Operation "Big Easy":
Millionenklage gegen Burda, "Milchstrasse", RTL und Sat1?
Die Thomas Borer Affaire geht in eine weitere Runde: Borer will
zwei Deutsche Verlage, Burda mit Zeitschrift "Bunte" und Milchstrasse
mit Zeitschrift "Max", sowie die beiden TV-Stationen RTL und Sat1
vor einem US Gericht auf Schmerzensgeld verklagen.
Nachdem das Ehepaar Borer-Fielding nach dem Vergleich mit Ringier in der
Schweizer Boulevardlandschaft einen Erfolg buchen konnte und Borer von Ringier
seither in Ruhe gelassen wird, erhofft sich der Ex-Botschafter mit dem
juristischen Aufschlag im Skandalmatch weitere Punkte zu holen.
"Die Verlage und TV-Sender haben meine und die
Persönlichkeitsrechte meiner Frau Shawne und meines ungeborenen Kindes
auf übelste Weise und mit großer Hartnäckigkeit verletzt, dies muss
ein Ende haben", kündigte Borer gegenüber "Spiegel" an. In den kommenden
Tagen wollen seine Anwälte nun eine umfangreiche Klageschrift für das
Gericht in Dallas vorbereiten. Die Operation heisst "Big Easy".
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Wirtz zieht Klage zurück
Nach dem Hin- und Her bei Zeugenaussagen, zieht nun ein weiterer
Belastungzeuge seine brisante Klage überraschend zurück. Heinrich Wirtz
behauptete früher, im Auftrag von Borer "ein Expertenteam zusammengestellt"
zu haben (Operation Cross Return), um die Ringier Vorwürfe in der
angeblichen Sexaffäre mit der Visagistin Djamile Rowe zu widerlegen. Mit dem
Zweck: Das Verlegerehepaar erfolgreich in die persönliche Haftung zu nehmen.
Im Auftrag von Borer habe er die finanzielle und psychische Betreuung der
Visagistin nach dem Widerruf übernommen, Wirtz liess damals verlauten: Borer
habe ihm nur 38'000 von den geschuldeten 100'000 Euro bezahlt.
Nun widerrief Wirtz alles und gab unverhofft die Rücknahme der Klage
bekannt. Das ganze sei eine Aktion von Journalisten gewesen, (Frank A. Meyer als
Mitwisser?), um Borer mit gezielten Indiskretionen persönlich und
wirtschaftlich zu zerstören.
Emotionen machen einen Gerichtsentscheid unvorhersehbar
Am Sonntagabend, dem 8. Dezember wurde das Ehepaar nochmals in einer Fernsehsendung
von Kerner befragt. Frau Fielding sahen wir, mit Tränen in den Augen, als
sie an den Verlust des ungeborenen Kindes erinnert wurde.
Eine Szene voller Emotionen. Ein Bild der Einigkeit - Händchenhaltend - das
dem Millionenpublikum bewusst machte: Dem Ehepaar ist unrecht geschehen! Es
ist den beiden ernst mit der Klage. In einem US Gericht hätten die Borers
wahrscheinlich noch gute Chancen (siehe Analyse vom "Spiegel" unten).
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Matthias Gebauer schreibt im Spiegel vom 7. Dezember 2002:
"Schon jetzt malen die Berater Borers ein Prozess-Szenario, dass das
amerikanische Geschworenen-Gericht überzeugen soll. So könnte die
blonde Texanerin und ambitionierten Hobbyschauspielerin in den USA
mediengerecht vor die Jury treten und ergreifend ihre Geschichte
erzählen. Wie sehr sie die Aufregung um ihren Mann mitgenommen und wie
sehr sie sich über die Berichterstattung aufgeregt hat. Schnell
könnten so die Beklagten als Schuldige an dem Tod ihres ungeborenen
Kinds dastehen. Kaum ein US-Geschworener, so hoffen Borers Juristen,
würde bei dieser Lage noch von einer Verurteilung absehen. Ein solcher
Auftritt könnte dann auch die Summe des Schmerzensgeldes erheblich
nach oben treiben."
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Ganz offen spekuliert der Schweizer auch mit den Möglichkeiten, die
ein US-Verfahren für ihn böte. So könnte er, wie in den USA üblich,
durch seine Anwälte auch Beweise selbst erheben lassen. Theoretisch
könnte Borer durch seine Juristen Durchsuchungen beantragen und auch
durchführen lassen, er könnte Zeugen vernehmen und seine Rechercheure
in Redaktionsstuben in Hamburg, Köln und München wühlen lassen.
Plötzlich stünden in dem Prozess in Dallas dann auch die teils
harschen Arbeitsmethoden der Boulevard-Medien auf dem Prüfstand. "Ich
und meine Frau Shawne wurden auf Mauritius und in Berlin von den
Reportern regelrecht verfolgt und bedrängt", klagt Borer schon jetzt.
Vor Gericht sind diese Beschreibungen freilich noch ausbaubar, als
Vorbild zum Training dienen den Borers schon heute die Bilder vom
öffentlichen Prozess gegen die Tennis-Legende Boris Becker in Miami."
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Wie geht es weiter?
Was uns bei der Fortsetzungsgeschichte vor allem interessiert:
Wie werden die betroffenen Medien jetzt reagieren?
Der Ausgang ist
schwierig vorherzusehen: Wichtige Aussagen basieren auf unglaubwürdigen
Zeugen, die einmal das und einmal etwas anderes behaupten. Weder die
Aussagen von Djamile Rowe noch jene des mehrfach vorbestraften Wirtz
sind verlässlich.
Bis heute ist nichts bewiesen. Weder die Schuld noch die
Unschuld. Nach unserem Rechtsempfinden bleibt jede Person unschuldig, so
lange nicht das Gegenteil bewiesen ist.
Beim Fall Borer ging es denn auch bei unseren Beiträgen nie um die
Schuldfrage, sondern vielmehr um das Medienverhalten von Personen, die
Medien gerne als Plattform für sich zu nutzen verstehen.
Uns hat vor allem erstaunt, dass sich der Ex-Botschafter im letzten
Fernsehbeitrag selbst als Krisenmanager bezeichnet hatte: die Geschichten
belegen jedoch, dass Tomas Borer ausgerechnet in Krisensituationen
(Startphase/Postolengeschichte) recht
undiplomatisch oder falsch reagiert hatte.
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