Der Sturz
Der Sturz der Saddamstatue inmitten von Bagdad am 9. April 2003 wurde zu
einem Symbol des Sturzes des Saddamregims und der Anfang vom Ende des zweiten
Golfkrieges. Die Bilder gingen sofort um die Welt. Auf dem Platz war sagar
eine Live Webcamera installiert worden sodass die
Öffentlichkeit beim Fall praktisch dabei sein konnte.
Ein Beispiel zur Bildwirkung
Die USA erlebten am 11. September
einen Schock. Das Bild
der einstürzenden Türme einem wichtigen Symbol traf die
Bevölkerung ins Mark. Der Terrorakt demütigte,
Frust, Wut war verspürbar und Patriotismus machte sich breit.
Diese Bilder wurden auf allen Kanälen mehrfach wiederholt und sind
noch heute mehrfach auf dem Internet zu finden.
Es ist natürlich verständlich, wenn das Bild des
stürzenden Husseins ebenfalls wiederholt wird. Denn dies ist
Genugtuung, lindert offene Wunden und beeinflusst den noch nicht
ganz fertigen Krieg. Es wurde deshalb alles getan, dieses Symbol
zum wichtigsten Bild des Irakkrieges werden zu lassen. Allein durch die
Wiederholung und dem entsprechenden Kommentar in den Medien wird es zu
einem historischen Bild werden.
Die Wirkung und die Beeinflussungskraft von Bildern
bei allen Kommunikationsprozessen ist bekannt:
Jedes Bild weckt Assoziationen, die auch beeinflusst werden vom Vorwissen,
der eigenen Einstellung und der jeweiligen Situation der Beobachter.
So wie das Bild des Falles der Berliner Mauer unterschiedlich beurteilt wurde,
so wird heute auch das Bild vom Sturz der Saddamfigur am 9. April in
Bagdad unterschiedlich gewertet.
Bildinterpretation
Bei der Interpretation von Bildern ist es ähnlich wie bei der
Beurteilung der Körpersprache, wo die Gefahr der
Pseudopsychologie besteht.
Alleinseligmachenden Wertungen oder schablonenartige Interpretationen
sind gefährlich. Ähnlich wie es Unsinn ist, eine rote Gravatte mit
Aktivität oder Aggressivität gleichzusetzen, verschlänkte Arme
als Beziehungssperre oder Abwehrhaltung zu interpretieren, kann man bei Bildern
zu schnell auf gewagte Analogien kommen.
Bei den Filmsequenzen vom Fall des Diktators kam es schnell zu
Interpretationen. Dass die Statue des Diktator erst nach mehreren Anläufen
heruntergerissen werden konnte, könne bedeuten, dass Hussein noch lange
Widerstand leisten würde. Tatsächlich neigte sich die Statue langsam
in die Horizontale und verharrte in dieser Position, ohne auf den Boden zu fallen
= Saddam lebt als noch und wird uns noch lange beschäftigen.
Die Analogie, dass nur Gewalt die Statue endgültig zu Fall bringen konnte,
wurde interpretiert, dass der Sturz wird nicht vom Volk getragen wird und der
Diktator nicht durch fremde Gewalt vernichtet werden kann.
Analogien
Das Bild der fallenden Husseinstatue auf dem
Saadun-Platz in Bagdad wurde schnell mit dem Fall der
Berliner Mauer im Jahre 1989 verglichen.
Wolfgang Thierse konterte in der "Welt" diesen Vergleich mit dem Argument:
- Beim Fall der Berliner Mauer lagen keine Toten nebenan.
- Wenn in der Ex-DDR oder den osteuropäischen Ländern damals Statuen
vom Sockel gerissen wurden, haben das die Bürger selbst getan und
nicht Truppen einer siegreichen Kriegspartei.
Subjektive Interpretationen sind gängig und natürlich.
Doch gilt es zu bedenken, dass erst die Summe
zahlreicher individuellen Wahrnehmungen eine Annäherung an die "Wahrheit"
ermöglicht. So gesehen, wird sich erst später zeigen, welchen Stellenwert
das angeblich historische Bild haben wird, das uns veranschaulicht, wie die
Statue des Diktators vom Sockel gerissen werden musste.
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Nachtrag: Neueres Hussein VideoTape
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Noch ist immer unklar, ob Hussein noch lebt. Ein neuers
Video soll ihn am 9. April in Bagdad gezeigt haben, am selben
Tag, als seine Statue niedergerissen wurde. Das Video zeigt
Hussein in der Pose der Statue.
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