch noch zeitgeschichtliche und materielle Gründe für das militärische Vorgehen wie

  • das Öl (Saudiarabien ist kein verlässlicher Partner mehr).
  • die Unfähigkeit, Bin Laden gefasst zu haben.
  • spannende Berichterstattungen (die Medien positionieren schon ihre Korrespondenten).


die natürlich nicht genannt werden.
Damit sich Bush über die Weltmeinung hinwegsetzen kann, muss er noch während der Phase des Aufschubes einen einleuchtenden Grund finden, der rhetorisch so plausibel präsentiert werden kann, damit es zu einer Meinungskorrektur kommt.

Weltweit hatten Millionen demonstriert:
Europa:
  • Rom: 1´000´000
  • Florenz: 500'000
  • London: 750´000
  • Madrid: 660´000
  • Berlin: 500´000
  • Barcelona: 500´000
  • Athen: 150´000
  • Paris: 100´000
  • Dublin: 80´000
  • Amsterdam: 70´000
  • Oslo: 60´000
  • Sevilla: 60´000
  • Brüssel: 50´000
  • Bern: 40´000
  • Stockholm: 35´000
  • Glasgow: 30´000
  • Kopenhagen: 25´000
  • Stuttgart: 22´000
  • Göteborg: 20´000
  • Helsinki: 15´000
  • Wien: 15´000
Nordamerika:
  • New York: 200´000
  • Los Angeles: 30´000
  • San Francisco: 150'000
  • Montreal: 50´000
  • Toronto: 15´000
Asien:
  • Damaskus 200´000
  • Beirut 10´000
  • Tokio: 5´000
Australien:
  • Sydney: 200´000
  • Melbourne: 150´000
  • Adelaide: 50´000
  • Brisbane: 50´000

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