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www.rhetorik.ch aktuell: (08. Sep, 2024)

Schulmeisterei in der Politik

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Die Erklärungsversuche für die jüngsten Wahlen in Deutschland sind immer noch im Gange. Frank A Meyer hat es einer seiner Kolumne "Top Down" vom 8. September auf den Punkt gebracht: die Bürger wollen nicht geschulmeistert werden. Sie wollen, dass die Politiker ihre Probleme ernstnehmen.

Vielleicht ist dieser eine Satz der Schlüsselsatz: "Wir haben unsere Politik gemeinsam zu erklären." Der Satz, nach dem Absturz der SPD bei den Wahlen in Thüringen und Sachsen formuliert, will sagen: Die Niederlage der Genossen ist Teil eines Missverständnisses, denn hätte die grosse, alte Partei ihre Politik nur besser erklärt, wäre sie beim Wähler auch besser angekommen. Nun müsse man eben nachholen, was verpasst worden sei: Erklärung und Aufklärung. Der Bürger als Objekt der Erziehung - in der Schulbank der Demokratie. Kevin Kühnert, Wortführer nach der Niederlage, ist das Model auf dem linken Laufsteg: Studienabbrecher, Berufspolitiker, redegewandt, bisweilen sogar charmant, schritt- und trittsicher in jeder ärgerlichen Lage, wie gerade jetzt: Wir müssen dem Wähler erklären, was er erst noch einüben muss, um SPD-tauglich zu werden. Der Bürger erwartungsvoll unten - einfaches Volk eben. Der Showstar oben am Mikrofon - im Besitz all dessen, was die unten erst noch zu begreifen haben. Was hat Kevin Kühnert mit den begriffsstutzigen Wählern zu tun? Ist er, der Sozialdemokrat, einer von ihnen? Entfährt auch nur einem Bürger beim Blick auf ihn der Satz: "Der ist einer von uns" - von uns, dem Volk? Grösser war die Entfernung der einstigen Volkspartei von denen, für die sie zu politisieren glaubt, in Sprache, Botschaft und Personen noch nie.



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