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[Nachtrag vom 7. November:
Drei Wählergruppen haben Kamala Harris im Stich gelangen: Junge, Frauen und People of Color.
Im Titel ist auch schon wieder klar was der Schreiber meint: Ein Kommentator auf 20 Minuten
"Im Stich gelassen" - man könnte meinen, diese Gruppen wären Harris verpflichtet gewesen ...
Sie war halt nicht wählbar, sie wurde einzig von sich selbst im Stich gelassen.
Die Schuld für die Niederlage einer Gruppe zu geben, hört man vor allem auch in den USA.
Schon bei der Kandidatur von Harris hatte Barak Obama schwarze Wähler gescholten, Harris nicht
genug zu unterstützen. (Obama selbst hatte aber auch länger mit der Unterstützung für
Harris gehadert.) Die Washington post
gibt gestern die Schuld auch dem Wähler, keine Frau wählen zu wollen. Clinton war eine Frau und sie kriegte
hernach die Mehrheit der Stimmen. Es hatte damals mit dem Elektorat nicht gestimmt. ]
Matthias Ackeret berichtete aus Palm Beach in Florida:
"Reduziert man die Weltgeschichte auf einen einzigen Ort, so war es in der Nacht auf Mittwoch (Ortszeit)
Palm Beach in Florida. Begrenzt auf einen kleinen Streifen zwischen Mar-a-Lago, dem Traumanwesen von Donald Trump,
und dem wenige Kilometer entfernten Convention Center, wo der neue Präsident zu früher Morgenstunde die
Annahme seiner Wahl erklärte. Und dies zur Überraschung vieler Experten, Meinungsforscher und -
vor allem - deutschsprachiger Medien, die nach dem Prinzip Hoffnung agierten: Als könne nicht sein,
was eben nun sein kann."
Man hat man Jahrelang auf Trump rumgehackt, ihn ins Gericht gezogen. Die Wahl zeigt, dass der Einfluss der traditionellen Medien auf die Menschen geringer geworden ist. Wenn man weiss, dass eine Redaktion voreingenommen ist, und einseitig informiert, dann nimmt man das Medium auch immer mehr als "Werbung" war, anstatt als "Informationsquelle". Die Mehrzahl der US Medien, wie z.B. MSNBC oder CNN waren klar für Harris, Fox klar für Trump. Die Beeinflussung wirkt nicht mehr, wenn die Medien immer nur ihre eigenen Folger berieseln. Medienbeobachter haben einen Wandel in den Medien festgestellt. Während vor 20-30 Jahren eine Grundregel gewesen war, neutral zu sein, und Meinung und Berichterstattung zu trennen, hat sich das geändert. Heute sind Medien auch Werbeplattformen auch für politische Ansichten. Weil sich dann das Publikum denjenigen mit der vorgefassten Meinung anschliessen, funktioniert die Beeinflussung nicht mehr. Bei den letzten Präsidentenwahlen in den USA lagen die Prognosen daneben. Was könnte der Grund zu diesen chronischen Fehlprognosen sein? Bei der Erhebung der Einstellungen von Stimmberechtigten mangelt es seit Jahrzehnten an den Meinungskundgabe der Jungen. Diese Bevökerungsschicht ist vielleicht auch weniger bereit, ihre Meinung vor der Wahl offen kund zu tun. Kommt dazu, dass Jugendliche sich vor allem auf sozialen Kanäen Äussern und bei den klassischen Zeitungslesern fehlen. Möglicherweise haben die âKaffesatzleserâ auch weiterhin grosse Probleme, weil viele Menschen bei Umfragen nicht die Wahrheit kund geben. Es ist für diese Institute folgenschwer, wenn bei der Bevölkerung immer mehr das Vertrauen schwindet. Das Phänomen der völlig falschen Prognosen wird uns sicher noch lange beschäftigen. Im der Weltwoche schreibt Philipp Gut: Trumps Triumph zeigt: Die Macht der Medien ist beschränkt - zum Glück.
Die Berichterstattung war über weite Strecken keine Berichterstattung
mehr, sondern Teil eines religiöse Züge annehmenden,
chiliastisch anmutenden Endzeitgemäldes: Hier der "Teufel"
Trump, dort die "Erlöserin" Harris, hier der finstere "Faschist",
dort die wandelnde Freiheitsstatue. Mit Journalismus im Sinne eines
nüchternen, faktenbasierten Zugangs zur Realität und eines
harten, aber fairen Ringens um die besseren Argumente hat das wenig
zu tun. Ein Berufsstand hat gerade die eigene Bankrotterklärung
unterschrieben. Umso interessanter ist eine Botschaft dieser Wahlen:
Die Bürger lassen sich offensichtlich nur bedingt durch die Medien
beeinflussen. Sie spüren, wenn es höhlelet und klappert, wenn
sich die Rhetorik überschlägt. Auch der ganze Aufzug der
medial gepushten Prominentenparade von Jennifer Lopez über Eminem
und Taylor Swift bis Harrison Ford konnte die Wähler nicht von ihrer
Überzeugung, von ihrer eigenen Realitätswahrnehmung abbringen.
Und die heisst: Die Amerikaner wollen mehr Sicherheit, weniger illegale
Migration. Sie wollen tiefere Steuern und Ende Monat mehr Geld in
ihrem Portemonnaie. Sie wollen mehr Frieden auf der Welt und weniger
Militäreinsätze ihrer Jugend. Die Macht der Medien ist also
beschränkt. Die Demokratie lässt sich nicht nach Belieben aus
den Redaktionen heraus steuern. Zum Glück.
Köppel verglich in einem Weltwoche daily das Come-back von Trump mit dem Kampf von Muhammad Ali
gegen George Foreman im Jahre 1974. Ali erduldete die Schläge von Foreman
lange, bis dieser müde war. Dann schlug er zu. Und Forman war KO.
Auf Youtube.
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