Wer die Sendung "C'est la vie" vom Schweizer Fernsehen DRS
schon einmal mitverfolgen konnte, wunderte sich bestimmt,
wie es Patrick Frey fertig bringt, Personen zum
Reden zu bringen. Dass wildfremde Menschen so schnell bereit sind, über
sich, das eigenen Leben und ihr Umfeld so ausführlich zu reden, kann
nicht mit der latenten Mediengeilheit vieler
Menschen zugeschrieben werden. Es ist der Art und Weise des
Zuhörens zuzuschreiben, die Patrick Frey vorlebt.
Er spielt nicht den guten Zuhörer, er hört
auch tatsächlich aktiv zu.
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- Er unterbricht nie, klärt höchstens mit Klärungsfragen:
"Wie lange waren Sie auf der Insel?"
- Er provoziert nicht.
- Er gibt Signale des Zuhörens.
- Er kann warten und schweigen.
- Er schaut den Gesprächspartner an, ohne ihn zu fixieren.
- Er hat Interesse an seinen Lebensgeschichten.
- Er stellt nur wenige, aber öffnende Fragen.
- Es gibt keine Frageketten, fragt höchstens kurz nach. "Wo war das gewesen?'"
- Er spiegelt ab und zu die Aussagen. "Das hat Ihnen gar nicht gefallen?"
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Es ist erstaunlich: Nach wenigen Minuten vergessen die Gesprächspartner
Kamera und Mikrofon und tauchen gleichsam in ihre Geschichten ein.
Sie fühlen sich verstanden. Es hört endlich jemand aufmerksam zu, ohne
zu unterbrechen. Die Leute reden und reden.
Das Gespräch läuft und läuft ohne Regie oder bewusste
Animationsfragen. Patrick Frey benötigt keine
Spickzettel.
Erkenntnis:
Für alle, die sich mit Kommunikation beschäftigen,
lohnt es sich, das Verhalten von Patrick Frey genauer zu beobachten.
Wir können auch beobachtend lernen. Schon William James sagte:
"Nur was ich bemerke, formt mein Denken."
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Der 1951 geborene Patrick Frey ist Verleger, Schauspieler und Moderator
und lebt in Zürich. Nach Studien in Ökonomie und Kunstgeschichte
war er Kunstkritiker von 1979-1985 im Tagi, WoZ, Parkett, Wolkenkratzer,
Flash Art, u.a. Er ist Ausstellungsmacher und Verleger von
Künstlerbüchern, schreibt und publiziert seit l977
über Gegenwartskunst, Fotografie, Werbung und Phänomene der
Alltagskultur. Kolumnen für WoZ, Tages Anzeiger,
K-Tip. Wirkte ab 1983 in Kabarett und Theater sowie Projekten
für Radio und Fernsehen mit. Bekannt aus dem Fernsehen in der
Rolle des Dr. Stolte Benrath in "Victor Giacobbos Spätprogramm"
und mit seinen Lebensgeschichten "C'est la vie".
(
Quelle)
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