Die Unterhaltungssendung "Benissimo" vom Schweizer Fernsehen
DRS hatte stets grossen Unterhaltungswert. Sie zeichnete sich durch
Qualität aus - mit hervorragenden Beiträgen, die sich
international messen lassen konnten. Jedes Produkt muss
laufend verbessert werden, doch darf die
Veränderung nicht zum Selbstzweck verkommen, indem
verändert wird, nur um zu verändern.
Auch Verschlechterungen sind Veränderungen. Umstrukturierungen
müssen stets zu Verbesserung führen.
Es ist verständlich, dass die Sendung "Benissimo" nach 59 Ausgaben
innovativ bleiben soll. So wurde auch das Outfit modernisiert.
Christoph Schubiger, der das neue Dekor von "Benissimo" entworfen hat:
"Eine Sendung würde an Drive verlieren, wenn man nicht
ab und zu das Dekor erneuern würde."
In der Regel stossen Veränderungen
überall auf Widerstände. Das Publikum ist ein Gewohnheitstier,
das sehen wir in allen Bereichen. Beim neuen "Benissimo" hat es jedoch die
äusseren Anpassungen erstaunlich gut akzeptiert. Die neue
Aufmachung wirkt erfrischend.
Das neue Modul "Minissimo" führte jedoch bei
"Benissimo" zu einer inhaltlichen
Verschlechterung. Das werden die Macher bestimmt selbst schon erkannt
haben und daraus die notwendigen Konsequenzen ziehen.
Die Veränderer haben mit dem neuen und fremden Element
"Minissimo" die Unterhaltungssendung verschlimmbessert, jedenfalls
bestätigten dies Analysen und eine erste Umfrage.
Als Betrachter der Sendung stellten wir fest, dass
die zweite Moderatorin Nina Havel wie ein Fremdkörper
im Sendegefäss wirkte.
Sicherlich glaubten die Macher, mit einer "aufgestellten" Plauderfrau ein
jüngeres Publikum anzusprechen, mit dem Ziel: die Einschaltquote
zu erhöhen. Es blieb bei dieser Überlegung unberücksichtigt,
dass damit Stammpublikum verloren gehen könnte.
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Die Co-Moderation und das Genre der Einlagen passten nicht zum
bisherigen Konzept, weder die Moderatorin (als Konkurrentin zu Beni
Thurnheer)
noch als Kontrapunkt. Die junge Frau, leider eine von sich eingenommene
Selbstdarstellerin - brachte es fertig, viele Zuhörer mit ihrem
minutenlangenen hektischen Palaver zu langweilen. "Minissimo" dominierte
durch:
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- Endloses "Geschnatter".
- Zwei Einschübe waren zeitlich zu lang und zu gleichförmig.
- Das hektisches Sprechen mit Versprechern störte.
- Die angeblich "ausdrucksstarke Gestik und Mimik" der Moderatorin
war aufgesetzt, zu übertrieben und damit künstlich
"aufgestellt".
- Übertriebenes, offensichtliches Theaterspielen wird vom Publikum
erkannt und hat nichts mit professioneller
Moderation zu tun.
- Es bleibt nur zu hoffen, dass Nina Havel nicht Barbara
Schöneberger
als Vorbild nachahmt. Denn beide sind zu egozentrisch.
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Uns interessierte, wie Nina Havel bei den Zuschauern ankam. Wir
wissen, dass subjektive Kritik allein nicht massgebend ist. Bei den
Medien sind es letztlich die Zuschauer, die entscheiden, ob etwas gut
"rüberkommt". Unsere kleine Umfrage bestätigte aber:
- Von 44 Befragten langweilte sich über die Hälfte der
Befragten. Das heisst, "Minissimo" nahm zu viel Zeit in Anspruch. Viele
wollten abschalten, doch blieben sie wegen des Millionengewinners
am Apparat. Für einige war "Minissimo" ein aufgepfropfter
Fremdkörper im Sendekonzept.
- 10 Personen regten sich auf, dass die junge Moderatorin allen Leuten - ob
alt oder jung- das Duzis aufgezwungen hatte. (Beni Thurnherr musste diese
Spielregel bei einer Person zwangsläufig ebenfalls
übernehmen).
- 2 Personen störte es, dass die "vorlaute" Moderatorin eine
Teilnehmerin nötigte, auf ihren persönlichen Entscheid (sie
wollte die 1000 Fr) zu verzichten, weil die Moderatorin sonst zu wenig
Angebote hatte für die Vergabe des Smart.
- 7 fanden das Verhalten der Moderatorin übertrieben d.h. nicht
angemessen, nicht natürlich.
- Ein paar Jugendliche aus der Sekundarschulstufe fanden die Moderatorin
recht cool.
- Roger Anderegg von der Sonntagszeitung lobte die kesse Moderatorin
des MusicStars Ihre Premiere habe sie glanzvoll bestanden, zumal sie
fliessend Italiensch beherrscht.
- 9 Personen würden die Sendung nicht mehr anschauen, wenn die
Plappersequenz nicht gestrichen oder verbessert würde.
- Niemand glaubte, dass "Minissimo" mehr Jugendliche am Samstagabend vor
den Bildschirm locken wird. Denn Samstagabend ist für diese
Altersgruppe der Abend des Ausganges und des Kinobesuches.
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Wir sind überzeugt, dass die Fernsehmacher von sich aus über
die Bücher gehen und die notwenigen Korrekturen vornehmen werden.
Es bestätigen auch andere Konsumentenumfragen, dass "Minissimo" im
Benissimo ein Fremdkörper ist (zumindest in der jetzigen Form).
Wir können uns auch nicht vorstellen, dass in einer Jugendsendung
eine Sequenz von Wysel Gyr einmoderiert würde, nur um auch noch
ältere Fernsehkonsumenten zu gewinnen.
Die Sendeverantwortlichen werden gewiss, die notwenigen Anpassungen
treffen:
- Die Moderatorin darf "Beni" nicht konkurrenzieren.
- Beni National bräuchte keine Co-Moderatorin als Kontrapunkt.
- Nina Havel müsste besser ins neue Konzept eingebettet werden.
- Das Element sollte unbedingt gekürzt und umstrukturiert werden.
- Eventuell mit einer anderen Moderatorin, jedenfalls nicht mehr
mit einer Co-Moderatorin.
- In einer Unterhaltungssendung sind gleichförmige Längen
zu eliminieren.
- Auch "lebendiges" minutenlange Geschnatter wirkt trotz Hektik
langweilig.
- Gleichförmigkeit tötet jede Unterhaltung.
Aus Benissimo darf kein Beminissimo werden.
SF DRS ist gefordert, Benissimo raschmöglichst wieder zu
"maximieren". Wir sind gespannt auf die nächste Sendung
am Samstag, 8. Mai 2004 um 20.05 im Schweizer Fernsehen.
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