Beim TV-Duell von ARD und ZDF haben sich Bundeskanzler Olaf Scholz und Friedrich Merz,
am Studio Berlin-Adlershof in einem Duell die Klingen gekreuzt. In zwei Wochen, werden am
23. Februar wählen.
Die beiden Kndidaten durften nur Stift und Notizblock mit an ihre Stehpulte mitbringen,
sonst nichts.
Deutschlandfunk:
Scholz verwies auf den
Ukraine-Krieg und die daraus folgende Energiekrise, die von seiner
Regierung gemeistert werden musste. Merz hielt dem Kanzler vor,
inmitten dieser Krise drei funktionierende Kernkraftwerke stillgelegt zu
haben. Zudem stecke Deutschland im dritten Jahr in einer Rezession. Es
gebe mehr Insolvenzen und steigende Arbeitslosenzahlen. Scholz
widersprach, als Merz von einer Deindustrialisierung sprach, er
räumte aber eine schlechte Stimmung in der deutschen Wirtschaft
ein. Er warb für den Vorschlag einer "Made in Germany"-Prämie,
um Investitionen von Firmen anzuschieben. Grosse Unterschiede zwischen
beiden Spitzenkandidaten wurden auch in der Steuerpolitik deutlich. Mit
Blick auf das Bürgergeld sagte CDU-Chef Merz, er wolle die Zahl
der Leistungsempfänger um 400.000 reduzieren. Damit könne man
sechs Milliarden Euro im Haushalt einsparen. Kanzler Scholz betonte,
auch er befürworte harte Sanktionen für diejenigen, die
nicht arbeiten wollten. Zur möglichen Lieferung weitreichender
deutscher "Taurus"-Marschflugkörper an die von Russland angegriffene
Ukraine verwies Merz auf die Waffenlieferungen der USA, Frankreichs
und Grossbritanniens. Deutschland hätte auch liefern sollen, sagte
er. Scholz blieb bei seiner Position, dass die Lieferung von Waffen mit
grosser Zerstörungskraft weit im russischen Hinterland genau der
Schritt sei, den man in Deutschland nicht gehen solle.
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Zusammenfassungen aus SRF:
Kommentar:
Beide - Scholz und Merz - haben sich erstaunlich gut geschlagen.
Sie fielen sich selten ins Wort. Im ersten Teil dominierte Merz. Dann
trat Scholz aggressiver auf. Er nannte dessen
Äusserungen mehrfach as lächerlich. Merz trage Sprechblasen
vor. Scholz sprach immer wieder von einem Tabubruch. Merz habe mit der
AfD zusammengearbeitet, obschon die Stimmen der AfD, welche Merz geholfen
hatten, gar keine Zusammenarbeit war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass
in einer Demokratie auf gute Vorschläge verzichtet werden müssen, nur
weil sie von einer missliebigen Seite ebenfalls unterstützt wird.
Scholz habe ich noch nie so positiv erlebt. Wahrscheinlich hatte er
einen guten Spin Doctor, der ihn erfolgreich gecoacht hatte. Doch die
eingeschliffenen falschen Doppelnennungen wurden von diesem Coach nicht
eliminiert. Scholz sagte stets: "Bürger und Bürger". Immer
verdoppelt er die männliche Form. Bei Wirtschaftsfragen gab
es ein unverständliches Zahlengewitter auf beiden Seiten. Die
Beiträge waren zu buchhalterisch. Obschon in dieser Phase
über den Köpfen hinweg gesprochen wurde, wollten vielleicht die
Kontrahenten damit Kompetenz signalisieren. Es gab nicht nur inhaltlich
grosse Unterschiede: Scholz will Schulden machen und eine Umverteilung
von Wohlhabenden zu den Armen. Merz ist für die Schuldenbremse
und den Abbau unnötiger Amtsstellen. Auffallend war beim Duell
auch der Grössenunterschied zwischen dem kleinen Bundeskanzler
und dem hochgewachsenen Merz. Wer von oben sprechen kann, wirkt immer
dominanter und hat einen Vorteil. Mit der Kameraeinstellung hätte
dieser Unterschied korrigiert werden können. Verbal fiel auf,
dass Scholz immer wieder die Formulierung nutzte: "Ich sage mit KLAREN
Worten" Mit dieser Einleitung wird jedoch eine unklare Aussage
nicht klarer. Das ist so, wie wenn jemand sagt "EHRLICH gesagt "..." Dann
darf auch bezweifelt werden, dass andere Aussagen ehrlich gemeint sind.
Nach meiner Beobachtung formulierte Merz hinsichtlich Klarheit, Struktur,
Verständlichkeit eindeutig besser. Obschon - laut Umfragen - Scholz
besser überzeugen konnte, schaffte es Merz, mit konkreten Beispielen
Meinungen zu beeinflussen. (z.B. Detaillierte Schilderung der Verbrechen
von Asylanten, die nicht ausgeschafft worden sind.) Dass der Migration so
viel Zeit gewidmet wurde, ist aus meiner Sicht richtig gewesen. Denn diese
Probleme beschäftigt die Oeffentlichkeit. Wer dieses Zeitproblem
bewusst ausklammert, wird im Grunde genommen zum Steigbügelhalter
der AfD. Diese Partei profitiert von der offensichtlichen Isolation
und Ausklammerung in Deutschland. Die heraufbeschworene Brandmauer
gegen 20% der deutschen Stimmberechtigten kann langfristig ohnehin
nicht aufrechterhalten bleiben, denn die Demokratie lebt vom Austausch
gegensätzlicher Meinungen.
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