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www.rhetorik.ch aktuell: (15. Feb, 2025)

Meyer zur Brandmauer

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:


Frank A Meyer ist ein bodenständiger und klarer Denker, der auch oft nicht zögert, Dinge zu sagen, die anecken (vor allem auch bei Kollegen). Er hat sich kürzlich in einem Interview geäussert. : Er meint darin, dass man das Gerede mit der Brandmauer gegen die AfD nicht ernst nehmen kann. Meyer (der bei vielen heute noch als "Linker" gilt, weil er früher gegen Blocher kämpfte und mit Schröder befreundet war, illustriert aber, dass die Labels "Links" und "Rechts" in der heutigen Zeit immer weniger relevant sind. Es geht vor allem um Inhalte, und das geht quer durch alle politischen Parteien. Es geht heute um konkrete Fragen wie: Wieviel Umweltschutz kann man akzeptieren, ohne die Wirtschaft an die Wand zu fahren? Wie viel Willkommenskultur kann sich ein Staat leisten? Wie sehr will man sich in Konflikte im Ausland einmischen? Wieviel Steuern kann man verlangen und wie wird das Geld verwendet? Wieweit darf man gehen, um Meinungen, Medien oder Parteien zu zensieren?


Dass Meyer unabhängig denken kann, sieht an diesen zwei Teilen des Interviews im Blick:

Man sieht in diesem Teil vom Interview Kritik an der AfD

Blick: Zu den Grünen kommen wir noch. Beginnen wir aber mit der AfD, die das deutsche Parteiensystem ins Wanken bringt.
Meyer: Es ist eine Partei, die mangelnde Intelligenz und Kultur mit Vulgarität ersetzt. Damit meine ich die Funktionsträger, nicht ihre Wähler. Diese flüchten sich dorthin.
Blick: Sie verstehen also die Menschen, die AfD wählen? Meyer: Absolut. Wohin sollen sie sonst, wenn sie genug haben von den katastrophalen Folgen der Merkelschen Willkommenspolitik?
Blick: Halten Sie AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel für rechtsextrem oder einfach für eine Opportunistin?
Meyer: Sie ist uninteressant. Ob rechtsextrem? Ich weiss es nicht. Natürlich ist die Partei sehr rechts und zieht problematische Leute an. Aber vielleicht liesse sich das meistern " so, wie es die Schweiz mit der SVP vormacht.
Dann aber dieser Teil Kritik an den Grünen:

Blick: Kommen wir zu den Grünen. Ihr Kanzlerkandidat Robert Habeck besucht im Wahlkampf Bürger zu Hause. Würden Sie mit ihm in Ihrer Küche diskutieren?
Meyer: Nein, auf solches Theater lasse ich mich nicht ein. Eine Marketing-Show.
Blick: Habeck gibt sich als selbstkritischer Politiker, der die Menschen mitnimmt. Nehmen Sie ihm das nicht ab?
Meyer: Er ist ein guter Schauspieler " immer in der Rolle, die gerade gefragt ist: Am Strand mit Fotografen gibt er den einsamen Denker. Mit Krawatte spielt er den Staatsmann. Mit Kaschmirpullover den Kuschelboy. Wer Habeck wirklich ist? Keine Ahnung.
Blick::Kürzlich sagten Sie: "Wenn die Grünen regieren, schicken sie mir Aufseher ins Haus, um meinen Kühlschrank zu kontrollieren." Eine Polemik, die von CSU-Chef Söder sein könnte.
Meyer: Nur weil Söder es sagen könnte, ist es nicht falsch. Die Grünen sind eine Erziehungspartei. Eine Glaubensbewegung. Und die funktioniert über Bevormundung.


Dann aber zur Frage: Dann halten Sie nichts von der "Brandmauer" der etablierten Parteien gegen die AfD?:

