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Nachdem der Kanzler wochenlang
auf die Schippe genommen wurde und im öffentlich-rechtlichen
TV Magazin "Extra 3" vom NDR auch die Kanzlergattin mit einem gemeinen
Spottlied verhöhnt und verulkt worden war, musste dem Spass-Kanzler
sicherlich die Lust am Scherzen vergangen sein. Bis anhin parierte Schröder alle Angriffe locker mit links. Viele haben noch den lachenden Kanzler mit Edel-Zigarre und Brioni- Anzug auf der Coach in "Wetten-dass...?" in Erinnerung. Gerhard Schröder scheint heute die Lust auf Scherze gewiss auch deshalb vergangen zu sein, weil für Rot-Grün die Lage ernst geworden ist. Nachrichtenagenturen verkündeten Ende November die Hiobsbotschaft der jüngsten Umfragen. Nur noch 28% würden die SPD und nur noch 33% Schröder wählen. Gerüchte über eine angebliche Ablösung von Finanzminister Eichel machten die Runde. Einmal hiess es, die Steuern müssten zusätzlich erhöht werden. Dann folgten wieder Dementis. Zudem gab es die "Panzer Panne" von Verteidigungsminister Struck mit einer peinlichen Verwechslung von Panzertypen für Lieferung nach Israel. Bei allen Vorkommnissen blieb Kanzler Schröder erstaunlich zurückhaltend. Er handelte immerhin nicht voreilig oder kopflos. Von den SPD- Altvorderen Hans-Jochen Vogel und Erhard Eppler liess er sich sogar für seinen jüngsten Auftritt beraten. Die Ghostwriter bauten ihm daraus am letzten Wochenende ein durchdachtes Manuskript.
Schröder griff erstmals ins politische Geschehen ein und machte aus seiner Seele keine Mördergrube. Er sprach deutliche Worte. Gerichtet an die eigenen Koalition betonte er, die "Kakophonie in den eigenen Reihen müsse endlich aufhören". Dies sei für die Regierungspolitik "absolut unerträglich". Der Zuschauer merkte vor dem Bildschirm, dass dem Kanzler der Kragen geplatzt war. Möglicherweise punktete der Kanzler mit seinem deutlichen Machtwort. Mit der Opposition ging Schröder ebenfalls unzimperlich um. Er wies die Kritik der Union vehement zurück. Alles sei nur Klaumauk und man nutze bewusst ein Kriegsvokabular. Uebrigens: Schon vor seinem Auftritt klagte der Kanzler in Gesprächen über die “Hetze³ gegen ihn. Die Grünen warfen Schröder nach der Rede Profilierungssucht vor. Etwas steht fest: Der Streit über die Reformen der Renten zwischen Rot und Grün ist noch nicht beigelegt. | |||
Nachtrag vom 4. Dezember. "Der Löwe ist los" Am Bundestag vom 4. Dezember war der Schlagabtausch zwischen Regierung und Opposition vorprogrammiert. Alle rechneten mit einer Blut- Schweiss- und Tränenrede des Kanzlers. Zu dieser Botschaft - in Anlehnung an die Churchillrede - kam es nicht ganz. Dafür erinnerte der Kanzlerauftritt an das zweite TV Duell. Schröder wirkte damals - bei der ersten Rede eher blass - und in der zweiten Rede war er dann viel emotionaler. Der "Spiegel" titelte: "Der Löwe ist los". Am Bundestag dominierten wie beim zweiten Duell die Emotionen. Schröder geisselte die Opposition mit ungewöhnlicher Härte. Er fühlte sich persönlich angegriffen und bezeichnete die Aussagen der Kritiker als
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Nachtrag vom 5. Dezember. "Darf im Bundestag gelacht werden?" Die Oppositionsführerin Angela Merkel. (Quelle Südkurier vom 5. Dezember 2002:)
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Nachtrag vom 10. Dezember. Schröders verkappte Rücktrittsdrohung | |||||||||
Nach dem tagelangen Hickhack um Steuer- und Irakpolitik hielt der Kanzler an
der SPD Vorstandsitzung vom 9. Dezember eine Gardinenpredigt.
Schröder sprach damit Müntefering, Scholz , Gabriel und Steinbrück an. Betretenes Schweigen im Saal. Schröder mahnte:
(Gabriel und Steer hatten sich gegen den Kanzler dafür stark gemacht, die Vermögenssteuer wieder einzuführen.) |
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Er sei nicht bereit, meinte der Parteivorsitzende, das andauernde
Stimmengewirr zu tolerieren.
Müntefering versuchte sich zu verteidigen:
Nun wurde Schröder laut:
Das Donnerwetter des Kanzlers stiess bei den Anwesenden auf ungeteilten Applaus. |
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