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www.rhetorik.ch aktuell: (10. Feb, 2025)

TV-Duell von Scholz und Merz

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Beim TV-Duell von ARD und ZDF haben sich Bundeskanzler Olaf Scholz und Friedrich Merz, am Studio Berlin-Adlershof in einem Duell die Klingen gekreuzt. In zwei Wochen, werden am 23. Februar wählen. Die beiden Kndidaten durften nur Stift und Notizblock mit an ihre Stehpulte mitbringen, sonst nichts. Deutschlandfunk:

Scholz verwies auf den Ukraine-Krieg und die daraus folgende Energiekrise, die von seiner Regierung gemeistert werden musste. Merz hielt dem Kanzler vor, inmitten dieser Krise drei funktionierende Kernkraftwerke stillgelegt zu haben. Zudem stecke Deutschland im dritten Jahr in einer Rezession. Es gebe mehr Insolvenzen und steigende Arbeitslosenzahlen. Scholz widersprach, als Merz von einer Deindustrialisierung sprach, er räumte aber eine schlechte Stimmung in der deutschen Wirtschaft ein. Er warb für den Vorschlag einer "Made in Germany"-Prämie, um Investitionen von Firmen anzuschieben. Grosse Unterschiede zwischen beiden Spitzenkandidaten wurden auch in der Steuerpolitik deutlich. Mit Blick auf das Bürgergeld sagte CDU-Chef Merz, er wolle die Zahl der Leistungsempfänger um 400.000 reduzieren. Damit könne man sechs Milliarden Euro im Haushalt einsparen. Kanzler Scholz betonte, auch er befürworte harte Sanktionen für diejenigen, die nicht arbeiten wollten. Zur möglichen Lieferung weitreichender deutscher "Taurus"-Marschflugkörper an die von Russland angegriffene Ukraine verwies Merz auf die Waffenlieferungen der USA, Frankreichs und Grossbritanniens. Deutschland hätte auch liefern sollen, sagte er. Scholz blieb bei seiner Position, dass die Lieferung von Waffen mit grosser Zerstörungskraft weit im russischen Hinterland genau der Schritt sei, den man in Deutschland nicht gehen solle.


Zusammenfassungen aus SRF:

Kommentar: Beide - Scholz und Merz - haben sich erstaunlich gut geschlagen. Sie fielen sich selten ins Wort. Im ersten Teil dominierte Merz. Dann trat Scholz aggressiver auf. Er nannte dessen Äusserungen mehrfach as lächerlich. Merz trage Sprechblasen vor. Scholz sprach immer wieder von einem Tabubruch. Merz habe mit der AfD zusammengearbeitet, obschon die Stimmen der AfD, welche Merz geholfen hatten, gar keine Zusammenarbeit war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in einer Demokratie auf gute Vorschläge verzichtet werden müssen, nur weil sie von einer missliebigen Seite ebenfalls unterstützt wird. Scholz habe ich noch nie so positiv erlebt. Wahrscheinlich hatte er einen guten Spin Doctor, der ihn erfolgreich gecoacht hatte. Doch die eingeschliffenen falschen Doppelnennungen wurden von diesem Coach nicht eliminiert. Scholz sagte stets: "Bürger und Bürger". Immer verdoppelt er die männliche Form. Bei Wirtschaftsfragen gab es ein unverständliches Zahlengewitter auf beiden Seiten. Die Beiträge waren zu buchhalterisch. Obschon in dieser Phase über den Köpfen hinweg gesprochen wurde, wollten vielleicht die Kontrahenten damit Kompetenz signalisieren. Es gab nicht nur inhaltlich grosse Unterschiede: Scholz will Schulden machen und eine Umverteilung von Wohlhabenden zu den Armen. Merz ist für die Schuldenbremse und den Abbau unnötiger Amtsstellen. Auffallend war beim Duell auch der Grössenunterschied zwischen dem kleinen Bundeskanzler und dem hochgewachsenen Merz. Wer von oben sprechen kann, wirkt immer dominanter und hat einen Vorteil. Mit der Kameraeinstellung hätte dieser Unterschied korrigiert werden können. Verbal fiel auf, dass Scholz immer wieder die Formulierung nutzte: "Ich sage mit KLAREN Worten" Mit dieser Einleitung wird jedoch eine unklare Aussage nicht klarer. Das ist so, wie wenn jemand sagt "EHRLICH gesagt "..." Dann darf auch bezweifelt werden, dass andere Aussagen ehrlich gemeint sind. Nach meiner Beobachtung formulierte Merz hinsichtlich Klarheit, Struktur, Verständlichkeit eindeutig besser. Obschon - laut Umfragen - Scholz besser überzeugen konnte, schaffte es Merz, mit konkreten Beispielen Meinungen zu beeinflussen. (z.B. Detaillierte Schilderung der Verbrechen von Asylanten, die nicht ausgeschafft worden sind.) Dass der Migration so viel Zeit gewidmet wurde, ist aus meiner Sicht richtig gewesen. Denn diese Probleme beschäftigt die Oeffentlichkeit. Wer dieses Zeitproblem bewusst ausklammert, wird im Grunde genommen zum Steigbügelhalter der AfD. Diese Partei profitiert von der offensichtlichen Isolation und Ausklammerung in Deutschland. Die heraufbeschworene Brandmauer gegen 20% der deutschen Stimmberechtigten kann langfristig ohnehin nicht aufrechterhalten bleiben, denn die Demokratie lebt vom Austausch gegensätzlicher Meinungen.

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