Dieses Brandmauer-Gerede kann ich als Schweizer nicht ernst nehmen. In der Schweiz wurde am vergangenen Sonntag eine Volksinitiative der Jungen Grünen von 70 Prozent der Stimmbürger abgelehnt. War das nun eine inakzeptable Entscheidung, weil sie auch durch SVP-Wähler zustande kam? Die Brandmauer ist absurd. Die deutschen Parteien haben in diesem Punkt die Demokratie noch nicht verstanden.
Kommentar: Erstaunlich, dass die deutsche Politik noch nicht erkannt hat, dass sie mit einer heraufbeschorenen "Brandmauer" gegen die AfD, zwanzig Prozent der Wähler nicht auslöschen kann, sondern der Partei erst recht zum Erfolg verhilft. Jeden fünften Deutschen wollten sie mit einer virtuellen Mauer ausgrenzen. Die traditionellen Parteien glaubten jahrelang, dass sich durch Isolieren, Ignorieren und Brandmarken eine ihnen missliebige Gruppe der Stimmberechtigten ausmerzen lassen. Das Gegenteil ist der Fall. Der Glaube "Was ich Tatsachen nicht wahr haben will, veschwinden sie nicht, wenn ich sie todschweige". Dieser Irrglaube ist in einer Demokratie zum scheitern verurtteilt. In Deutschland hat die Bevölkerung längst erkannt, dass Merkels Willkommkultur ein Fehlentscheid war. Frank A. Meyer bringt die Problematik auf den Punkt. Seine Gedanken sind treffend formuliert. Erstaunlich, der Aufschrei des politischen Personals in Deutschland, als sich Vicepräsident JD Vance in seiner Rede erlaubte, darauf hinzuweisen, dass die "Brandmauer" gegen eine demokratisch gewählte Partei überwunden werden müsste (AfD einbinden statt ausgrenzen!). Die Überreaktion der deutschen Politiker mit einer AfD Phobie macht uns bewusst, dass die externe Stimme aus Uebersee eine offene Wunde berührt hat. Dies schmerzt. Anstatt den Fehler einzugestehen, wird nun Vance in den offiziellen Medien gegeisselt. Wer sich mit Kommunkation beschäftigt, ist sich bewusst: Kommunizieren heisst, Meinungen austauschen. Zensur, Bücherbrennungen, Listen verbotener Bücher (Index), Maukorbpolitik und Ausgrenzungen sind der falsche Weg.


P.S. Hier ist ein Artikel aus dem Jahre 2007 (aus einem Archiv),

Hier ist ein Artikel auf dem Web Archiv von Harald Grimm der im ZDF erschien mit dem Titel Frank A. Meyer Streitbarer und umstrittener Journalist : "Frank A. Meyer ist einer der einflussreichsten Journalisten der Schweiz. Seine Wirkung auf die Schweizer Politik hat ihm sogar schon den Ruf eingebracht, er sei das achte - also zusätzliche - Mitglied der eidgenössischen Regierung. Frank A. Meyer wird am 6. Januar 1944 in Biel/Schweiz geboren. Mit 24 Jahren errichtet der gelernte Schriftsetzer mit seinem Partner Mario Cortesi ein erfolgreiches Medienunternehmen. Ab 1968 arbeitet er zugleich als Bundeshaus-Korrespondent für verschiedene Schweizer Publikationen, wie beispielsweise Zürcher-Woche, Sonntags-Journal, National Zeitung/Basler Zeitung, Schweizer Illustrierte. Zwischen Bern und Berlin Zwischen 1972 und 1980 ist Frank A. Meyer politisch aktiv: Er gründet die Stadtpartei "Freie Bieler Bürger" und ist als deren Präsident bis 1980 Mitglied des Parlaments seiner Heimatstadt. In Biel engagiert er sich darüber hinaus im Mediensektor. 1972 ist er Mitbegründer der zweisprachigen Wochenzeitung "Biel-Bienne" und 1983 des ebenso zweisprachigen Lokalradios "Canal 3". 1983 wird Meyer Leiter des Hauptstadt-Büros des Züricher Ringier-Verlags in Bern; seit 1985 ist er Mitglied der Unternehmensleitung der Ringier AG, heute als Erster Publizist und enger Berater des Verlegers. Von 1989 an nimmt er einen Lehrauftrag der Universität Sankt Gallen wahr, seit 27 Jahren schon ist er inspirierter Gastgeber der ebenso populären wie anspruchsvollen Gesprächs-Sendung "Vis-ss -a-vis" im Schweizer Fernsehen. Und natürlich äussert sich der zugleich streitbare wie umstrittene Journalist als Kolumnist in den Blättern seines Hauses, so auch in der Berliner Zeitschrift "Cicero". Bei aller Anerkennung ist seine journalistische Arbeit nicht unumstritten. So wird ihm immer wieder eine zu grosse Nähe zu Politikern vorgeworfen, beispielsweise auch zum ehemaligen Bundeskanzler Schröder. Legendär sind seine "Diners republicain", doch wirklich "geadelt" sind nur diejenigen, die von Meyer persönlich bekocht werden - wie eben Gerhard Schröder. Schlechte Karten haben hingegen seine politischen wie publizistischen Gegner. Zwar konnte er - trotz heftiger Angriffe - die Karriere des rechts-populistischen Bundesrats Christoph Blocher nicht verhindern. Doch der exzentrische Schweizer Botschafter in Berlin, Thomas Borer, bekam die Macht des Publizisten zu spüren: Eine von Meyer in der Boulevard-Zeitung "Blick" geführte, wochenlange Kampagne wegen einer angeblichen, ausserehelichen Beziehung zu einem Nacktmodell zwang Borer zum Rücktritt."

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