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Ich glaubte nicht richtig gehört zu haben, als vor wenigen Tagen
Roger de Weck im Talk täglich
von Tele Züri ernsthaft behauptete (Um 9:20 Minuten in dieser Sendung),
Deutschland habe im Verhältnis zu anderen europäischen
Ländern deshalb weniger Rechtsextreme, weil die Parteien mit der
Brandmauer die Verbreitung der missliebigen AfD in Schach gehalten
haben. Von Roger de Weck so etwas zu hören, ist für mich
besonders enttäuschend, zumal ich den ehemaligen Generaldirektor der
SRG stets als logisch denkenden Menschen kennen gelernt hatte. Wenn heute
der Berechtigung von Brandmauern das Wort geredet wird, so ist dies
völlig unverständlich. Polit-Kenner, Kommunikationsfachleute
und Psychologen sind sich einig, dass Abgrenzungen, Isolationen,
Mauern kontraproduktiv sind. Der designierte Bundeskanzler Merz wird
früher oder später auch erkennen, dass er mit dem Festhalten
an der Brandmauer der AfD weiterhin in die Hand spielt. Mit einer Mauer
wollte die DDR den Osten vor dem "bösen" Westen schützen. Es gab
nur wenige, die bereits damals prognostizierten: Mit dem Bau einer Mauer
beginnt schon der Zerfall der absoluten Abgrenzung. Es ist für mich
schwer nachvollziehbar, dass die Verfechter der aktuellen Brandmauer
in Deutschland nicht erkennen wollen, dass auch die Ausgrenzung und
Isolation einer demokratisch gewählten Partei mit Millionen von
Stimmberechtigten, ihr zum Aufschwung verholfen hat. Die Partei erhielt
doppelt so viele Stimmen wie letztes Mal und wurde zur zweitstärksten
Kraft in Deutschland. Die AfD wurde von den Medien und anderen Parteien
jahrelang gleichsam zensiert, bei Debatten konsequent aussen vorgelassen
und an den Pranger gestellt. Als Ombudmann und Berater habe ich immer
erlebt: Gesprächsverweigerung, Maulkorbpolitik, abschotten und
Probleme unter den Teppich kehren, sind bei Meinungsverschiedenheiten
keine tauglichen Lösungswege. Kommunikation will heissen: Austausch
von Meinungen - argumentieren und diskutieren. Dies wurde leider mit
der zementierten Brand- und Hassmauer in Deutschland unterbunden.
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