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www.rhetorik.ch aktuell: (09. Sep, 2024)

Zersägte Bänke

Rhetorik.ch Artikel zum Thema:
Nach dem Kunstverständnis von Joseph Beuys ist jeder Mensch ein Künstler. Seine Kunstwerke erregten Aufsehen, sorgten für Skandale und sind zum Teil heute noch umstritten. Aus der Sicht des Vermarktens, lieben es viele Künstler, wenn ihr Werk zu einem Medienaufschrei führt. Skandale schaffen die gewünschte Aufmerksamkeit. Und bei der Vermarktung ist Aufmerksamkeit ein wichtiger Treiber. Beuys war diesbezüglich ein Könner: Er füllte schon 1964 ein Klavier mit dem Waschpulver Omo und Müll. Er musste zwar die Aktion abbrechen. Studenten schlugen dem Aktionskünstler die Nase blutig. Später profitierte er von seinem neuen Kunstverständnis.

Am 4. September sorgte in Schaffhausen das Kunstprojekt "Hybride Stadtbänke" für Empörung und rote Köpfe. Der Schaffhauser Stadtrat sägte mit einer Motorsäge Bänke entzwei. Der Kostenpunkt war 100'000 Franken. Dank der Verbreitung der Aktion in zahlreichen Medien sorgte das angebliche Kunstwerk der Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin zu einen Shitstorm. Die Künstler vermochten es in der Bevölkerung nicht mehr, für die sonderbare Aktion Akzeptanz zu schaffen.

In der SN gab es eine ganze Seite von bösen und ironischen Leserbriefen. Die zahlreichen negativen Reaktionen können nicht damit abgetan werden, die Kritiker seien Kunstbanausen.

Aus meiner Sicht gilt bei der Kunst ebenfalls die bewährte Kommunikationsregel: "Wenn der Empfä¤nger die Botschaft nicht verstanden hat, ist in der Regel der Sender schuld". Wahrscheinlich greift das Kunstverständnis von Beuys zu weit.

Die Kunstaktion hat aber etwas erreicht. Es hat die Gemüter erhitzt. Die Medien haben ganz Schweizerisch darüber berichtet.

20 Min:
"Total abgehoben" und "ein schwer zu ertragendes Geldverschwendungsspektakel": Schaffhauser Kantonsrat Severin Brüngger lässt am Kunstprojekt des Schaffhauser Stadtrats kein gutes Haar. Dieser hat am Mittwoch das Kunstprojekt "Hybride Stadtbänke" der St. Galler Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin vorgestellt. (...) Brüngger hält sich mit Kritik nicht zurück: "Es ist offensichtlich, dass sich der Stadtrat überhaupt keine Gedanken gemacht hat, wie das Projekt auf die Bevölkerung wirkt." Während viele Leute den Gürtel enger schnallen müssten und hart für ihr Geld arbeiten gingen, gebe die Stadtregierung "mir nichts, dir nichts" 100'000 Franken Steuergelder aus - 90'000 Franken davon fürs Honorar für das Künstlerduo. "Die Botschaft ist klar: Man legt nicht viel Wert darauf, wie die anvertrauten Steuergelder eingesetzt werden", sagt Brüngger. Diese Abgehobenheit habe ihn doch sehr überrascht, sagt der FDP-Politiker. "Restaurants und Geschäfte, die einen Steinwurf vom Spektakel entfernt liegen und unter den ständigen Baustellen leiden, hätten sich über einen Zustupf der Stadt gefreut. Das versteht hier niemand." Er wolle sich nicht anmassen, die Kunstaktion einzuordnen und Noten zu verteilen, sagt Brüngger. "Aber ein Normalbürger wie ich kann die Verwendung von Steuergeldern für ein solches Projekt nicht nachvollziehen." Er wirft dem Stadtrat vor, das "soziale Kunstprojekt" bewusst bis am Mittwoch geheim gehalten zu haben. "Die Bürgerlichen Parteien wollten den Betrag im Jahresbudget streichen lassen, der Stadtrat hat sich im Grossen Rat aber mit der linken Ratsseite durchgesetzt."

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