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www.rhetorik.ch aktuell: (19. August, 2004)

Bewusst provozieren und schockieren





Am 18. August war die Premiere des Sex-Theaters "XXX" in Hamburg. Kritiker meinen, dass das auf der Bühne zelebrierte Kopulier- und Masturbiertheater dabei zu weit gehe. "XXX" ist dem Stück "Philosophie im Boudoir" von Marquis de Sade nachempfunden. Eine sexuell unerfahrene Frau wird "aufgeklärt", auf zwar auf eine Weise, dass es den Zuschauern schlecht werden könnte.


Die katalanischen Performance-Künstler "La Fura dels Baus" wissen um die Reklamewirkung von Provokation. Die Spezialität dieser Theatergruppe ist das Schockieren und an die Grenzen des Ertragbaren - sowohl von den Schauspielern wie vom Publikum selber.

Die Regieassistentin Valentina Carrasco:



"Es geht darum, die Emotionen herauszufordern und die animalischen Impulse anzuerkennen und nicht zu ignorieren".


Die "Hamburger Morgenpost" kommentiert das mit

"Oben rein, unten rein, vorn rein, hinten rein."


Es war vorauszusehen, dass die "XXX"-Vorstellung schon im Voraus ins Kreuzfeuer der Kritik geraten würde. Vertreter der Partei "Rechtsstaatlicher Offensive" demonstrierten gegen die Verschwendung von Steuergeldern und die Lobpreisung der Pornokultur. Doch nur wenige Zuschaer hatten den Saal während der Aufführung verlassen. Nur in einer Aufführung in Edinburgh soll ein Zuschauer auf die Bühne gestürmt sein und wollte den vermeintlichen Vergewaltigungstäter verprügeln.

Medienschaffende, Satiriker und Küstler wissen um Grenzen in den Bereichen:

  • Gewaltdarstellung
  • Pornographie
  • Verletzung religiöser Gefühle
  • Sexismus
  • Rassismus
  • Misbrauch von Behinderten
  • Fremdenfeindlichkeit


Der Aufenthalt im Grenzbereich ist oft als Provokation geplant und kann gratis Reklame bringen. Wo die Schmerzgrenzen liegen, hängt vom Standort und der Zeit ab:
  • Ein nackter Busen im amerikanischen Fernsehen war schon zuviel Erotik im Jahre 2003. Der Vorfall selbst hatte die Grenzen des im Fernsehen erlaubten verschoben.
  • Das Verwenden von Vokabular im Zusammenhang mit Feministischer Sprache oder Sprachpolizei.
  • Die Theaterdarstellung von kopulierenden Affen gehört ins Genre Provokation mit Pornographie.
  • Das Filmspektakel "Die Passion Christi" geht bewusst an die Grenzen der Gewaltdarstellung oder die Verletzung religiöser Gefühle.




Nachtrag vom 19. August, 2004: ein Fall für die Polizei?

Wird das Hamburger Theaterstück "XXX" zum Fall für die Polizei? Die Kripo soll eingeschaltet worden sein, weil auf der Bühne ein "Porno mit perversesten Sexpraktiken" aufgeführt werde: Gleich zu Beginn des Stücks wird die Hauptdarstellerin "Eugenie" vergewaltigt. Die Szene wird zusätzlich auf einer Großbild-Leinwand übertragen. "Eugenie" hat anschließend Sex mit einer anderen Frau, ein Mann schaut zu und befriedigt sich. In den nächsten Szenen gibt es Oralsex, die Darsteller überschütten ihre nackten Körper mit Lebensmitteln, Zuschauer sehen sie urinieren. Zuschauer werden auf die Bühne gebeten um sich auszuziehen und zu onanieren. Zwei Männer sollen der Aufforderung bei der Premiere gefolgt sein. Die Videoszene, die die Polizei jetzt zu Ermittlungen veranlasst, zeigt den Sex einer Frau mit einem Esel. Ein Polizeisprecher:

"Das ist eine Straftat, die laut Gesetz mit Haft von bis zu fünf Jahren bestraft wird. Wir ermitteln und prüfen, ob wir dieses Theaterstück stoppen lassen."


Die Szene mit dem Esel wurde nun gestrichen.


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