Rhetorik.ch


Knill+Knill Kommunikationsberatung

Knill.com

www.rhetorik.ch aktuell: (26. Dezember, 2003)

Lief Harald Schmidt Roger Schawinski davon?



Harald Schmidt, der Hofnarr der deutschen TV Welt hört nach acht Jahren und 1365 Shows auf. Ob er endgültig vom Bildschirm verschwinden wird, ist unklar. Wir glauben es nicht. Warum verlässt er den Sender SAT1? Anfangs Dezember war nur ein merkwürdiger Satz zu hören:

"Nach acht Jahren, in denen ich ununterbrochen auf Sendung war, ist es für mich Zeit für eine Bildschirmpause..."


Im Spiegelartikel "Nation im Notstand" meinte Reinhard Moor:

Schmidts Ankündigung, seine Show einzustellen, bewegt die Gemüter mehr als Terror, Steuerreform oder Dosenpfand. Feuilletonisten überschlagen sich in triefenden Nachrufen, in München soll sogar demonstriert werden. Schmidt selbst nutzt die Hysterie um seine Person, um genüsslich seinen Abgang zu zelebrieren."


Zum Thema "Harald Schmidt" vergleichen Sie auch den Rhetorik.ch Aktuellartikel Mit wenig Worten viel sagen.


Der Spaßkönig Schmidt ist am Gipfel seiner Karriere. Er ist unabhängig wie sonst nur Thomas Gottschalk und Günther Jauch, ein einzigartiger Gagmacher und kreativer Einfallsproduzent. Er hat nach eigenen Aussagen keinen Wecker und kein Handy.
Wenn Harald Schmidt (wir zitieren das "Bild") immer seltener beim Stamm-Italiener in Köln an seinem Stammtisch sitzt (mit dem Rücken zu den Gästen, mit Namensschild am Stuhl), beschwört er manchmal seine Freiheit:

"Wenn es mir keinen Spaß mehr macht, kann ich sofort aufhören. Es gibt keinen Grund für mich, in die Show zu gehen - außer Spaß. Was wäre, wenn man morgen stirbt? Bisschen kurz! Aber eigentlich kann man sich nicht beklagen..."


Seine Lebensphilosophie

"Never complain, never explain! - Beschwer dich nie, erklär dich nie..."
entspricht dem bewährten Rat:

Rechtfertige Dich nicht!


Harald Schmidt bleibt ein lächelndes Rätsel. Wenn er flieht, steigt er in den Zug nach Paris. Oder er spaziert am Strand in der Normandie. Er findet Bescheidenheit in den Hochalpen der Schweiz:

"Einem 4000er ist es ziemlich wurscht, was du machst."


Warum wirft er seine erfolgreiche Sendung hin?
  • Weil sein Freund, SAT1-Chef Martin Hoffmann, rausflog?
  • Weil die Harald Schmidt Show" zu teuer" ist?
  • Weil es die letzte Chance eines neuen Neuanfangs ist?
  • Ausgelaugt von der Fünftage-Woche?
  • Kreativpause?
  • Oder floh er vor Schawinski, seinem neuen Chef, den er recht kritisch kommentiert hatte?
Wir wissen es nicht. Harald Schmidt zitiert gerne den Philosophen Horaz:

"Der Reisende verändert nur den Himmel über sich - nie die Seele..."


Ebenfalls eine Lebensweisheit mit tieferem Sinn. Wir warten auf seinen nächsten Auftritt - vielleicht beim ARD? Eine mögliche Rückkehr zu seinem früheren Arbeitgeber ARD ("Verstehen Sie Spass") schloss Schmidt aber bislang aus:

"Wer mal Claudia Schiffer gebumst hat, zieht nicht wieder bei seiner Mutter ein."




Nachtrag vom 2. Januar, 2004: Die Komikerin Anke Engelke übernimmt das heikle Erbe des Kult-Talkers Harald Schmidt. Sie wird es nicht einfach haben. Das Konzept der neuen Sendung besteht aus Aussenreportagen, Einspielfilmen, sowie Sketches und Interviews im Studio. die Interviews sollen echten Nachrichtenwert haben. Die Sendereihe beginnt nicht vor Ostern. Viermal wöchentlich - Montag bis Freitag- läuft die Show 23.15 Uhr eine Stunde lang. Schmidts Schreibtisch fliegt raus. Nach Anke Engelke ist er zu männlich. Es wird ebenfalls ein Liveband spielen. Ob wiederum ein Assistent mitwirkt steht noch nicht fest. - Eher nicht. Die Nachfolgerin von Harald Schmidt hat einen Dreijahresvertrag mit einer Probezeit.


Nachtrag vom 4. Februar, 2004: Nachtrag Harald Schmid 5.2: Auch Chefredaktor Howe verlässt Sender.

Roger Schawinski kam und Harald Schmidt ging. Jetzt verlässt auch der langjährige Chefredaktor von Sat1, Jörg Howe, den Sender.
Howe war seit 1996 Chefredaktor von Sat1. Er wird per 1. März Kommunikationschef vom Kaufhauskonzern Karstadt-Quelle. Das sei, so heisst es bei Sat1, von langer Hand geplant gewesen - und habe nichts mit unserem "Roschee" zu tun. Howe und Schawinski hätten sich wirklich gut verstanden.

Sein Nachfolger steht noch nicht fest. Schawinski will erst die Struktur innerhalb des Senders umbauen. Der von Bereich Information, für den der Chefredaktor verantwortlich ist, soll aufgewertet werden. Personalentscheide werden erst danach gefällt. Howe ist der zweite wichtige Mann, der seit dem Amtsantritt von Roger Schawinski im letzten Dezember den Sender verlässt.


Rhetorik.ch 1998-2012 © K-K Kommunikationsberatung Knill.com