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www.rhetorik.ch aktuell: (14. Februar, 2004)

Der Zuhörer



Wer die Sendung "C'est la vie" vom Schweizer Fernsehen DRS schon einmal mitverfolgen konnte, wunderte sich bestimmt, wie es Patrick Frey fertig bringt, Personen zum Reden zu bringen. Dass wildfremde Menschen so schnell bereit sind, über sich, das eigenen Leben und ihr Umfeld so ausführlich zu reden, kann nicht mit der latenten Mediengeilheit vieler Menschen zugeschrieben werden. Es ist der Art und Weise des Zuhörens zuzuschreiben, die Patrick Frey vorlebt. Er spielt nicht den guten Zuhörer, er hört auch tatsächlich aktiv zu.

  • Er unterbricht nie, klärt höchstens mit Klärungsfragen: "Wie lange waren Sie auf der Insel?"
  • Er provoziert nicht.
  • Er gibt Signale des Zuhörens.
  • Er kann warten und schweigen.
  • Er schaut den Gesprächspartner an, ohne ihn zu fixieren.
  • Er hat Interesse an seinen Lebensgeschichten.
  • Er stellt nur wenige, aber öffnende Fragen.
  • Es gibt keine Frageketten, fragt höchstens kurz nach. "Wo war das gewesen?'"
  • Er spiegelt ab und zu die Aussagen. "Das hat Ihnen gar nicht gefallen?"


Es ist erstaunlich: Nach wenigen Minuten vergessen die Gesprächspartner Kamera und Mikrofon und tauchen gleichsam in ihre Geschichten ein. Sie fühlen sich verstanden. Es hört endlich jemand aufmerksam zu, ohne zu unterbrechen. Die Leute reden und reden. Das Gespräch läuft und läuft ohne Regie oder bewusste Animationsfragen. Patrick Frey benötigt keine Spickzettel.

Erkenntnis: Für alle, die sich mit Kommunikation beschäftigen, lohnt es sich, das Verhalten von Patrick Frey genauer zu beobachten. Wir können auch beobachtend lernen. Schon William James sagte:

"Nur was ich bemerke, formt mein Denken."


Der 1951 geborene Patrick Frey ist Verleger, Schauspieler und Moderator und lebt in Zürich. Nach Studien in Ökonomie und Kunstgeschichte war er Kunstkritiker von 1979-1985 im Tagi, WoZ, Parkett, Wolkenkratzer, Flash Art, u.a. Er ist Ausstellungsmacher und Verleger von Künstlerbüchern, schreibt und publiziert seit l977 über Gegenwartskunst, Fotografie, Werbung und Phänomene der Alltagskultur. Kolumnen für WoZ, Tages Anzeiger, K-Tip. Wirkte ab 1983 in Kabarett und Theater sowie Projekten für Radio und Fernsehen mit. Bekannt aus dem Fernsehen in der Rolle des Dr. Stolte Benrath in "Victor Giacobbos Spätprogramm" und mit seinen Lebensgeschichten "C'est la vie". ( Quelle)


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