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"Freundlichkeit weckt Freundlichkeit"
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ist ein altbewährter Kommunikationsgrundsatz
der auch für Micheline Calmy-Rey,
die neue Schweizer Bundesrätin gilt. Micheline Calmy-Reys
Markenzeichen ist ein Lachen, das immer wieder das
ganze Gesicht "besetzt".
Micheline Calmy-Rey wird nach
Elisabeth Kopp, Ruth Dreifuss und Ruth Metzler die vierte
Bundesrätin der Schweiz.
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Im Vorfeld der Wahl vom 4. Dezember ärgerten wir uns mit anderen
Experten über die zahlreichen fahrlässigen Versuche,
Äusserlichkeiten der Bundesratkandidatinnen wie, Frisur, Foulards,
Aufmachung, Kleiderfarbe oder Augenfarbe zu thematisieren. In
Beiträgen
wie
distanzierten wir uns von allen Versuchen, Menschen
fahrlässig auf unwesentliche Äusserlichkeiten zu reduzieren.
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Beispiel: Warum sie denn in Rot und Weiss angezogen sei, will man von
ihr wissen, müsse man das symbolisch lesen, gleichsam als
zurechtgeschneiderte Schweizer Fahne? Nein, sagt sie lächelnd, das sei
ihr erst nachher bewusst geworden; "ich fand in diesem Moment einfach, dass
Rot mir steht".
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Wenn wir mit einigen Gedanken auf das Lachen der neuen Bundesrätin
eingehen, so beabsichtigen wir lediglich, unsere Wahrnehmung zu schulen
und durch genaues Beschreiben von Beobachtungen gewisse Phänomene der
nonverbalen Kommunikation bewusster zu machen. Uns geht es hier auch nicht
darum, die neue Magistratin zu beurteilen, weder politisch noch rhetorisch.
Tagelang lächelte Micheline Calmy-Rey vor der Wahl in ungezählte
Kameras. Die Genferin erwarb sich dadurch viel Sympathie. Am Wahltag
hingegen war ihr die Anspannung der letzten Tage ins Gesicht geschrieben.
Samy Molchos These: "Der Körper lügt nicht" trifft auch bei der
neuen Bundesrätin zu.
Wichtig ist immer, wie ein Mensch auf andere wirkt, nicht seine Meinung
über sich selbst. Molcho ist der Auffassung, dass ein Mensch erst dann
etwas ändern muss, wenn das, was er meint, nicht mit dem, wie er wirkt.
Wir hatten das Gefühl, die neue Bundesrätin
habe sich am Abend nach dem "Kampf" und "Wahlmarathon" tatsächlich
so gefühlt, wie sie im Fernsehen (10 vor 10) in der Schlussrunde
gewirkt hat. Wir hatten den Eindruck, dass das äussere Bild
der inneren Stimmung der Kandidatin entsprochen hat.
Wenn die innere Stimmung mit dem Verhalten übereinstimmt, stimmt
jeder Kommunikationsprozess.
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Die neue Bundesrätin erdete mit den Armen auf den Oberschenkeln. Der
Oberkörper war nach vorn gebeugt - etwas in sich zusammengefallen. Das
typische Lachen dominierte nicht mehr.
In den Medien wurde die Genfer Finanzdirektorin überall als charmant
und sympathisch beschrieben. Ihr Lachen, das in jeder Situation dominiert,
wirkte für die meisten Adressaten positiv. Wer sich jedoch mit dem
Phänomen Lachen, Lächeln auseinandersetzt, erkennt, dass das
Lachen auch eine Möglichkeit sein kann, auf freundliche Art die
Zähne zu zeigen.
Die 57 jährige Finanzexpertin Calmy-Rey hatte in Genf der Ruf einer
eisernen Lady. Manche nannten sie sogar "Cruella", ein Übername, den
sie 1990 beim Anführen der die Opposition gegen die bürgerliche
Regierung bekommen hatte. Ihr Lachen darf gewiss nicht als
"abschwächendes Verhalten" oder "Verlegenheitslachen" gewertet werden.
Die Bundesratskandidatin beschwerte sich in einem Gespräch im Vorfeld
der Wahlen, dass ihr das Ettikett der "Grausamen" mehrfach kolportiert
worden war. Sie sei dadurch nur noch auf ihre Hartnäckigkeit reduziert
worden und damit sei das Charisma ausgeblendet worden.
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Wir haben mit einer kleinen Umfrage die Wirkung ihres Lachens bei
Fernsehkonsumenten erkundet. Das Resultat ist aufschlussreich:
- Das Lachen wirkt für einige zu aufgesetzt, zu starr
- Das Lachen ist ein erworbenes Ritual, meinten andere
- Die Lachfalten beweisen, dass die Politikerin oft lacht.
(Das Gesicht als Landkarte der Seele).
- Das Lachen geht auch in die Augenpartie und ist nicht mit dem "Say
Cheese-lachen" einer Frau Fielding Borer
vergleichbar.
- Das Lachen ist antrainiert und gleichsam eine Maske (sagt eine
Minderheit).
- Das Lachen ist echt und kommt von innen.
- Das Lachen ist ein persönliches Markenzeichen (wird oft
erwähnt).
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Wir glauben, die neue Bundesrätin trotz des dominierenden Lachens Biss
zeigen wird und bei politischen Anliegen Durchsetzungsvermögen beweisen
wird. Wir werden sicherlich eine Bundesrätin erleben, die wie Frau Dreifuss
bei der Krankenversicherung ihre politischen Anliegen durchsetzen
wird. Es wäre naiv, ihr Lachen als Schwäche interpretieren zu
wollen.
Übrigens:
Dass sich Politiker von Äusserlichkeiten stark beeinflussen lassen,
bewies auch die Wirkung der mütterlich, "bieder" wirkenden
Bundesrätin Ruth Dreifuss. Die melodiöse, ruhige, sonore
Stimme täuschte. Bundesrätin Dreifuss vertrat eisern und
"knallhart" ihre Anliegen der sozialen Gerechtigkeit und des
Ausgleichs. Sie überstand alle Angriffe und jeden Gegenwind
unbeschadet. Rückblickend hat sie mit ihrer
"landesmütterlichen" Art mehr erreicht, als eine militante
"Kampfrhetorikerin".
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Unsere Prognose:
Wir sind überzeugt, dass auch die neue Bundesrätin mit ihrem
Charme - als liebevolle "Grand-mama" - den bürgerlichen
Politikern Zustimmung zu vielen konkrete Anliegen der Sozialdemokratie
(Krippenplätze, Mutterschaftsversicherung, das Bezahlen der
Krankenkassenprämien über Steuerprozente usw.) in
kürzester Zeit abringen wird.
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PS: Ob die neue Bundesrätin ihren Plan, jeden Samstag - trotz der enormen
Belastung - für die Enkelkinder da sein zu können,
tatsächlich umsetzen kann, bezweifeln wir. Aber vielleicht lebt
Micheline Calmy-Rey bereits mit den wichtigsten Prinzipien des
Zeitmanagements.
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