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www.rhetorik.ch aktuell: (27. August, 2004)

"Russlands 11. September"





In der Nacht vom 24. auf den 25. August 2004 verschwanden zwei russische Flugzeuge vom Typ Tupolove 154 und 134 vom Radar der Flugüberwachung. Das erste Flugzeug stürzt bei Tula ab, 180 Kilometer südlich der Hauptstadt Moskau. Augenzeugen wollen vor dem Absturz eine Explosion gesehen haben. Vier Minuten später bricht auch der Kontakt zu einer Tupolew 154 der Fluggesellschaft Sibir ab.


Frühe Dementi

Zunächst hiess es, der simultane Absturz von zwei russischen Flugzeugen sei kein Terroranschlag, sondern ein Unfall. Ein Sprecher des russischen Inlandsgeheimdienstes:

"Die Untersuchung der Flugzeugtrümmer wies keine Merkmale eines Terroraktes oder einer Explosion auf."


Die Qualität der verwendeten Schmierstoffe, sowie das getankte Flugbenzins waren unter Verdacht. Fachleute wundern sich aber, dass keine Flugzeugexperten den Fall untersuchen, sondern der Russische Inlandgeheimdienst (Federal Security Service=FSB).
Drei Tage nach der Katastrophe wurden in einer der zwei Maschinen Sprengstoffspuren gefunden und die Anzeichen verdichten sich, dass doch Terrorismus die Unfallursache ist. Auch FSB geht jetzt von einem "terroristischen Akt" aus. Zwei Tschetscheninnen gelten als mutmassliche Täterinnen. Kurz nach dem Unfall hatten die russischen Zeitungen kein Blatt vor den Mund genommen. Die "Iswestija" brachte die Schlagzeile:

"Russland hat jetzt seinen eigenen 11. September".






Verschwörungstheorien

Andere Zeitungen verhöhnten die Unfalltheorie und spekulieren über einen terroristischen Hintergrund. Es wurde gemutmasst, dass die russische Führung Einfluss auf die Wahlen in Tschetschenien vermeiden wollte.

Doch der gleichzeitige Absturz war bisher der einzige Hinweis auf einen Terrorakt. Statistiker schätzen die Wahrscheinlichkeit dass zwei Maschinen gleichzeitig abstüzen als sehr klein.



Frühe Dementi waren ein Nährboden für Verschwörungstheorien.


Auch bei den Terroranschlägen in Madrid oder Bali wuden mit Zahlenkombinationen oder Datum spekuliert, um einen Terrorhintergrund zu belegen.

Der Spiegel meldete, dass ein ehemaliger Oberst des FSB das Datum der Abstürze mit dem Jahrestag des Sturmangriffs tschetschenischer Rebellen auf Grosny im August 1996 in Zusammenhang gebracht hatte.



Lernen aus der Geschichte



Vladimir Putin, der wegen der Abstürze seinen Urlaub in Sotschi am Schwarzen Meer beendet hatte, merkte das auch und weiss um die Geschichte: Als die konservative Regierung in Madrid aus politischen Gründen der Eta die Verantwortung zum den Terror-Attacken in Madrid zuschob, verlor sie nachher die Wahl. Putin empfing den Generalstaatsanwalt Wladimir Ustinow zu einer Unterrichtung und drückte sich als Jurist wesentlich vorsichtiger aus.

"Wir untersuchen alle möglichen Theorien: einen Terroranschlag und auch menschliches oder technisches Versagen".




Putin hatte sich vielleicht auch an Boris Jelzin errinnert, der einmal gesagt hatte:

"Alles, was geheim ist, kommt irgendwann mal raus"




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