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www.rhetorik.ch aktuell: (11. Feb, 2025)

KI Fehler in einem Leserbrief

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Eine Geschichte die zeigt, dass KI kein Garant ist für korrekte Infos. Man muss dazu aber auch sagen:
  • Leserbriefe sind eine andere Kategorie als ein Artikel. Der Spiegel hat viel mehr verbockt in letzter Zeit, als einfach einen kleinen Fehler in einem Leserbrier zu publizieren. Der Persoenlich Artikel "Redaktion liess sich Merz-Fake unterjubeln" ist eigentlich ein Lob für den Spiegel. Denn es ist ein kleines Detail.
  • Ganz falsch war die Information nicht: Wie im Persoenlich zu lesen ist: Merz hatte mindestens einen Gastvortrag in St. Gallen gehalten. Das mit einer "Vorlesung" zu bezeichnen, ist zwar faktisch falsch. Man könnte es aber als "Gastvorlesung" interpretieren. Es war also ein kleiner Fehler. Ganz falsch ist hingegen die Behauptung, die Studenten häntten Probleme mit Merz gehabt.
  • Um Fehler zu finden, muss dazu aber die Möglichkeit haben, frei darüber zu sprechen, die Sache zu diskutieren, und Quellen konsultieren dürfen zu können. Dazu ist Vielfalt an Medien wichtig. Auch politische Unabhängigkeit wäre im Prinzip notwendig. Journalisten sind jedoch auch nur Menschen, und da sickert die eigene Meinung immer durch. Wird das durch KI besser?
  • Um Fehler zu finden zu können, muss Information frei erreichtbar sein. Universitäten (wie in diesem Fall St Gallen) sollten ein Archiv haben, wo Vorlesungstitel und Dozenten oder öffntliche Vorträge auch im Nachhinein nachgeschaut werden können.
  • Manipulationen durch Medien passieren im Allgemeinen viel subtiler als einfach durch faktisch überprüfbare Fehler. Durch Auslassen, Auswahl von Themen, Titel und Bildern wird viel effektiver manipuliert. Kürzlich war gar bei der Auswahl des Publikums in einer Diskussion ein Thema. Bei einer Diskussion kann man wie bei einem Heimspiel vor allem nur Fans von einer politischen Seite einladen.
  • KI ist im Moment noch recht gut mit Fakten. Das kann sich aber in der Zukunft schnell ändern. Wenn die Werber die PR Leute entdecken, wie man sie manipulieren kann. Dass die KI herausgefunden hat, dass Merz in St Gallen vorgetragen hat, ist eigentlich eine gute Leistung. Solche Dinge zu recherchieren braucht etwas Detektivarbeit und vor allem auch die Möglichkeit, sich äussern zu können. Soziale Medien sind eine gute Möglichkeit, auf Fehler hinzuweisen. Eine Redaktion könnte einen kritischen Leserbrief oder Kommentar einfach nicht publizieren.
  • Heute müssen wir auch darauf vertrauen, dass die KI fair trainiert wird. Man könnte zum Beipiel eine KI bauen, die nur von konservativen Quellen lernt. Das ist nicht anders als bei Menschen. Einseitige Kost kann dann zu einer Polarisation führen. KI Modelle könnten sich auch die Reputation versauen, zum Beispiel, wenn sie einseitig sind, oder Fehler machen. Die Einseitigkeit ist schwierig zu kontrollieren. Überprüfbare Fehler zu finden ist im Vergleich dazu eher trivial.

Merz doziert als junger Mann an der HSG St Gallen
(KI Generiert).




Aus Persoenlich
Das Nachrichtenmagazin Spiegel hat in seiner aktuellen Ausgabe einen Leserbrief veröffentlicht mit Falschinformationen über eine angebliche Lehrtätigkeit von CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz in der Schweiz. Die fehlerhaften Angaben hatte der Autor von KI-Diensten erhalten. In einem Leserbrief an den Spiegel behauptete ein Rentner, Merz sei um 2005 als Honorarprofessor in Wirtschaftswissenschaften an der Universität St. Gallen HSG tätig gewesen und habe nach Protesten der Studierenden sein Engagement beenden müssen. Der Verfasser des Briefes hatte offenbar einen vagen Hinweis seines Sohnes im Hinterkopf, der vor 20 Jahren in St. Gallen studiert hatte. Demnach solle ein Dozent namens Merz "miserable Vorlesungen gehalten" haben, sagte der Leserbriefschreiber gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Als er ChatGPT und DeepSeek nach Merz' angeblicher Lehrtätigkeit und dem unrühmlichen Abgang in der Schweiz befragte, hätten die KI-Plattformen dies bestätigt " und lagen damit komplett falsch. Der Leserbriefschreiber räumte gegenüber der Süddeutschen Zeitung ein, er sei "vielleicht ein bisschen blauäugig gewesen", sich auf die KI-Systeme zu verlassen. Er habe sich insgeheim auf einen Faktencheck durch den Spiegel verlassen. Doch die Einsendung mit den fehlerhaften Angaben wurde veröffentlicht. Das Nachrichtenmagazin hat den Leserbrief inzwischen online gelöscht. Man prüfe den Vorgang, teilte ein Spiegel-Sprecher der FAZ mit. HSG-Absolventen wiesen auf Social Media darauf hin, dass es den Studiengang an dem Merz unterrichtet haben soll, gar nie gegeben hatte. Wie die FAZ schreibt, hatte der Jurist Merz in der Vergangenheit zwar mindestens einmal einen Gastvortrag in St. Gallen gehalten, aber nie eine reguläre Vorlesung.

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