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Die Einschaltquoten machen deutlich, dass der neue Quotenschlager von SF
DRS auf einer Erfolgswelle reitet. Jedem Sonntag konnten die Quoten erneut
gesteigert werden. Seit anfangs Jahr sind es bereits 913'000 Zuschauer
oder 52.1 Prozent. Das ist ein Drittel mehr als bei der
ersten Sendung. Die "Hickhack- ARENA" verliert anderseits an
Zuschauerzahlen. Letzten Freitag schauten drei Mal weniger Zuschauer
als bei "Music Star". Die Leute sind sich der sturen
"Entweder-oder Rhetorik" der "Arena" überdrüssig.
Grund: Die Sendeanlage lässt keine echten Dialoge zu. Alle
Positionen bleiben erstarrt. Niemand lässt sich überzeugen.
Der Erfolg von "Music Star" kann sicherlich auf das gesteigerte
Bedürfnis nach Unterhaltung zurückgeführt werden. Aber
es gibt noch andere Erfolgsrezepte.
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Das Format wurde äusserst
geschickt inszeniert. Die Moderatoren (Kilchsperger/Havel) zelebrieren
das Muster der "Zehn kleinen Negerlein" so gut, dass nicht nur jeder
Teenager mitfiebert und für oder gegen einen der mutmasslichen
Stars (seinen Liebling) Stellung bezieht. Die Ausscheidungsrituale
geben genügend Gesprächsstoff für die Pausenplätze.
Wer nicht mit dabei war, wird somit genötigt, am nächsten
Sonntagabend die Sendung ebenfalls mit anzusehen. Alle fiebern Woche
für Woche dem Höhepunkt entgegen. So wird die Spannung
zusätzlich aufgeschaukelt. Auch die Printmedien können wie
nach einem Fussballmatch die banalsten Nebengeschichten kommentieren und
vermarkten. Ob beispielsweise Daniela auch ohne Blick-Fotos "im erotischen
Bereich" in der sechsten Finalrunde singt. Eine Hand wäscht
die andere. Alle Medien profitieren. Das Publikum hat trivialen
leichtverdaulichen Lese- und Gesprächstoff. Das Konzept ist
geschickt inszeniert: Es wird von Laien kaum durchschaut.
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Die "NZZ am
Sonntag" vom 1. Februar schrieb treffend:
Das Ganze sei eine Mischung von
- Teenager-Erotik,
- Robinsonaden-Voyeurismus,
- Fussballplatz-Ambiente,
- Trash-Kultur,
- Gesanglehrerinnen-Strenge.
Alles werde hernach durch den Wolf gedreht - gemixt mit einer kaum
kaschierten Maschinerie aus Musikindustrie und Boulevard-Kommerz.
Dabei entstehe eine Paste, die so grässlich schmecke, wie sie
süss sei. Aber sie mache süchtig.
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Kritik ist bei "Music Star" kaum möglich. Jedenfalls kann sie den
Erfolg kaum schmälern. Im Gegenteil: Kritik schürt nur noch das
Interesse. Je mehr von "Music Star" gesprochen wird, desto stärker
steigen die Quoten. "Man muss es schliesslich auch gesehen haben, um
mitzureden." Hier gibt es ein ähnliches Phänomen wie bei
"Ich bin ein Star -holt mich raus!"
Wie will man den Kommerz anprangern,
wenn der Chef der Plattenfirma, welcher die Vermarktungsrechte von
"Music-Star" besitzt, offen als Mitglied der Jury mitwirkt? Wenn der
Blick-Journalist Elias Fröhlich seine Rolle als Juror und Boulevard
Schreiber munter mischt und unverblümt eine Finalistin zu "erotischen
Fotos" animieren versuchte? Es geht um Kommerz. Die Symbiose zwischen
Boulevard und Unterhaltungsfernsehen konnte durch den halbbherzig
inszenierten Streit zwischen SF DRS und Blick nicht cachiert werden.
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Bei der Inszenierungen haben wiederum beide Seiten Nutzen gezogen.
Fazit:
Music-Star bietet hervorragendes Anschauungsmaterial für die
typischen Mechanismen, mit denen massenmediale Öffentlichkeit hergestellt
und kommerziell genutzt werden kann.
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