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www.rhetorik.ch aktuell: (10. Feb. 2001)


Zur Dialogik in ARENA Sendungen.


Was tun, wenn Journalisten die wichtigsten Grundsätze der Dialogik ignorieren? Ein aktuelles Problem bei der heutigen ARENA Sendung.
Im neuen Konzept der ARENA - Sendung (SF DRS) standen früher die Teilnehmer beim Moderator Filippo Leutenegger auch in der zweiten Reihe. Heute sitzen sie bei neuen Konzept vor Patrick Rohr auf einer Treppenbank. Wird nun eine Person des zweiten Ringes befragt, so begibt sich der Moderator in der Regel mit dem Mikrofon zur angesprochenen Person hinauf und bleibt dort in erhöhter Position stehen.
Durch die "Befragung von oben" kommt es zu einer sonderbaren Situation: Der Journalist hebt sich deutlich von der Kommunikationsebene ab. Er wirkt damit überheblich (im wahrsten Sinne des Wortes hebt er sich vom Gesprächspartner ab).
Und wenn nun die Kamera den Teilnehmer allein aufnimmt, merkt jeder Laie, dass etwas nicht stimmen kann. Weil die angesprochen Person zum Journalisten hinaufschauen muss, kommt es zu einem devoten, unterwürfigen "Himmellfahrtsblick", der die Wirkung des Gesprächsprozesses enorm beeinflusst. Die zwei unterschiedlichen Ebenen sind für beide Gesprächspartner unvorteilhaft: Der Journalist wirkt gleichsam belehrend (wirkt als "Rotstifttyp", weil er ohnehin als Befrager und Mikrofonhalter über wichtige Machtmittel verfügt).
Aber auch der angesprochene Teilnehmer kommt zwangsläufig in ein Dilemma: Was soll er in dieser Situation tun? Aufstehen? Wo soll er hinschauen? Selbst für Kommunikationsspezialisten ist in diesem Fall ein Rat schwierig. Wird nämlich die im Internetbuch empfohlene Regel angewandt - d.h. "Immer den Gesprächspartner anschauen!" und: " Mit den Augen nicht die Kamera suchen!" - Blickt der Sprechende auf Augenhöhe geradeaus ins Ungewisse, wirkt der Blick unbestimmt, unsicher ("Nebelblick").
Würde in diesem Fall beim Antworten ausnahmsweise doch zur Kamera gesprochen, so lenkt bestimmt das "An-die-Kamera-denken" vom Denkprozess ab. Zudem müsste auch noch die richtige Kamera gesucht werden (die aktivierte Kamera hat ein Rotlicht). Dies beeinträchtigt zusätzlich die Präsenz. Wenn nun noch zur falschen Kamera angesprochen würde, wäre die groteske Situation perfekt.
Gehen wir einmal davon aus, dass bei der ARENA keine böse Absicht hinter dem Verhalten des neuen Moderators steckt (z.B. bewusstes Irritieren der Gesprächspartner), so geschieht dies vielleicht aus Unkenntnis wichtiger Kommunikationsprinzipien.
Für den Moderator wäre zwar die Lösung recht einfach: Er müsste nicht wie ein Tiger im Käfig umherspringen. Er könnte auf der untersten Ebene agieren und von dort aus locker moderieren. Das Mikrofon könnte er, so wie es meist üblich ist, durch eine Hilfskraft (mit einem Stab) dem Angesprochenen hinhalten lassen. Da die heutige unbefriedigende Situation gegeben ist, so muss ein Zuschauer, der in die ARENA geht, vorläufig darauf gefasst sein mit der heiklen Situation fertig werden zu müssen). Wer an der Arena sprechen muss, hat sich deshalb mit mit dieser fragwürdigen Anordnung vor dem Auftritt auseinanderzusetzen. Was konkret tun? Die Lösung ist - wie geschildert - nicht einfach.
Die Frage interessiert uns deshalb: Wie können wir uns verhalten? (falls wir in der ARENA in der beschriebenen Reihe sitzen)?
Bevor hier im Internetbuch der K+K Rat preisgegeben wird, können Sie als Leserinn oder Leser Ihre persönliche Lösung zu dieser Frage: zu mailen. Wir werden eventuell später ebenfalls an dieser Stelle die hilfreichsten Antworten zusammen mit dem K+K Rat hier anfügen.

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