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www.rhetorik.ch aktuell: (2. Dezember, 2004)

Ist Stefan Raab ein Lästermaul?



Formel-1-Pilot Ralf Schumacher will sich rechtlich gegen Äussrungen des TV-Moderators Stefan Raab wehren. Raab hatte Investition Schumachers in ein Erotikunternehmen von Beate Uhse als Anlass genommen, um Schumacher und dessen Ehefrau Cora Schumacher zu verspotten.

Stefan Raab und sein teures Mundwerk


Der Hintergrund des jüngsten schlechten Scherzes von Stefan Raab vor einer Woche war zu lesen, dass "Schumi II" mit 50 Prozent an einer GmbH beteiligt sei, die 2005 den Sexmarkt in Slowenien erobern will. Die anderen 50 Prozent gehören "Beate Uhse Österreich". Ein Beispiel eines Raab Spruchs:




"Ralf Schumacher verkauft jetzt in Slowenien Beate-Uhse-Puppen oder wie er sagt: Einspritzer."


In Anspielung auf Schumachers Frau Cora meinte Raab:

Im Internet vertreibt Raab dazu T-Shirts mit Aufdruck "Porno-Ralle" und "Hard-Cora".


Ralf Schumacher wurde das zuviel. Er entschied am 1. Dezember, seine Holding-Anteile wieder zu verkaufen und bei Beate Uhse auszusteigen. Nach "Bild" soll Ralf Schumacher gesagt haben:

"Das Ganze ist leider zu einer Kampagne geworden. Meine Vorbildfunktion ist mir wichtiger als irgendeine Geldanlage. Was Stefan Raab mit meinem Namen und dem meiner Frau aufgeführt hat, war mir eindeutig zu persönlich. Ich habe schliesslich auch einen kleinen Sohn."


Schumachers Manager Willi Weber droht nun in Ralfs Namen mit einer Millionen-Klage:

"Stefan Raab ist eindeutig zu weit gegangen. Er hat Ralf und seine Frau Cora schwer in der Ehre verletzt," sagte er zu "Bild".


Die Geschichte gab Anlass zu Diskussionen, was bei Satiresendungen alles gesagt werden darf. Siehe auch den Beitrag über Privatheit und Öffentlichkeit.




Nachtrag vom 3. Dezember 2004: Nachwehen der Lästermaulgeschichte: Laut "Bild vom Samstag" ist Cora Schumacher angeblich so verzweifelt, dass sie ihre Salzburger Villa nur noch verlässt, wenn es wirklich sein muss.

"Warum tut Stefan Raab uns das an? Meine Familie leidet unter diesen Gemeinheiten. Ich bin nur froh, daß unser David erst 3 Jahre ist und das alles noch nicht richtig mitkriegt. Für ein Kind ist es ganz furchtbar, wenn seine Eltern öffentlich beleidigt werden. Daran denkt Raab wohl gar nicht..."


Offenbar dachte Raab vor allem daran, die Quoten seiner Show auf Kosten von Ralf und Cora wieder hochzukriegen. Eine Sprecherin der Produktionsfirma "Brainpool":

"Herr Raab wird Montag in seiner Sendung Stellung nehmen. Sicher ist, dass das auf satirischem Niveau geschieht."


Wird Raab einmal mehr unter der Gürtellinie reagieren? Schumi-Manager Willi Weber warnt:

"Wir werden ihm die Wortspielerein verbieten. Die Unterlassungsklage ist raus. Sollte sie bis Montag nicht unterschrieben zurück sein, wird Klage erhoben. Wir fordern, dass Raab sich am Verkauf dieser T-Shirts nicht selbst bereichert, sondern den Gewinn Kindern in Not spendet."




In der "Berliner Morgenpost" schrieb der Redaktor Jasch Zacharias unter dem Titel "Warum so empfindlich, Familie Schumacher?"

Sie fühlen sich vom TV-Moderator Stefan Raab schwer verletzt und drohen ihm mit einer Millionenklage. Wagt es dieser ewig pubertierende Lümmel doch, Sie beide, Ralf und Cora Schumacher, zu verspotten. Und zwar indem er T-Shirts mit den Aufdrucken "Porno-Ralle" und Hard-Cora" verhökert. Weil Sie bei einem Geschäft mit Sexshops in Slowenien "Fifty-fifty" mit der Firma "Beate Uhse Österreich" gemacht haben. Klar, die T-Shirt-Aktion ist - wie vieles bei Raab - dümmer als die Polizei erlaubt. Doch auch Ihre Reaktion - Sie ziehen blitzschnell die Anteile am Sex-Geschäft zurück - wirkt ein wenig wie die eines von Raab beim Knutschen ertappten Teenagerpärchens.


Nachtrag vom 3. März, 2005: Neue verbale Entgleisungen: Raabs Witz über die Bombardierung Dresdens. Raab muss sich entschuldigen

Stefan Raab ist wieder einmal mit einem Spruch ins Fettnäpfchen getreten: Raab stellte in der Sendung "TV total" das Bundesland Sachsen satirisch vor:

Sachsen sei so beliebt, dass einmal 1000 Engländer zu Besuch gekommen seien.


Flugzeuge der Aliierten hatten vom 13. bis 14. Februar 1945 Dresten bombardiert. Bei den Angriffen kamen schätzungsweise 35'000 ums Leben.

Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt legte daraufhin schriftlichen Protest ein: Er sehe die Opfer der Luftangriffe auf Dresden verhöhnt. In einem Brief an den Vorstandsvorsitzenden der ProSiebenSat Guillaume de Posch, schrieb er: "Kein Dresdner, kein Sachse und kein Deutscher hat für diese bodenlose Geschmacklosigkeit Verständnis." Er forderte eine Entschuldigung.

Ein Sprecher von 'ProSieben' verwies in München auf eine entsprechende Erklärung von Raab, in der dieser klarstellte, dass es der Redaktion von "TV total" fern lag, die Opfer zu verhöhnen. Wenn dieser Eindruck entstanden sein sollte, "tut uns das Leid", zitierte der Sprecher den TV-Moderator.



Nachtrag vom 17. September, 2005: Das Urteil gegen den "TV Total" Macher ist bekannt geworden. Stephan Raab muss 150'000 Euro Geldstrafe zahlen.

Von Spiegel.de: Raab hatte am 6. September 2004 auf ProSieben in der Sendung "TV Total" einen Bericht des Hessischen Rundfunks über die Einschulung von Abc-Schützen gezeigt und mit den Worten kommentiert: "Mir ist eine Erstklässlerin aufgefallen, die meines Erachtens ein bisschen zu alt dafür ist." Und dann: "Unfassbar, oder? Die Dealer tarnen sich immer besser." Die 29 Jahre alte Hausfrau hatte den Moderator daraufhin wegen Beleidigung angezeigt.

Richterin Karin Waldhausen betonte in der Urteilsbegründung, die Mutter habe als "unbescholtene Bürgerin" vor einem Millionenpublikum ihre Persönlichkeit zugunsten des Unterhaltungsinteresses preisgeben müssen. Damit sei sie in ihrer Ehre verletzt worden.


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