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Vielleicht ist dieser eine Satz der Schlüsselsatz: "Wir haben
unsere Politik gemeinsam zu erklären."
Der Satz, nach dem Absturz der SPD bei den Wahlen in Thüringen
und Sachsen formuliert, will sagen: Die Niederlage der Genossen
ist Teil eines Missverständnisses, denn hätte die grosse,
alte Partei ihre Politik nur besser erklärt, wäre sie beim
Wähler auch besser angekommen. Nun müsse man eben nachholen,
was verpasst worden sei: Erklärung und Aufklärung.
Der Bürger als Objekt der Erziehung - in der Schulbank der
Demokratie.
Kevin Kühnert, Wortführer nach der Niederlage, ist das
Model auf dem linken Laufsteg: Studienabbrecher, Berufspolitiker,
redegewandt, bisweilen sogar charmant, schritt- und trittsicher in
jeder ärgerlichen Lage, wie gerade jetzt: Wir müssen dem
Wähler erklären, was er erst noch einüben muss, um
SPD-tauglich zu werden.
Der Bürger erwartungsvoll unten - einfaches Volk eben. Der
Showstar oben am Mikrofon - im Besitz all dessen, was die unten erst
noch zu begreifen haben.
Was hat Kevin Kühnert mit den begriffsstutzigen Wählern zu
tun? Ist er, der Sozialdemokrat, einer von ihnen? Entfährt auch
nur einem Bürger beim Blick auf ihn der Satz: "Der ist einer
von uns" - von uns, dem Volk?
Grösser war die Entfernung der einstigen Volkspartei von denen,
für die sie zu politisieren glaubt, in Sprache, Botschaft und
Personen noch nie.
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