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Am Dienstag dem 2. Dezember hatten sich die Kandidaten den Fraktionen gestellt. Die
"Hearings" sind gleichsam eine mündliche Prüfung und finden
vor verschlosenen Türen statt. Christoph Blocher wurde von der SP
nicht befragt. Für die Sozialdemokraten ist er damit bewusst eine
Nichtperson. Die CVP beharrt nach wie vor auf Metzler/Deiss. Die FDP
scheint jetzt auch Blocher zu unterstützen. Die Mehrheit der SVP-Delegierten
hat sich für Blocher als zweiten Bundesrat ausgesprochen.
Für die SVP ist klar, dass die CVP als kleinste Bundesratspartei
auf einen Sitz verzichten muss.
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Die SVP-Nationalräte Hermann Weyeneth und Christoph Mörgeli lieferten
sich einen sanften Schlagabtausch. Mit
"Guets Mörgeli mitenand."
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begrüsste der Berner Weyeneth die Delegierten. Worauf sein Zürcher
Kollege (mit Anspielung auf den Weyeneth Slogan "Nicht immer nett, aber immer Weyeneth")
konterte:
"Wir alle in der SVP weyen neth sein mitenand."
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Wir hatten Weyeneth schon früher auf diesen
Seiten angetroffen.
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Bundesrat Schmid lässt die Frage offen, ob er bei einer Blocher-Nicht-Wahl
zurücktreteten wird. Die SVP macht es ihm mit dem Ultimatum "Blocher oder keiner"
nicht leicht. Schmid auf die Frage, ob er bleibe:
"Das heisst, dass ich mir die Freiheit
vorbehalte, zu entscheiden. Dieser Entscheid muss auch nicht am 10.
Dezember fallen. Ich kann auch einige Zeit später entscheiden,
welche Konsequenzen ich ziehe."
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Die Situation ist für die CVP Fraktion etwas ungemütlich:
Beharrt die CVP trotz Einbussen auf den zwei Bundesratssitzen, droht am
10. Dezember ein unberechenbares "Gemetzel" sprich: Ge-Metzler.
So spürt man die Nervosität. Ruth Metzlers Medienoffensive vor der Bundesratswahl
geben einige Rätsel auf. So sagte sie in der NZZ-am Sonntag.
"Mehrere Wege zur Wiederwahl sind möglich."
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Handelt es sich dabei um einen offenen Angriff gegen
Deiss? Metzler will nach einem allfälligen Scheitern gegen SVP
Kanditat Blocher nicht aufgeben. Für Ruth Metzler ist es
klar, dass sie immer wieder antreten wird, d.h. auch
gegen Joseph Deiss. Ein CVP Nationalrat - der nicht genannt
werden will - meinte: "Das wäre für die CVP katastrophal."
CVP Ständerat Carlo Schmid plädiert schon lange für den Verzicht
eines CVP Sitzes.
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Noch nie war es schwieriger, Prognosen zu stellen. Entscheidene werden
am 10. Dezember vermutlich die Abweichler wie Carlo Schmid sein, die sich
nicht an die Empfehlungen der eigenen Fraktion halten. Kurt Siegentaler, ein Kenner
der Bundesratsszene findet:
"Der Nebel hat sich noch nicht gelichtet.
Die Parteien steuern einer chaotischen Wahl entgegen.
Geschlossenheit wird nur nach aussen signalisiert."
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In der Wandelhalle in Bern soll ein neuer Witz zur Bundesratswahl
kursieren:
Blocher wird in den Bundesrat gewählt.
Und die andern sechs gehen in die Opposition.
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